Wie Bitburg um ein gutes Stück gewachsen ist

Bitburg · 21 Millionen Euro haben Brauerei, Stadt und Land investiert, um Marken-Erlebniswelt samt Stadthalle und Tourist-Info zu bauen. Beim Richtfest für das Geschäftshaus Belwo, mit dem die Faco das Ensemble komplettiert, wird heute ab 16 Uhr der Abschluss des größten Gemeinschaftsprojekts gefeiert, das es je in Bitburgs Innenstadt gab.

Spaziergang in die Vergangenheit: Wer vom Rathaus zur Römermauer spazierte, stieß wenige Meter weiter gleich auf die nächste Mauer - das hohe Bauwerk, das das Gelände der Brauerei umgab. Heute ist es kaum noch vorstellbar, dass die Innenstadt im Westen dort einst abrupt endete. Dabei ist das noch gar nicht so lange her. Im Juni 2007 rollte der Abrissbagger, Auftakt für Bitburgs West-Erweiterung.
Damals stand bereits fest, dass Brauerei, Stadt und Land auf dem Industriegelände, das seit dem Umzug der Produktionsstätte der Brauerei in die Südstadt brach lag, die Marken-Erlebniswelt samt Stadthalle und Tourist-Info bauen wollen. Ein 21-Millionen-Euro-Projekt.
Komplett wird das Ensemble mit dem Geschäftshaus Belwo, das die Faco seit Anfang des Jahres für rund 6,5 Millionen Euro baut. Beim Richtfest für das Geschäftshaus wird heute der Abschluss des Gesamtprojekts gefeiert. Dass am Ende alles geklappt hat, war unterwegs alles andere als selbstverständlich.

Stadthalle: Heute ist vergessen, wie heftig über die Idee einer Stadthalle in Bitburg gestritten wurde. Manche stellten den Sinn einer solchen Halle ganz infrage, andere fanden sie zwar sinnvoll, aber nicht finanzierbar. Eine Wende kam erst in die Debatte, als die Brauerei 2001 ihre Industriebrache als Standort vorschlug. Von da an ging es Schlag auf Schlag. Heute ist die Stadthalle aus Bitburgs kulturellem Leben nicht mehr wegzudenken. Die Betreiber Achim Schilling und Dieter Poss setzen seit der Eröffnung der Halle im Oktober 2009 ein Programm um, das jährlich mehr als 50 000 Besucher zieht.

Marken-Erlebniswelt: Unvorstellbar wäre es heute auch, wenn die Marken-Erlebniswelt irgendwo auf der grünen Wiese aus dem Boden gestampft worden wäre. Stattdessen wurde an historischer Braustätte das alte Sud- wie auch das alte Kesselhaus liebevoll in den Neubau integriert. Entstanden ist ein Erlebnis-Museum, das auf rund 1700 Quadratmetern in die Geschichte des Bitburger Pils entführt und die Kunst des Bier-Brauens von der Rohstoff-Auswahl über den Gärungsprozess bis zur Flaschenabfüllung mit allen Sinnen erlebbar macht - und seit seiner Eröffnung im August 2009 jährlich mehr als 40 000 Besucher zählt. Zudem wurde auch ein 1400 Quadratmeter großer Bürotrakt gebaut, in dem mehr als 100 Brauerei-Mitarbeiter arbeiten.

Tourist-Info: Es war ein Schock, als die Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land, die zusammen mit der Stadt Bitburg und der VG Speicher die Tourist-Info betreibt, Ende 2008 den Umzug in das Stadthallengebäude auf Eis legte. Hintergrund war eine Debatte wegen der Kosten für den Innenausbau. Die Kosten wurden gesenkt, der Umzug beschlossen und seit Sommer 2010 zählt die Tourist-Info am neuen Standort rund 25 000 Besucher im Jahr.

