Hochschulen 50 Jahre Uni Trier – Napoleon ist schuld

Trier · Der Start in das neue Jahrzehnt bietet für die Universität Trier doppelten Grund zum Feiern. Denn die Hochschule feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Schuld daran ist ein französischer Kaiser.

Fotos aus 50 Jahren Universität Trier
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Foto: Friedemann Vetter

Zum Jubiläumsjahr der Universität verspricht Präsident Michael Jäckel viele Veranstaltungen und „noch so manche Überraschung“. Damit soll an die Gründung vor 50 Jahren in dem damals noch jungen Rheinland-Pfalz erinnert werden. „Ich lade alle ein, die sich mit der Universität Trier verbunden fühlen, oder sie kennenlernen wollen, mit uns zu feiern.“ Aber wären nicht Kaiser Napoleon und die französische Besatzung gewesen, würden Jäckel und alle, die an den zahlreichen Programmpunkten beteiligt sind, über diese Jubiläumszahl nur schmunzeln.

Warum das so ist, wird ab Oktober auch eine Ausstellung im Trierer Stadtmuseum Simeonstift zeigen. Denn sie arbeitet nicht nur die vergangenen 50 Jahre auf, sondern wirft auch Schlaglichter auf das Jahr 1473. Damals, vor 547 Jahren, ist die erste Trierer Universität als „hohe Schule“ eingerichtet worden. In den folgenden Jahrhunderten, weiß Unipräsident Michael Jäckel, gab es neben der juristischen und philosphischen sogar etwas wie eine medizinische Fakultät. „Das waren zwar nur kleine Ansätze“, sagt der Professor. „Aber angesichts der aktuellen Diskussion um eine erweiterte Medizinerausbildung in Trier ist das interessant.“

Doch das Jahr 1798 bedeutete nicht nur für zahlreiche Klöster und Kirchen in Trier das Ende. Unter dem französischen Einfluss musste auch die erste Trierer Universität ihre Pforten schließen, wegen angeblich antirepublikanischer Tendenzen. Erst 1970 begann die zweite Hochschul-Epoche in Trier. „Sie wurde zu Beginn als die schnellste, geräuschloseste und effizienteste Neugründung der Nachkriegszeit charakterisiert“, weiß Jäckel, der sich zur Vorbereitung auf das Jubiläumsjahr der Wiedergründung tief in die Geschichte eingearbeitet hat und diese Erkenntnisse auch als Hauptautor auf der eigens eingerichteten Internetseite www.50jahre.uni-trier und Verantwortlicher der neuen Imagebroschüre dokumentiert. „Eine besondere Universität“ ist deren selbstbewusster Titel. „In der Region verwurzelt, in der Welt zuhause“ oder „Eine junge Universität in der ältesten Stadt Deutschlands“ sind weitere Slogans, mit denen die Einrichtung gerne für sich wirbt.

Ein solches Jubiläum sei stets Anlass, die eigene Geschichte Revue passieren zu lassen, sagte Jäckel am Dienstag vor dem Auftakt des Uni-Neujahrsempfangs, der am Abend ausnahmsweise nicht nur intern gefeiert wurde. Als Veranstaltungsort war Campus II gewählt worden. Das ehemalige französische Militärhospital auf dem Petrisberg ist Symbol für den Bogen zwischen der Gründungszeit und den neuen Entwicklungen der Universität. Erster Standort vor 50 Jahren waren die Gebäude Schneidershof auf der westlichen Seite der Mosel, wo heute die (Fach)Hochschule ihren Hauptcampus hat. Erst fünf Jahre später waren die ersten Gebäude auf der Tarforster Höhe fertig und bereit, die vor allem als Lehrerschmiede gegründete Einrichtung aufzunehmen.

In den Folgejahrzehnten wuchs die Zahl der Studierenden so schnell wie der Platzbedarf. Die ursprünglich geplante Zahl von maximal 7000 Studierenden war bereits in den 80er Jahren übertroffen. Zu Beginn des neuen Jahrtausends waren es 10 000, bald 15 000. So war der Abzug der französischen Streitkräfte 1999 auch deshalb willkommen, weil damit der Weg frei war für die Erweiterung. Das aufgegebene Militärhospital André Genét diente zunächst übergangsweise als Wohnheim, bevor es 2004 für die Lehre und Forschung umgebaut wurde. Die Studierendenzahl ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. „Die fast reine geisteswissenschaftliche Ausrichtung ist eine besondere Herausforderung“, sagt Jäckel. Aktuell studieren 12 500 junge Menschen an der zunehmend international ausgerichteten Hochschule. 180 Professoren und fast 2000 Mitarbeiter kümmern sich um deren Belange.

Das Programm für das Jubiläumsjahr ist vielfältig. „Jeden Monat eine Veranstaltung“, verspricht Jäckel. Zurückgeblickt werde beispielsweise bei einem Symposium im Juli im Mainzer Landtag. „Entscheidende Protagonisten wie der damalige Kultusminister Bernhard Vogel werden dort die Gründungsphase und die Konstruktion der Doppeluniversität Trier-Kaiserslautern aus Insidersicht rekapitulieren.“ Die Universität will sich im Jubiläumsjahr als Bildungs- und Forschungseinrichtung national und international noch besser darstellen. Zudem gibt es eine Reihe von öffentlichen Veranstaltungen für die Menschen der Region. Für den spektakulären Ruderwettbewerb auf der Mosel hat laut Jäckel bereits ein 8er-Team aus Oxford zugesagt. Zwei Konzerte des Collegium Musicum und der inzwischen traditionelle City-Campus werden ebenfalls im Zeichen des Jubiläums stehen. 

Der nächste Punkt im Veranstaltungsreigen ist aber das gemeinsame Symposium mit der Theologischen Fakultät Trier. Die ist als päpstliche Gründung 70 Jahre alt und seit 50 Jahren per Kooperationsvertrag mit der Universität verbunden.

Der Volksfreund begleitet als Medienpartner die Universität Trier durch das Jubiläumsjahr. Alle Berichte finden Sie unter www.volksfreund.de/campus. Dort sind auch die Themen der Hochschule Trier zu finden.

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