Fahrzeugtechnik Das Elektroauto der Zukunft: Nachhaltig, leicht und aus Trier

Trier · Mit dem Elektroauto proTRon Evolution könnte die Hochschule Geschichte schreiben. Die neuartige Fahrgastzelle dafür ist am Freitagabend auf dem Campus Schneidershof vorgestellt worden.

 Diskussion über Details: Professor Hartmut Zoppke bespricht mit dem Team letzte Details vor der Präsentation.

Diskussion über Details: Professor Hartmut Zoppke bespricht mit dem Team letzte Details vor der Präsentation.

Foto: Rainer Neubert

Das Forschungsprojekt ProTron der Hochschule Trier sorgt immer wieder bundesweit für Aufmerksamkeit. 2006 schaffte ein Konzeptfahrzeug weltmeisterliche 2071 Kilometer mit einem Energieverbrauch, der einem Liter Superbenzin entspricht. Mit dem Fahrzeug Evolution wird der Blick auf umwelt- und alltagstaugliche Mobilität gerichtet.

„Wir entwickeln ein nachhaltiges Nahverkehrsfahrzeug für den Alltagsgebrauch“, sagt Hartmut Zoppke. Gemeinsam mit seinem überwiegend studentischen Team hat er am Freitagabend in Trier die Monocoque-Chassis für den Prototyp des viersitzigen Elektroautos vorgestellt, der Ende des kommenden Jahres für die ersten Testfahrten fertig sein soll.

Die leichte, aus einem Flachsfaserverbund gefertigte Fahrgastzelle erfüllt gängige Crash-Richtlinien. Das Konzept gilt als echte Weltneuheit. Inklusive Akku soll das konsequent als Leichtbau ausgelegte Fahrzeug nur 550 Kilogramm wiegen, bis zu 100 km/h schnell sein und eine Reichweite von mindestens 100 Kilometer haben. Damit könnte es über 90 Prozent aller täglichen Fahrten im privaten Bereich abdecken.

„Es ist kein Bioauto“, macht Zoppke deutlich. „Aber die Gesamtbilanz des Energieverbrauchs ist im Vergleich zu allen bisherigen viersitzigen Kleinfahrzeugen sehr günstig.“ Unmittelbar schlägt sich das auch auf die Co2-Bilanz aus. Im Vergleich zu einem BMW i3 pro Kilometer einschließlich Herstellung zum Beispiel betrage die Relation etwa 1:2. Der Energieaufwand für die Produktion von Flachsfasern im Vergleich zu Kohlenstofffasern betrage 1:100. „Bereits im Verbundwerkstoff ist das Energieverhältnis deutlich geringer, da er in beiden Fällen zu etwa 50 Prozent Gewichtsprozent aus der Kunststoff-Matrix besteht.“

Entwickelt wird der innovative Elektrokleinwagen mit Blick auf eine mögliche Serienfertigung. Konkrete Pläne dafür gibt es allerdings noch nicht. „Wir waren zwar auf der Internationalen Automobilausstellung und haben dort interessante Gespräche geführt. Aber leider hat sich daraus noch keine enge Zusammenarbeit ergeben“, bedauert der Maschinenbau-Professor.

Ohne die eingeworbenen Sponsoren und Drittmittel aus der privaten Wirtschaft könnte das Projektteam dennoch nicht arbeiten. Doch ebenso wichtig sind Engagement und Spaß. Den hatte das ProTRon-Team am Freitagabend sichtlich. Es glaubt fest an den Erfolg ihres Fahrzeugs.

 Meilenstein bei der Entwicklung eines nachhaltigen Elektrofahrzeugs: Die Professoren  Hartmut Zoppke und Matthias Scherer stellen gemeinsam mit Teamleiter Alexander Dietz das Chassis des Konzeptautos proTRon Evolution vor. Foto: Rainer Neubert

Meilenstein bei der Entwicklung eines nachhaltigen Elektrofahrzeugs: Die Professoren Hartmut Zoppke und Matthias Scherer stellen gemeinsam mit Teamleiter Alexander Dietz das Chassis des Konzeptautos proTRon Evolution vor. Foto: Rainer Neubert

Foto: Rainer Neubert

Und die Kosten: „Unser Fahrzeug würde in der Serienproduktion um die 15 000 Euro kosten“, ist Hartmut Zoppke überzeugt. Auch das wäre für ein Elektroauto mit vier Sitzplätzen rekordverdächtig

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