Chaos bei Miss-Wahl mündet in Polizei-Einsatz

Trier/Schoden/Ober-Olm · Die bundesweit beworbene Wahl zur Miss Galaxy Germany in Ober-Olm (Kreis Mainz-Bingen) hat sich als Desaster erwiesen. Die 17-jährige Katrin Witkowski aus Schoden bei Saarburg und ihre Eltern fühlen sich wie viele andere böse getäuscht.

(cus) Wochenlang fieberte Katrin Witkowski dem großen Finale entgegen. Als amtierende Miss Galaxy Trier sollte sie mit 100 weiteren Kandidatinnen um den Titel Miss Galaxy Germany 2010 konkurrieren (der TV berichtete). Der Veranstalter aus Berlin nennt den Wettbewerb "die größte Miss-Wahl Deutschlands", die internationale Variante gar "die größte Miss-Wahl der Welt". Entsprechend kostspielig sind die Tickets: 82,50 Euro für hintere Plätze, stolze 328 Euro für vorne.

Dramatische Szenen nachts im Hotel

Die graue Wirklichkeit vor Ort: eine schmucklose Turnhalle im Dorf Ober-Olm bei Mainz. "Das versprochene Büfett für die rund 50 Kandidatinnen bestand aus drei Schüsseln Salat, dazu Wasser und Apfelschorle vom Discounter", erzählt Katrin Witkowski. Nach dem Proben am Freitag sollte es mit dem Galaxy-Bus ins Hotel nach Frankfurt gehen, wo die meisten jungen Damen wegen Verspätung des Fahrers aber erst weit nach Mitternacht eintrafen.

Am Samstag fuhr der Bus erst gegen 12 Uhr ab, als die Show schon hätte beginnen sollen. Nach diversen weiteren Pannen - fehlende Schärpen und Bikinis, falsche Reihenfolge der Programmpunkte, Brot und Butter statt Büfett - präsentierten sich die übriggebliebenen Missen doch noch auf dem Laufsteg. "Die Jury hatte sich teilweise schon aufgelöst, das Publikum bestand aus rund 30 Eltern und Freunden", sagt Katrin Witkowski.

Ein RTL-Team bestimmte eine Siegerin. Sie forderte vergeblich den ausgelobten Preis, einen Motorroller. Die alarmierte Polizei stellte das Fahrzeug sicher. "Vor Ort herrschte Chaos, ein Tohuwabohu", sagt Achim Hansen, Sprecher des Polizei-Präsidiums Mainz, auf TV-Anfrage. "Der Veranstalter und seine Crew waren offensichtlich überfordert."

Eine strafrechtliche Relevanz erkennen die Ermittler bisher nicht. Viele Kandidatinnen wollen in einer Sammelklage ihre Kosten einfordern. Im Hotel spielten sich später dramatische Szenen ab: Etliche Missen wurden nachts vor die Tür gesetzt, weil sie nicht bereit waren, die Rechnung selbst zu bezahlen.

"Wir sind enttäuscht und empört", sagt Katrins Mutter Anna Witkowski (50). "Die Mädchen haben so viel Arbeit und Engagement investiert." Der Veranstalter war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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