Politiker Stellt ausgerechnet ein Trierer Grüner dem Tübinger OB Boris Palmer ein Bein?

Trier · Werfen die Grünen den Tübinger OB Palmer wegen seiner Äußerungen über den den früheren Fußball-Nationalspieler Dennis Aogo aus der Partei? Ein Trierer Parteifreund Palmers ist an der erhitzten Diskussion und den möglichen Folgen nicht ganz unbeteiligt. Und Rücktrittsforderungen hagelt’s von den Trierer Grünen schon länger.

 Boris Palmer (Bündnis 90/Die Grünen), Oberbürgermeister von Tübingen.

Boris Palmer (Bündnis 90/Die Grünen), Oberbürgermeister von Tübingen.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Die Diskussion über die Facebook-Äußerungen des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer gehen weiter. Grünen-Chef Robert Habeck bezeichnete das Parteiausschlussverfahren gegen seinen Parteikollegen als „unvermeidlich“. Die Sätze, die Palmer am Freitag auf seiner Facebook-Seite gepostet habe, seien „beleidigend und rassistisch“ und „eines Oberbürgermeisters ungehörig“, sagte Habeck. Die Grünen werfen Palmer Rassismus vor wegen einer bei Facebook geposteten Aussage über den früheren Fußball-Nationalspieler Dennis Aogo, der einen nigerianischen Vater hat. Mit einer Dreiviertelmehrheit hatte der Landesparteitag am Wochenende für ein Ausschlussverfahren gegen Palmer gestimmt.

Palmer selbst hat mittlerweile zumindest teilweise einen Fehler eingeräumt. „Natürlich wäre es wohl gescheiter gewesen, es gar nicht zu posten“, sagte er. Er habe keine Ahnung gehabt, welches Erdbeben er da mal wieder auslöse. Er habe damit „einem meiner langjährigen innerparteilichen Gegner“ zu verstehen geben wollen, wie absurd er seine konstruierten Rassismusvorwürfe finde.

Mit dem innerparteilichen Gegner dürfte Palmer den Trierer Grünen Robin Danzl gemeint haben. Mit dem Beisitzer im Trierer Grünenvorstand hat sich der Tübinger OB im Internet in der Vergangenheit schon häufiger gezofft. Robin Danzl sei jemand, „der mir seit langer Zeit mit den immer gleichen Rassismusvorwürfen nachstellt, klassisch selbstgerechter lifestylelinker“, schreibt Palmer einem anderen Facebook-Kommentator.

Danzl selbst wollte sich auf volksfreund.de-Anfrage nicht zu dem Streit mit Palmer äußern. Der Trierer Grünen-Stadtrat Johannes Wiegel kommentierte auf seiner Facebookseite unter Verweis auf die Palmer-Diskussion: „Da hast du ja was losgetreten, Robin. Well done!“ Ähnlich äußerte sich auch Grünen-Fraktionschefin Anja Reinermann-Matatko: „Gut gemacht, @Robin Danzl :-)“

Matatkos Parteifreund Wiegel verweist zusätzlich noch auf eine ein Jahr zurückliegende Forderung der Trierer Grünen, in der ein Parteiausschluss Boris Palmers gefordert wird. Hintergrund war eine Äußerung des Tübinger OBs zum Umgang mit älteren Corona-Patienten. In einer Fernsehsendung hatte Palmer gesagt: „Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären aufgrund ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen.“ Daraufhin war ein Sturm der Entrüstung ausgebrochen.

Palmer rechtfertigte sich damit, dass er nur auf die schweren ökonomischen Folgewirkungen eines Shutdowns habe hinweisen wollen.

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