Chef der Kulissenschieber

Trier · Wenn der Begriff "Mann hinter den Kulissen" buchstäblich auf jemanden zutrifft, dann auf Roman Poppelreiter. Als Bühnenmeister am Theater Trier koordiniert er die technischen Abläufe auf der Bühne und trägt Verantwortung dafür, dass Kulissen sicher zusammengefügt und bei Vorstellungen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind.

 Roman Poppelreiter demonstriert, wie viel kraftvolle Handarbeit nötig ist, um per Kommandostrick eine Zugstange mit Kulissenteil zu bewegen. Als Bühnenmeister teilt er Kollegen für diese Tätigkeit ein und bedient selbst die maschinenbetrieben Züge. TV-Foto: Anke Emmerling

Roman Poppelreiter demonstriert, wie viel kraftvolle Handarbeit nötig ist, um per Kommandostrick eine Zugstange mit Kulissenteil zu bewegen. Als Bühnenmeister teilt er Kollegen für diese Tätigkeit ein und bedient selbst die maschinenbetrieben Züge. TV-Foto: Anke Emmerling

Foto: Anke Emmerling (ae) ("TV-Upload Emmerling"

Trier. Ein Büro ist Dreh- und Angelpunkt von Roman Poppelreiters Arbeit als Bühnenmeister, es ist so eine Art Schaltzentrale. Hier hängen Pläne der Bühne und Übersichten, wer aus dem fünfzehnköpfigen Technikteam des Theaters Trier wann Dienst hat. Außerdem liegt eine Liste aus, auf der der Bühnenmeister, zur Orientierung der jeweils Anwesenden, die aktuell anstehenden Aufgaben notiert hat.
Wenn Roman Poppelreiter sich dort aufhält, lässt er die Tür immer offen, damit er den gegenüberliegenden Bühneneingang im Blick hat, aber auch, damit die Abstimmung mit Kollegen hürdenlos vonstattengeht. Schließlich sind Verantwortung und Koordination Eckpfeiler seiner Tätigkeit. "Ich muss dafür sorgen, dass die richtigen Sachen auf- und abgebaut werden und dafür die Leute einteilen", erklärt er.
Die richtigen Sachen, das sind Kulissenteile, die für die jeweiligen Aufführungen benötigt werden. Schon in ihre Entstehung ist Roman Poppelreiter eingebunden. Bereits wenn Regieteam und Produktionsleitung sich auf ein konkretes Bühnenbild verständigt haben, eine modellhafte Bauprobe und schließlich Werkstattpläne dafür entwickelt sind, ist er mit von der Partie: "Ich muss darauf achten, dass alles richtig, im Sinne der gesetzlichen Sicherheitsvorschriften zusammengefügt wird. Da kann man zum Beispiel nicht irgendwelche Seile verwenden, es müssen besonders reißfeste sein", erklärt der 45-Jährige. "Wenn jemandem etwas auf den Kopf fiele, wäre ich verantwortlich."
Roman Poppelreiter muss viel Fachwissen einbringen, zu seiner Tätigkeit sagt er: "Es ist ein Handwerk." Das Fundament dafür hat er mit soliden und qualitativ hochwertigen Ausbildungen gelegt. Erst absolvierte er eine Schreinerlehre, dann machte er am Balthasar-Neumann-Technikum einen Abschluss als Hochbautechniker, qualifizierte sich am Theater Trier zum Bühnenmeister und legte schließlich noch die Meisterprüfung im erst seit 2002 ausgewiesenen Berufsfeld der Veranstaltungstechnik ab. Denn auch Letztere ist Teil seines vielseitigen Arbeitsalltags. Wenn Theatervorstellungen laufen, muss immer ein Bühnenmeister anwesend sein.
Im Wechsel mit zwei Kollegen ist Roman Poppelreiter regelmäßig für diese Abendschichten von 19 bis 23 Uhr verpflichtet. Dann ist er Chef über die "Kulissenschieberei", das heißt, er muss dafür sorgen, dass die Teile des Bühnenbilds immer zur richtigen Zeit in der richtigen Position sind. Sie hängen an insgesamt 40 beweglichen Stangen, die als sogenannter Schnürboden 30 Bühnenmeter überspannen und per Seilzug bedient werden. Das ist zum Teil Handarbeit, für die Roman Poppelreiter bis zu sechs Mitarbeiter einteilt.
Nur er als Meister oder auch der Vorarbeiter sind berechtigt, die wenigen, über ein Pult zu bedienenden Maschinenzüge zu betätigen.
Damit alles reibungslos klappt, gibt es einen Ablauf- und Hängeplan, der per Display angezeigt wird. Außerdem gibt der Inspizient Signale, wenn beispielsweise Szenenwechsel anstehen.
Roman Poppelreiter gefällt sein Beruf, obwohl er, wie er erzählt, "eher zufällig reingestolpert" ist. Als er kurzzeitig arbeitslos war, hatte man ihn beim Arbeitsamt ans Theater vermittelt, wo gerade ein Bühnenmeister gesucht wurde. Seit 15 Jahren ist er dort nun fest angestellt.
"Es ist eine Welt für sich, Künstler ticken eben anders als andere Leute", sagt er, aber dadurch gebe es auch immer Interessantes und Neues. Was er besonders schätzt? "Kreativ, verantwortlich und teamfähig zu sein. Es ist toll, mit Leuten aus unterschiedlichen Berufen zusammenzuarbeiten."Extra

Und das sagt Intendant Gerhard Weber über Roman Poppelreiter: Roman Poppelreiter ist ein von allen - sowohl von seinen Technikerkollegen, den darstellenden Künstlern auf der Bühne, den inszenierenden Regieteams im Zuschauerraum als auch von der Theaterleitung - aufgrund seiner großen Theatererfahrung, seiner Gelassenheit in brenzligen Situationen bei Proben, aber auch aufgrund seiner Offenheit gegenüber praktikablen Lösungsvorschlägen, wenn es mal wieder auf der Bühne "brennt", hochgeschätzter Theatermitarbeiter. ae

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