Zahl der Flüchtlinge auf dem Bitburger Flugplatz sinkt: Freie Betten und entspannte Gesichter

Zu Spitzenzeiten waren es 1500, jetzt sind es dagegen nur noch 326 Flüchtlinge, die in der Afa-Außenstelle auf dem Bitburger Flugplatz untergebracht sind. Nach Auskunft der Behörden sinkt die Zahl der ankommenden Flüchtlinge seit der Schließung der Fluchtroute über den Balkan. Womöglich will das Land deshalb einige Erstaufnahmeeinrichtungen schließen.

Zahl der Flüchtlinge auf dem Bitburger Flugplatz sinkt: Freie Betten und entspannte Gesichter
Foto: Christian Moeris

Enge und Lärm: Noch im vergangenen Herbst lebten zwischenzeitlich 1500 Menschen dicht gedrängt in Großraumzelten und in einem Hangar auf dem Bitburger Flugplatz. Mit weißen Bettlaken, welche die 500 Bewohner der Zeltstadt zwischen den Etagenbetten gespannt hatten, versuchten sie ihre Intimsphäre vor den Blicken der Mitbewohner zu schützen - soweit das in Großraumzelten überhaupt möglich ist.

Doch solche Zustände bei der Unterbringung von Flüchtlingen gehören in Bitburg der Vergangenheit an. "Mit den Zelten konnten wir die Menschen nur vor der Obdachlosigkeit bewahren", sagt Miriam Lange, Pressesprecherin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) rückblickend. Eine optimale Unterkunft für eine so große Menschengruppen seien die Zelte nicht gewesen, sagt Lange. Mittlerweile wurden sie abgebaut. Ebenso wie die 300 Betten im Flugzeughangar, die das Deutsche Rote Kreuz nun abtransportieren lässt.

Nur in den beiden Wohnblocks der Erstaufnahmeeinrichtung, die Eifelstern-Geschäftsführer Willi Burelbach an das Land vermietet hat, leben derzeit noch Flüchtlinge. Doch selbst die beiden festen Gebäude mit einer Kapazität für 600 Menschen sind aktuell mit 326 Flüchtlingen nur halb belegt. Der Grund: "Seit die Balkanroute geschlossen ist, kommen täglich nur noch etwa 20 bis 70 Flüchtlinge in Rheinland-Pfalz an", sagt Nikolai Zaplatynski, Pressesprecher der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD). 2015 - zu Spitzenzeiten - seien es etwa 800 am Tag gewesen.
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Die Situation in Bitburg: Auf dem Hof vor den Wohnblocks genießen die Bewohner an einem Aprilnachmittag die Frühlingssonne, Kinder spielen Fußball, oder fahren Rad.
Auf dem Rasen sitzen in kleinen Gruppen verteilt Erwachsene und Jugendliche in Unterhaltungen vertieft, darunter der 18-jährige Jussef. Seit zweieinhalb Monaten wohnt der Syrer mit seiner zehnköpfigen Großfamilie - dazu gehören seine Eltern, Großeltern und sein Bruder - in der Afa Bitburg. Er habe das ägäische Meer zwischen der Türkei und Griechenland in einem neun Meter langen Schlauchboot mit 70 Personen an Bord durchfahren, erklärt Jussef. "Hier geht es uns gut. Es gibt keine Flugzeuge, die Bomben abwerfen. Hier haben wir Ruhe vor dem Krieg." Nun warte er auf seine Vermittlung in eine Wohnung. Aber die Unterkunft auf dem Flugplatz, sagt der 18-Jährige, "ist in Ordnung".
So sieht es auch Ulrich Sauer, der neue Einrichtungsleiter des DRK. "Bei halber Belegung ist die Betreuung quasi doppelt so intensiv und gut", sagt der 35-Jährige.
"Im Vergleich zu anderen Einrichtungen haben wir hier in den Wohnblocks mit zwei bis fünf Personen pro Zimmer paradiesische Zustände."

Derzeit käme pro Woche nur noch eine Handvoll Flüchtlinge in der Außenstelle an, sagt Sauer. "Es waren mal ganze Busse." Die Einrichtung habe jedoch vom Ministerrat eine längerfristige Bestandsgarantie erhalten, sagt der ehemalige Einrichtungsleiter Mario Pawlowski-Großmann, der nun im DRK-Kreisverband die Gesamtprojektleitung für die Flüchtlingsarbeit übernommen hat. Denn wenn der Flüchtlingsstrom weiter abnehme, werde die ein oder andere Afa-Außenstelle in Rheinland-Pfalz mit Sicherheit geschlossen, sagt DRK-Kreisgeschäftsführer Rainer Hoffmann.

n der Tat : Nach TV-Informationen will Ministerin Irene Alt heute bekanntgeben, welche Einrichtungen im Land betroffen sind. Nach TV-Informationen soll die Afa-Außenstelle Wittlich im Gespräch sein. Bei der Vermittlung der Flüchtlinge in Wohnungen laufe derzeit alles reibungslos, sagt Heike Linden, Pressesprecherin der Kreisverwaltung.
"Es ist noch freier Wohnraum vorhanden. Engpässe gibt es gelegentlich nur, wenn die Wohnungsgrößen nicht passen." Um die Kommunen bei der Wohnungssuche zu entlasten, würden die Flüchtlinge nun länger, etwa drei Monate, in den Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht, sagt Zaplatynski. Derzeit leben 1058 Asylbewerber mit einer anerkannten Aufenthaltsgenehmigung im Eifelkreis Bitburg-Prüm. In der Stadt Bitburg sind es 180 Menschen.

Wie die Verwaltung mitteilt, wurden 2016 bislang neun Asylbewerber aus dem Eifelkreis "zwangsweise in ihr Heimatland zurückgeführt".

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