Wenn Rehwild die Straßen unsicher macht

Bitburg/Prüm · Im Herbst springen besonders häufig Tiere auf die Fahrbahn. Fast täglich ereignen sich im Eifelkreis Bitburg-Prüm Wildunfälle: 1178 Kollisionen hat die Polizei im Kreis seit Anfang des Jahres 2013 registriert.

Bitburg/Prüm. Der Nebel umhüllt Felder und Wälder. Es ist dunkel. Nur die Scheinwerfer beleuchten einige Meter des schwarzen Asphaltes. Wenn in solch einer Situation ein Reh oder ein Wildschwein auf die Fahrbahn springt, ist ein Zusammenstoß kaum zu vermeiden. Im Herbstnebel sorgen Wildtiere für Schrecken und Unfälle. "In unserem ländlichen Bereich ereignen sich fast jeden Tag Wildunfälle", sagt Wolfgang Zenner von der Polizei Bitburg. Seit Anfang des Jahres bis zum 20. November haben die Bitburger Polizisten 697 Wildunfälle registriert.
Ähnlich geht es ihren Kollegen in Prüm: 481 Mal kollidierten im selben Zeitraum Fahrzeuge mit Tieren auf der Fahrbahn. "Bei so vielen Unfällen müssten wir einen zusätzlichen Mitarbeiter dafür einstellen", kommentiert Christoph Cremer, Polizeihauptkommissar aus Prüm. Die rege Aktivität der Wildtiere auf der Straße führt zu genauso eng getakteten Einsätzen der Polizei. Das Protokoll eines Herbstwochenendes der Polizeiinspektion Bitburg zeigt es. Freitagabend, 19.40 Uhr: Mehrere Rehe wechseln auf der B 50 bei Metterich die Straße, ein Auto kollidiert mit einem Tier. Samstag, 16.45 Uhr: Wieder ein Zusammenstoß mit einem Reh, diesmal auf der L 2. Später um 21.22 Uhr: Auf der B 257 bei Irrel ist es diesmal ein Wildschwein, das zu einem Unfall führt. Sonntag, 19.05 Uhr: Ein Reh bei Dudeldorf überquert die Landstraße, ein Auto prallt dagegen.
Besonders das Rehwild ist im gesamten Eifelkreis Bitburg-Prüm an Unfällen beteiligt. Aber auch Füchse, Dachse und Wildschweine springen oft über die Straßen. Für seltene Arten wie Luchs oder Wildkatze sind Kollisionen regional sogar Todesursache Nummer eins. Im gesamten Kreis ist laut Polizei grundsätzlich überall mit Wildwechsel zu rechnen (siehe Extra).
Laut dem Deutschen Jagdschutzverband Rheinland-Pfalz gibt es mehrere Gründe dafür, warum so viele Zusammenstöße im Herbst passieren. Mit der Zeitumstellung verlagert sich der Berufsverkehr in die Dämmerungszeit, genau dann, wenn die Tiere auf Nahrungssuche gehen. Zudem ist Brunftzeit: Wildtiere sind auf Partnersuche. Bis Dezember dauert zum Beispiel die Paarungszeit der Wildschweine.
Für die Tiere enden die Begegnungen mit Fahrzeugen fast immer tödlich. Die Fahrer werden meist gar nicht oder leicht verletzt. Zenner berichtet von sieben Unfällen, bei denen Fahrer verletzt wurden, die Polizei Prüm meldet nur einen Leichtverletzten.
"Schwere Verletzungen resultieren meistens aus dem Versuch, dem Wild auszuweichen", sagt Zenner. Blechschäden seien fast immer garantiert.Extra

Bei einem Zusammenstoß zwischen Auto und Wildtier wirken so starke Kräfte auf das Fahrzeug ein, dass die Wucht des Aufpralles viel größer als das Gewicht des Tieres ist. Wenn bei Tempo 60 ein Rothirsch angefahren wird, entspricht die Aufprallwucht fünf Tonnen. So viel wiegt ein ausgewachsener Elefant. 3,5 Tonnen sind die Wucht, die in die Frontpartie eines Autos einschlägt, wenn ein Fahrer mit einem Wildschwein, immer bei Tempo 60, kollidiert. Das entspricht dem Gewicht eines Nashornes. bc/Quelle: ADACExtra

Grundsätzlich überall im Eifelkreis müssen Fahrer mit Wildwechsel rechnen. Von Wildunfällen stark betroffen sind laut Polizei Bitburg zum Beispiel: B 257 zwischen Bitburg und Wolsfeld; L 39 zwischen Speicher und Röhl; L 2 zwischen Idenheim und Auw an der Kyll, L 2 zwischen Staffelstein und Waxbrunnen. bc

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