Meinung Kommentar zu steigenden Corona-Inzidenzzahlen und fallenden Einschränkungen

Keine Corona-Einschränkungen mehr. Am liebsten alles wieder wie vorher. Als gäbe es kein grassierendes Virus. Aber Corona gibt es nun mal. Unser Reporter findet in seinem Kommentar klare Worte, was wir jetzt wirklich brauchen:

Corona: Kommentar zu steigenden Inzidenzzahlen und fallenden Einschränkungen
Foto: dpa/Peter Kneffel

Der Herbst ist da. Der Winter kommt. Die Inzidenzzahlen steigen wieder. Gesundheitsminister Jens Spahn hat inzwischen gefordert, dass die „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ Ende November auslaufen soll. Mit eingeschränkten Grundrechten, die zugunsten des Gesundheitsschutzes beschnitten sind, wäre es dann vorbei. Alles frei also? Alles wieder so wie früher?. Wirklich? Menschen träumen schon vom „Freedom Day“, einem Tag alter Freiheit, wie etwa in Dänemark, wo die Regierung sämtliche Corona-Regeln inklusive Maskenpflicht gekippt hat – als gäbe es kein Morgen, als gäbe es kein Corona. Doch soweit sollte es bei uns besser nicht kommen.

Denn diese Pandemie ist nicht besiegt. In EU-Ländern wie Rumänien mit sehr niedriger Impfquote grassiert das Virus wieder. Es reist mit – über die offenen Grenzen. Richtig, das Gesundheitswesen in Deutschland mit ausreichend Intensivbetten in Kliniken und Krankenhäusern, mit flächendeckender Versorgung von Haus- und Fachärzten ist sehr gut aufgestellt. Weltweit wird Deutschland um sein Gesundheitssystem beneidet. Aber so lange sich das Virus in vielen Staaten teilweise weiter ungebremst ausweiten kann, ist auch Deutschland nicht aus der Gefahrenzone. Die Impfquote von Erwachsenen hierzulande ist mit derzeit rund 66 Prozent zufriedenstellend, aber sie ist noch nicht ausreichend. Ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland ist noch ohne Impfschutz, ein geringer Teil von ihnen, weil sie als Risikopatienten nicht geimpft werden dürfen.

Auf den Intensivstationen deutscher Krankenhäuser liegen, sofern es Covid-Patienten sind, aktuell fast ausschließlich Ungeimpfte. Menschen also, die aus allerlei irrationalen, teilweise auch abwegigen Gründen ins Corona-Risiko gehen, obwohl sie sich schützen könnten – durch Impfung. Sie müssten dort nicht sein, wenn sie ein Impfangebot angenommen hätten. Viren verändern sich, sie passen sich an. Auch über das Corona-Virus ist bekannt, dass es in mutierter Variante erheblich aggressiver ist und zu schlimmeren Krankheitsverläufen führt als zu Beginn der Pandemie. Wer sich in dieser Lage nicht impfen lässt, handelt verantwortungslos und egoistisch. Denn die Fallzahlen müssten nicht wie derzeit wieder steigen (und der Winter kommt erst noch), wenn der allergrößte Teil der Bevölkerung geimpft wäre. Wenn es dicke kommt, droht uns sogar ein nächster Lockdown. Will das jemand? Braucht das jemand?

Ja, es kann auch Geimpfte erwischen. Zuletzt sorgte der Tod des früheren US-Außenministers Colin Powell für Aufsehen. Powell, 84 Jahre alt, geimpft, starb an Covid-19, obwohl er gegen Covid-19 geimpft war. Ein Fall wie gemacht für alle Impfskeptiker und Corona-Regierungskritiker. Er zeigt aber auch, dass Menschen hohen Alters, wenn die Kraft des Immunsystems nachlässt, besonders gefährdet sind. Doch es wäre mittlerweile ein Leichtes, steigende Fallzahlen bei Erwachsenen einzudämmen. Im Namen des Volkes. Durch Impfung.

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