CDU eröffnet Wahlkampf vor Kommunalwahl 2009

Mit einem Sach-Parteitag zum Thema „Familie“ hat die CDU Trier am Dienstagabend den Wahlkampf vor der Kommunalwahl 2009 offiziell eröffnet. CDU-Frontmann Bernhard Kaster hatte vier Referenten mobilisiert.

(jp) Als Verantwortlicher zum Thema „Russland“ im Europa-Ausschuss müsse er sich ja eigentlich das EM-Spiel Spanien gegen Russland ansehen, erklärte Kaster den im stickigen Tagungsraum der Europäischen Sportakademie schwitzenden Christdemokraten. Die Versuchung war mit Sicherheit nicht nur für ihn groß, denn direkt vor der Tür lockten die Leinwand und der Bierstand vor der Arena.

Doch Fußball war gestrichen, gestern ging es um das Thema Familie. Kaster gab den weiteren Fahrplan des Wahlkampfs vor: „Sachpolitik kommt vor der Personalpolitik.“ Was heißen soll, dass in den nächsten sechs Monaten über Schwerpunkt-Themen diskutiert wird, bevor es dann um die spannende Frage gehen wird, wer 2009 in Trier für die CDU antritt. „Die Personalpolitik kommt dann im Dezember.“ Noch ist zum Beispiel die Frage offen, ob der Ehranger Metzgermeister Berti Adams die Fraktion ab 2009 weiter führen will.

Bürgermeister und Sozialdezernent Georg Bernarding eröffnete die Serie der Referate mit Trier-spezifischen Zahlen. 4,7 Prozent der mittlerweile 105.000 Trierer sind bis zu sechs Jahre alt, die Unter-18-Jährigen machen schon fast 15 Prozent aus. Starke Fakten: „Bei den Drei- bis Sechsjährigen haben wir eine 100-prozentige Betreuung“, betonte Bernarding. 2007 wurde in der Stadt Trier mit 19,4 Prozent die höchste Betreuungs-Quote der unter Dreijährigen im landesweiten Vergleich der kreisfreien Städte erzielt. Und: Trier hat landesweit die niedrigste Quote der von einer Scheidung ihrer Eltern betroffenen Unter-18-Jährigen.

Georg Binninger ist Leiter der Abteilung Erziehung und Beratung im Bischöflichen Generalvikariat Trier. Seine These: „Familien brauchen Betreuung“. Sein Vortrag war ein Warnsignal. „Die Lebensbedingungen von Familien haben sich verschlechtert.“ Kinderreichtum in Deutschland sei ein Armutsrisiko. „Ebenso erschreckend finde ich, wenn unsere Erzieherinnen davon berichten, dass sie immer mehr Familien und Eltern erleben, die sich mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert fühlen und häufig auch tatsächlich überfordert sind.“ Dafür ein Beispiel: Die Sprachfähigkeit vieler Kinder, die in einen Kindergarten kommen, geht immer weiter zurück. „Offenbar wird mit diesen Kindern zu Hause viel zu wenig gesprochen.“ Binningers Fazit: „Gute Arbeit in Kindertageseinrichtungen kostet Geld, aber dieses Geld ist eine gute und wichtige Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft.“

Reinhold Spitzley, Leiter des Palais e. V., sprach über die „Herausforderung Familie“. Auch er warnte: „Die Abwesenheit von Erziehung ist in allen Schichten und Familienformen eines der größten Probleme.“ Eltern, die selbst in chaotischen Familien aufgewachsen sind, können verbindliche Regeln und Strukturen nicht weitergeben. „Doch Kinder brauchen verlässliche Regeln und Grenzen. Sie brauchen auch Eltern, die ihre Rolle wirklich übernehmen und ihre Kinder leiten und führen wollen.“

Franz Josef Euteneuer leitet das Haus Franziskus. Er könnte sein Gehalt auch auf einer Bühne verdienen. Die versammelte CDU lachte herzlich über die heiter-ironische Art, in der er über „Älter werden in Familien“ sprach. Ein Beispiel: „Mit 75 kannst du heute noch Kind, Ehefrau oder sogar Geliebte sein. Früher war die Brut groß, und dann ist man schnell gestorben.“

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