Geschäftshaus: Der Baubeginn des Geschäftshauses, das von Beginn an auf dem Grundstück von Marken-Erlebniswelt und Stadthalle geplant war, war zunächst für Mitte 2008 geplant, wurde dann aber immer wieder verschoben. Das Warten hat sich gelohnt: Das Konzept des dreieinhalbgeschossigen Gebäudes, in dessen Glasfassade sich später Liebfrauenkirche und Rathaus spiegeln, wurde von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen mit der Höchstbewertung in Gold ausgezeichnet. Es entstehen rund 1800 Quadratmeter Bürofläche sowie zwei Penthouse-Wohnungen. Im Spätsommer 2013 soll der Neubau stehen.
Grund genug, um heute mit allen Projektpartnern auf das neue Stück Bitburg anzustoßen.Extra

 Die alte Brauereimauer im März 2003. TV-Foto: Archiv/Harald Jansen

Die alte Brauereimauer im März 2003. TV-Foto: Archiv/Harald Jansen

PPP-Projekt: Wenn sich private Investoren und öffentliche Hand zusammentun, um gemeinsam ein Projekt wie die Umnutzung der Industriebrache der Brauerei in Bitburgs nordwestlicher Altstadt umzusetzen, ist das ein so genanntes Public- (öffentlich) Privat- (privat) Partnership- (Partnerschaft) Projekt - oder kurz: PPP-Projekt. Mag es auch bei vielen solcher PPP-Projekten - vom Nürburgring bis zum Flughafen Hahn - knirschen, in Bitburg war es eine erfolgreiche Partnerschaft, die zu einem gelungenen Ergebnis führte, wie im Folgenden die Projektpartner deutlich machen:
Roger Lewentz, Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur Rheinland-Pfalz: "Bitburg hat mit Unterstützung des Landes bei der Stadtentwicklung enorme Fortschritte erzielt. Mit der Ausweisung des Brauereigeländes als Sanierungsgebiet sind nun neue Maßstäbe gesetzt worden. Es ist dort ein beispielhaftes PPP-Projekt in die Umsetzung gegangen und ein modernes Informations-, Tagungs- und Verwaltungszentrum entstanden, in das auch die Stadthalle Bitburg eingebettet ist. Mit dem Belwo-Gebäude wird das Gesamtkonzept sinnvoll abgerundet."
Joachim Kandels, Bürgermeister Stadt Bitburg: "Dass Innenminister Roger Lewentz zum Richtfest des Geschäftshauses Belwo nach Bitburg kommt, unterstreicht die Bedeutung des gelungenen Gemeinschaftsprojekts, das Brauerei, Stadt und Land sowie die Projektentwicklungsgesellschaft Faco im Sanierungsgebiet Nordwestlich der Römermauer umgesetzt haben. Mit Bitburger Marken-Erlebniswelt, Stadthalle und Tourist-Information ist ein hervorragendes Ensemble entstanden, für das kein Standort geeigneter gewesen wäre. Dieses Ensemble wird nun durch das Geschäftshaus komplett. Gemeinsam ist es bei diesem Public-Private-Partnership-Projekt von privaten Investoren und öffentlicher Hand gelungen, städtebauliche Missstände zu beseitigen und einen neuen Akzent zu setzen."
Jan Niewodniczanski, Geschäftsführer Technik der Bitburger Braugruppe: "Die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Land und der Stadt hat maßgeblich dazu beigetragen, dass das PPP-Projekt erfolgreich umgesetzt werden konnte. Ich bin mit der neuen Nutzung des alten Brauereigeländes sehr zufrieden. Denn die Bitburger Marken-Erlebniswelt, die Stadthalle sowie die Tourist-Information haben erheblich zur Aufwertung der Innenstadt beigetragen. Die Nähe der Brauerei zur Stadthalle ist für uns ein großer Vorteil, da wir diese für viele Veranstaltungen nutzen können. Zum Beispiel, und das freut mich ganz besonders, findet dort jetzt jährlich der Jugend forscht-Wettbewerb statt, bei dem wir seit über 40 Jahren Patenunternehmen sind."
Stefan Kutscheid, Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft Faco: "Die hohe Identifikation der Bitburger Bürger mit ihrer Stadthalle und dem gesamten Gebäude-Ensemble sehen wir als schönste Bestätigung unserer Arbeit. Das Geschäftshaus Belwo zeigt mit seiner innovativen und ressourcenschonenden Gebäudetechnik sowie mit seinem Motto ,Weil Arbeiten auch Leben ist' den Weg für die Arbeitswelt der Zukunft. Unser Ziel ist es, mit dem Menschen im Mittelpunkt nachhaltige Immobilien zu entwickeln."

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