Geschichte Zurück zum alten Charme des Hofes
Oberstedem · Verliebt in alte Steine: Der Eifel-Kastanienhof in Oberstedem wurde 1857 errichtet. Sein Besitzer hat in den vergangenen 18 Jahren die Bausünden der 60er Jahre beseitigt und die Frontansicht wieder in den Urzustand zurückversetzt.
Früher war das in der Eifel so: Der erstgeborene Sohn erbt später mal den Hof. Und da Rudolf Heinzkill drei Schwestern und einen älteren Bruder hat, stand fest, dass er nicht Bauer werden würde. Deshalb beschlossen seine Eltern: Der Junge soll etwas Technisches lernen. Und so zog Rudolf Heinzkill im Alter von 16 Jahren ins 250 Kilometer entfernte Wermelskirchen bei Remscheid und machte eine Ausbildung zum Dreher.
„Das ist jetzt genau 50 Jahre her“, sagt der heute 66-Jährige, der mittlerweile wieder in seinem Heimatort Oberstedem in seinem Elternhaus lebt. Doch bis dahin war es ein weiter und spannender Weg.
Zunächst musste er die Eifel verlassen. „Hier gab es keine Firma, die so etwas anbot. Das war für mich schon hart, so weit weg von zu Hause. Das Weiteste, bis wohin ich bis dahin mal gefahren bin, war Trier – 25 Kilometer entfernt“, sagt er. Doch heute sei er froh, dass es damals so gekommen ist.
Kurz nach der Ausbildung wird Rudolf Heinzkill zunächst zum Wehrdienst eingezogen. Er verpflichtet sich für vier Jahre, um Fremdsprachenkorrespondent bei der Luftwaffe zu werden. Er bildet sich weiter, wird Maschinen-Entwicklungstechniker und gründet im Alter von 35 Jahren seine eigene Maschinenbau-Firma in Trierweiler.
Sein Bruder hatte die Landwirtschaft irgendwann aufgegeben. „Das Haus meiner Eltern hatte einen extremen Unterhaltungsstau. Es bestand die latente Gefahr, dass es verkauft werden soll und das konnte ich überhaupt nicht akzeptieren“, erinnert Rudolf Heinzkill sich. So hat er seinem Bruder den Hof 1999 abgekauft und 2000 mit dessen Renovierung begonnen. Und bis heute nicht damit aufgehört.
Zunächst hat er sich den vorderen Bereich vorgenommen – den ehemaligen Hühnerstall. Danach kam sukzessive der „Rest“ an die Reihe. Heinzkill schätzt, dass der Hof insgesamt so um die 350 Quadratmeter Wohnfläche hat. „Die Dachfläche entspricht in etwa der von fünf Einfamilienhäusern“, sagt er. Drei Gauben wurden wieder eingebaut und der Dachüberstand entfernt.
Danach ging es an die Außenmauern. „Ich wollte, dass es wieder so aussieht wie früher. Doch dafür mussten wir die Bausünden aus den 60er Jahren wieder rückgängig machen, wie zum Beispiel die großen Fenster, die mal in die Mauer gebrochen wurden“, erzählt er. Nach einem Zerwürfnis mit seinem Architekten übernimmt Heinzkill selbst die Bauleitung. Beim Rohbau unterstützen ihn die Bauunternehmen – „ansonsten haben wir extrem viel in Eigenarbeit gemacht“, sagt er. Deswegen sei es auch noch nicht ganz fertig, spätestens in zwei Jahren soll es aber so weit sein.
Ein Wintergarten wurde neu angebaut. Ebenso ein Freisitz. Der steht dort, wo früher der alte Maschinenschuppen gewesen sei, und deswegen habe er ihn auch mit einem Blechdach versehen. Im Haus hat er sich bemüht, möglichst viel altes Material wiederzuverwenden. So hat er ein Bücherregal aus alten Deckenpfosten gebaut. Aus alten Eichenbohlen wurden Sitzbänke, die „unendlich schwer sind und bestimmt die nächsten 5000 Jahre halten“, sagt Rudolf Heinzkill und lacht. In der Küche und im Flur konnte er den alten Terrazzoboden erhalten. Sehr aufwändig hat er das Gewölbe des ehemaligen Kartoffelkellers restauriert.
Im Hof und im angrenzenden Garten stehen zahlreiche Kastanienbäume, denen der Eifel-Kastanienhof auch seinen Namen verdankt. Ins Auge fallen drei ganz besonders große und prächtige Exemplare. Dem größten hat fast mal ein Sturm den Garaus gemacht. Wie tot habe er im Hof gelegen und ihn zu Tränen gerührt, erinnert sich Heinzkill. Doch dann, wie ein Wunder, obwohl der Stamm innen nahezu hohl ist, schlägt er wieder aus und bildet an der Abbruchkante rundherum neue dicke Äste.
Den zweiten großen Baum hat sein Vater als Steckling vor vielen Jahren in einen Topf gesetzt. „Den habe ich dann später als jungen Baum auf das Gelände meiner Firma in Trierweiler gepflanzt. Als ich zurück nach Oberstedem gezogen bin, habe ich ihn mit dem Bagger wieder ausgegraben und hier wieder eingepflanzt. Seitdem ist er gewachsen, als wenn er gespürt hätte, dass er ursprünglich hierhin gehört hat“, sagt Heinzkill.