Zurücktreten bitte! Die Drahtesel kommen

PRÜM. Seit 40 Jahren leitet Franz-Josef Faas die Geschicke des Museums Prüm. Am Sonntag, 8. Januar, eröffnet er die Sonderausstellung "Von der Bahntrasse zum Radweg".

Zuerst kamen die Karten, dann kam die Idee: Am Sonntag, 8. Januar, eröffnet Museumsleiter Franz-Josef Faas im Prümer Museum eine neue Ausstellung mit dem Titel: "Von der Bahntrasse zum Radweg". Aus ihm nicht bekannten Gründen hat die Bahn ihr Archiv in Saarbrücken entrümpelt und dem Katasteramt Prüm Karten ehemaliger Bahnhöfe der Region zugeschickt. Gestern Bahnstrecke - heute Radweg

Faas überlegte: "Was ist aus der Bahnstrecke geworden? - Radwege." Zufälligerweise - nein glücklicherweise - sitzt im Prümer Katasteramt Peter Rübsahl. "Das ist ein Eisenbahn-Fan, ein Sammler. Am liebsten würde er sich eine Lokomotive ins Schlafzimmer stellen", sagt Faas. Zusammen mit Rübsahl hat er jede Menge Erinnerungsstücke, Fotos und Zeichnungen zum Ausstellungsthema zusammengetragen. Ins Schwitzen kam der Museums-Chef, als sich Rübsahl bei einem Ausflug im Wald das Bein brach und für Wochen ausfiel. Doch die Ausstellung ist ansehnlich geworden. Sie wird am Sonntag um 11.30 Uhr im Museum eröffnet. "Früher war die Bahn bedeutsam", weiß der 83-Jährige, "die Eifelnebenbahn transportierte Grubenholz, Lohe, Leder, Blei und Erz." Später dann Soldaten. Heute würden höchstens noch Touristen mit ihr verkehren. Die alten Trassen fahren sie dennoch ab, nur sitzen sie nicht in der Holzklasse, sondern auf ihren Fahrrädern. Seit 40 Jahren leitet Franz-Josef Faas die Geschicke des Prümer Museums. Das gibt es bereits seit 1929. Im Krieg sei alles vernichtet worden. Dann habe die NS-Verwaltung 1944 die Reste in ein Lager bugsiert. Und von dort sei gründlich gestohlen worden. 1966 habe er dann ganz bescheiden in Prüm wieder angefangen, erinnert sich Faas. Die Räume in der Verbandsgemeinde bezog er 1987. Viel hat er seitdem bewegt. Als das Geld für Kulturgüter noch etwas lockerer saß, hat Faas einige Kostbarkeiten erstanden. "Was hier drin steht, ist alles über mich hier reingekommen", sagt der ehemalige Geschichtslehrer und stellvertrende Schulleiter des Prümer Regino-Gymnasiums nicht ohne Stolz. "Den Hutladen", sagt er und tippt auf die Miniaturausgabe des Geschäfts, "habe ich aus Lindau mitgebracht - im Koffer." Das Puppenzimmer aus weißen Möbeln habe sein Vater gebaut. Und die zwei kleinen Büsten von Richard Wagner und einer ihm nicht bekannten Frau, die auf einem Klavier stehen, habe mal jemand während des Kriegs geklaut. "Im Alter scheint den Dieb das schlechte Gewissen gepackt zu haben, jedenfalls hat er mir die Köpfe wieder zurückgeschickt. Die Pakete kamen aus Texas."Spender: unbekannt

Beim Rundgang durchs Museum stutzt Faas kurz beim Anblick eines alten Schaukelpferds. "Das kenn' ich ja noch gar nicht, hat wohl jemand da hingestellt und mir nicht Bescheid gesagt." Manchmal komme es schon vor, dass jemand eine Kostbarkeit oder Kleinigkeit dem Museum spende. Die habe ihm beispielsweise ein ehemaliger Schüler gebracht, sagt er und zeigt auf eine Sammlung Caspary-Gläser. Pläne für seine nächste Sonderausstellung hat der Liebhaber alter Sachen auch schon: "Ich stelle Bilderbogen aus." Bilderbogen waren seit der zweiten Hälfte des 18., besonders aber im 19. Jahrhundert als populärer Bild- und Lesestoff weit verbreitet. Meist waren es kleine Bildgeschichten, die auf Einzelblätter gedruckt und für einen Groschen verkauft wurden. Nach 40 Jahren Leben im und für das Prümer Museum hat Franz-Josef Faas viel erreicht. Doch einen Wunsch hat er noch, auch wenn er ihn nicht direkt ausspricht - dass möglichst viele sich für "sein" Museum interessieren. Angefangen hat er mal mit 6000 Besuchern im Jahr. 2005 waren es 1400. Öffnungszeiten im Prümer Museum, Tiergartenstraße 54: Sonntags und mittwochs von 14 bis 17 Uhr. Ausstellungseröffnung: Sonntag, 8. Januar, 11.30 Uhr.

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