Zerstörungswut in der Idylle

KÖRPERICH. Zuletzt fast täglich beschädigen Unbekannte Schilder und Lernstationen des Gaytal-Parks in Körperich. Trotz einiger Hinweise blieben die Täter bisher im Dunkeln.

Bianca Hagen ist leidgeprüft. Die Leiterin des Umwelt-Erlebnis-Zentrums Gaytal-Park in Körperich hat verstärkt seit der Saison 2004 mit einem Problem zu kämpfen: In trauriger Regelmäßigkeit stellt sie teilweise massive Schäden entlang des idyllischen Naturerlebnispfads und am Gebäude fest (siehe Extra). gestohlene Hinweisschilder unter anderem an der Straße und am Parkplatz zerkratzte, angekokelte und zerstörte Beschriftungstafeln versuchte Einbrüche ins Gebäude Schäden an den Sonnenkollektoren der Außenwand umgekippte und angezündete Mülleimer aufgeschnittene Gitter, zerschlagene Becher und abgerissene Kette an der Wasserstation entfernte Schrauben, herausgebrochene Bohlen, kurz und klein geschlagene Ruhebank an der Holzbrücke der Gemeinde über den Gaybach.Mit Hammer und Bolzenschneider

Die Täter setzen bei ihren nächtlichen Einsätzen teilweise schweres Werkzeug wie Bolzenschneider, Hammer und spezielle Schraubenschlüssel ein - und große Kraft. "Da muss eine unheimliche Aggression dahinter stecken", vermutet Bianca Hagen. Ständig muss irgendwo etwas repariert werden. Doch kaum ist ein neues Schild angebracht, ist es auch schon wieder verschwunden oder unbrauchbar gemacht. Weil die Kosten zu explodieren drohen, kann vieles nur notdürftig ausgebessert werden oder bleibt kaputt. Die Folge: Besucher bekommen zwangsläufig einen schlechten Eindruck vom Park und damit von der Region. "Der Gaytal-Park ist eine wichtige Anlaufstelle für Touristen und kann einen Mehrwert für Einheimische bringen. Die Schäden fallen als Negativ-Werbung auf die ganze Gegend zurück", betont Hagen. Jedes Mal aufs Neue dokumentiert sie die Schäden mit Notizen und Fotos. Jedes Mal aufs Neue verständigt sie die Polizei. Die Strafanzeige gegen Unbekannt läuft bisher ins Leere: Von den Tätern fehlen brauchbare Spuren. Oft wird stiller Alarm ausgelöst. Doch wenn Mitarbeiter und Polizisten eintreffen, ist niemand zu sehen. Das offene, unübersichtliche Gelände bietet viele Fluchtwege. "Den Park einzuzäunen, würde der offenen Idee widersprechen. Das wäre teuer und würde nicht viel nutzen", glaubt Hagen. Otto Borrelbach, Bezirksbeamter der Polizei für die Verbandsgemeinde Neuerburg: "Zum möglichen Täterkreis gehören Urlaubsgäste, aber auch Einheimische, die offenbar besonders in den Ferien Langeweile haben." Bisher könne keinem etwas Verbotenes nachgewiesen werden, denn Zeugen hätten sich mit konkreten Angaben zurückgehalten. Borrelbach sieht ein gesellschaftliches Problem: "So lange die Leute selbst nicht betroffen sind, sehen sie das anders. Dabei wäre es wichtig, dass der Verursacher die Schäden bezahlen müsste und nicht die Allgemeinheit." Träger der Einrichtung ist ein Zweckverband, an dem Verbandsgemeinde, Kreis und Ortsgemeinde Körperich beteiligt sind. Verbandsvorsteher und Bürgermeister Norbert Schneider missfällt die "Gleichgültigkeit" der Bürger: "Auch der Ortsgemeinderat sollte sich endlich mit der Angelegenheit befassen. Und die Polizei muss versuchen, aus verdächtigen Gruppen die Täter herauszupicken. Urlaubsgäste kommen nicht mit dem Bolzenschneider." Auch Ortsbürgermeister Dieter Ludwig macht sich Gedanken: "Die Schäden sind ärgerlich. Wir besprechen das Thema in der nächsten Ratssitzung." Jeder Bürger solle wachsam für Verdächtiges sein. Hoffnung macht eine positive Erfahrung in Neuerburg: Seit dem TV-Bericht über Schmierereien von Sprayern unter anderem am dortigen Schulzentrum gibt es praktisch keine neuen Vorfälle mehr. Die Polizei Bitburg bittet um Hinweise zum Vandalismus im Gaytal-Park. Zeugen können sich unter Telefon 06561/96850 melden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort