Motorsport Die Reife(n)prüfung

WOLSFELD · Seit vergangenem Samstag wird von vielen Freiwilligen in und um Wolsfeld Hand angelegt, damit der „Große Preis der Südeifel“ beim Bergrennen an Pfingsten wieder über die Bühne gehen kann.

 Reife(n) Leistung: Juliane Follmann macht per Pinselstrich aus schwarzen Gummiwalzen rot-weiße Sicherheits-Elemente. Axel Rees zurrt die Reifen fest.

Reife(n) Leistung: Juliane Follmann macht per Pinselstrich aus schwarzen Gummiwalzen rot-weiße Sicherheits-Elemente. Axel Rees zurrt die Reifen fest.

Foto: TV/Jürgen C. Braun

„Zum Arbeiten zu alt – zum Sterben zu jung – zum Reisen gerade richtig“ – das zu diesem Motto passende und nicht mehr ganz „taufrische“ Paar im Führerhaus des Wohnmobils, auf dessen Heck diese Lebensweisheit zu lesen stand, staunte nicht schlecht. Als die beiden Weltenbummler am Ortsausgang die Steigung nach Wolsfelderberg hinauf in Angriff nehmen wollten, mussten sie mit ihrer Wohnung auf Rädern erst einmal anhalten.

Ein paar junge Männer waren nämlich damit beschäftigt,  unzählige alte Autoreifen von einem Hänger abzuladen, diese mit Gurten zu Paketen zusammenzuschnüren und daraus eine Auffang-Zone zu bauen. Die Arbeiter bemerkten die fragenden Blicke des Paares und erklärten: „Hier ist am Wochenende Bergrennen“. „Aha!“ So ganz mögen die beiden diese Information nicht verstanden haben. Aber immerhin setzten sie ihren Weg in die automobile Freiheit um eine Erkenntnis reicher fort.

Für Björn, Phillip, Axel und Timo, die sich ausgangs der Holsthumer Straße im Schweiße ihres Angesichtes zu schaffen machten,  winkt statt der Fahrt ins Rentnerglück noch bis am Samstagabend jede Menge Arbeit. Und nicht nur für sie, die Mitglieder des Eifelmotorsportclubs (EMSC) Bitburg sind. Auch für viele Wolsfelder, für Mitglieder von Vereinen, für Nachbarn, Kumpels, Freiwillige. Denn der „Große Preis der Südeifel“, das Rennen auf der 1,6 Kilometer langen Asphaltschlange hinauf nach Wolsfelderberg, ist zunächst einmal eines, bevor es überhaupt zur sportlichen Großveranstaltung werden kann: eine Herausforderung für den Gemeinsinn, das Miteinander, das   Helfen und Anpacken.

„Gestern konnte ich nicht. Heute kann ich. Also bin ich da.“ So einfach wie bei Axel Rees kann das sein.  Axel ist wie Timo Rees und Phillip Plein Mitglied des Bitburger Clubs, der das Rennen in Wolsfeld in diesem Jahr zum 56. Mal organisiert. Wie viele Leute beim Aufbau helfen, wollen wir wissen. „Wir zählen das nicht. Wer kann, der kommt. Aber so zwischen  20 und 25 werden es sein.“ Nur vom EMSC Bitburg, versteht sich. Die Helfer aus dem Ort noch nicht mitgerechnet.

 Reife(n) Leistung: Axel Rees zurrt die angelieferten Reifen fest.

Reife(n) Leistung: Axel Rees zurrt die angelieferten Reifen fest.

Foto: TV/Jürgen C. Braun
 Schwarzer Lindwurm in grüner Wiese: Die Reifen werden per Traktor und Anhänger zur Strecke gebracht.

Schwarzer Lindwurm in grüner Wiese: Die Reifen werden per Traktor und Anhänger zur Strecke gebracht.

Foto: TV/Jürgen C. Braun
 Ein Dorf wird zum Fahrerlager: An Pfingsten bestimmt das Bergrennen das Bild in der Südeifelgemeinde Wolsfeld.

Ein Dorf wird zum Fahrerlager: An Pfingsten bestimmt das Bergrennen das Bild in der Südeifelgemeinde Wolsfeld.

Foto: TV/Jürgen C. Braun

Seit Samstag vor einer Woche sind sie bei der Arbeit. Vieles hat sich eingespielt, ist zum Automatismus geworden. Aber die Arbeit erledigt sich halt immer noch nicht von alleine. Rund zweieinhalb Tausend Reifen müssen eine Woche vor Beginn der Veranstaltung, zu der weit über 100 Fahrzeuge aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg anreisen, von ihrem Lager unweit der Nims an die Strecke gekarrt werden. Die Sicherheitsauflagen sind hoch und erfordern detaillierte Planung. Kein Wunder, dass bei EMSC-Chef Christoph Schackmann in diesen Tagen das Handy auf Dauerbetrieb umschaltet. Der Schlusssatz eines  jeden Gesprächs ist fast immer der gleiche: „Wenn du kannst, dann komm. Wir sind froh über jeden, der hilft. Wir können jeden gebrauchen.“ So wie Anja Schlax und Juliane Follmann. Die beiden betätigten sich im Festzelt als „Reifenkosmetikerinnen“. An bestimmten Streckenpunkten müssen die breiten Gummiwalzen erkennbar sein. Anja und Juliane verwandeln die schwarzen Rohlinge deshalb mit Pinselstrich in rot-weiße, mobile Türme. Wie viele Reifen sie bemalt haben? „Eine ganze Menge“, antworten sie. Für Anja und Juliane, so wie für alle anderen, die beim Streckenaufbau, beim Vorbereiten des Fahrerlagers oder im Hintergrund tätig sind, gilt in diesen Tagen eines: Sie tragen ihren Teil dazu bei, dass die Wolsfelder Reife(n)prüfung gelingt.

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