Zum Frühstück aßen wir Schnee

Am 16. Dezember 1944 erhielten wir in der Feyenkaserne Trier im Rahmen der Ardennen-Offensive den Einsatzbefehl in Richtung Bastogne. Über Ehrang, Welschbillig und Helenenberg führte uns der Weg nach Irrel. Von dort ging es über Ernzen, Ferschweiler an die Sauer nach Bollendorf, die wir nur mit großen Problemen überquerten. In der Deckung von Wäldern und Dickicht, die uns Schutz vor den ständig kreisenden Jagdflugzeugen boten, führte der Weg über Diekirch durch die Täler nach Wiltz. Meistens übernachteten wir ohne Zelte in Fichtenschonungen mit nur dürftigem Kälteschutz, Schlaf fanden wir selten. Im Kessel zwischen Wiltz und Bastogne erwartete uns die Kriegsfront. Die anfänglichen militärischen Erfolge hatten ein schnelles Ende, da der Nachschub zusammenbrach. Dies galt auch für die Verpflegung. Nicht selten aßen wir zum Frühstück Schnee. Durch das gemeinschaftliche Teilen seltener "Lebensmittel" wie etwa Hühner hatten dennoch alle etwas zu essen. In den Weihnachtstagen, die wir in der Gegend von Oberwambach verbrachten, lief uns ein Schwein zu. Die Einwohner der Dörfer waren vor dem Krieg geflüchtet.Im Lazarett wurde ich am Eifeler Dialekt erkannt

Das Schwein war schnell gefangen und geschlachtet. Es war unser Weihnachtsgeschenk, von dem wir durch strenge Rationierung auch in den nächsten Tagen noch etwas hatten. Nach meiner Verwundung vor Bastogne am 8. Januar 1945 wurde ich über den Verbandsplatz Helenenberg mit dem Lazarettwagen ins Verwundetenauffanglager nach Schweich gebracht. An meinem Eifeler Dialekt erkannte mich eine der Bediensteten und fragte mich: "Von wo bos dou dan her?" "Ech sejn von Daun", antwortete ich. " Ne von Daun bos dou net, dan dät ech dech kennen. Ech sejn us Daun." "Wenn dou dech ouskenns, ech sejn von Rengen." Die zuständige Veterinärstation war zu diesem Zeitpunkt in Schalkenmehren. Ich nahm die Gelegenheit wahr und fuhr mit in ihrem Dienstwagen bis Schalkenmehren. Von dort ging ich durch das in Trümmern liegende Daun nach Hause, nach Rengen. Am folgenden Tag meldete ich mich zur Aufnahme ins Lazarett im ehemaligen Hotel Schramm in Daun. TV-Leser Johann Gräfen ist heute 82 Jahre alt und lebt noch immer im Dauner Stadtteil Rengen. Er war Transportunternehmer.

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