Corona Corona in Luxemburg und Deutschland: Wie ein Virologe die Situation einschätzt

Luxemburg/Trier · Unterschiedlicher könnte die Einschätzung der Corona-Lage nicht sein: In Luxemburg wird quasi das Ende der Pandemie eingeläutet, in Deutschland herrscht große Sorge. Doch ein Trierer Virologe sieht die Lage entspannter.

 18.01.2022, Niedersachsen, Oldenburg: Eine Mitarbeiterin einer Teststation in der Innenstadt nimmt einen Abstrich. Das Robert Koch-Institut gibt die Sieben-Tage-Inzidenz für die Stadt Oldenburg mit 630,9 an. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

18.01.2022, Niedersachsen, Oldenburg: Eine Mitarbeiterin einer Teststation in der Innenstadt nimmt einen Abstrich. Das Robert Koch-Institut gibt die Sieben-Tage-Inzidenz für die Stadt Oldenburg mit 630,9 an. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Wer am Freitag die Debatte im Luxemburger Parlament verfolgte, der konnte den Eindruck gewinnen, es ginge um etwas Historisches. Oft war von Freiheit die Rede, von einem Schritt in die Normalität, von einem Tag, auf den man seit zwei Jahren warte. In seltener Einmütigkeit stimmten alle Parlamentarier für die Annahme des 28. Covid-Gesetzes, mit dem das weitgehende Ende aller Corona-Maßnahmen umgesetzt wird. Einige Politiker waren bemüht, darauf hinzuweisen, dass damit die Pandemie nicht zu Ende sei. Aber es herrschte Einigkeit darüber, dass man mit dem Virus leben müsse. „Das Virus kann nicht mit einem Gesetz abgeschafft werden“, sagte der ehemalige Gesundheitsminister Mars Di Bartolomeo. Man müsse weiter vorsichtig sein, aber nun zähle die Eigenverantwortung. Mit dem neuen Gesetz würde wieder Freiheit zurückgewonnen.

RKI und Gesundheitsminister mahnen zu Achtsamkeit

Wer kurz zuvor den deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und den Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, in Berlin gehört hatte, musste glauben, dass das Virus hierzulande gefährlicher ist, als in Luxemburg. Während drüben mehr oder weniger das Ende der Pandemie verkündet wurde, herrscht hüben noch Alarmstimmung. Wieler, hält die Lage für angespannt und mahnt zu großer Achtsamkeit. Lauterbach sprach von einer kritischen Lage. Die noch ansteckendere Omikron-Variante BA.2 gewinne immer mehr an Bedeutung. Es sei eine Fehleinschätzung, dass Omikron nicht töte – Ungeimpfte trügen bei einer Infektion ein tödliches Risiko. Geimpfte könnten schwer erkranken oder langfristige Symptome haben, mahnte Lauterbach.

Trierer Virologe: Inzidenzen sind nicht mehr relevant

Der Trierer Virologe Ernst Kühnen zeigt sich deutlich entspannter. Dass es wieder mehr Infektionen gebe, liege daran, dass sich wieder mehr Menschen treffen würden und versuchten zu leben – „was ja absolut in Ordnung ist“. Gleichzeitig führten die derzeit zum Teil immer noch kühlen Temperaturen dazu, dass sich mehr Menschen mit Corona ansteckten. Kühnen geht davon aus, dass die Zahlen in den nächsten Wochen wieder deutlich zurückgehen werden. Die reine Zahl der Infektionen und damit auch die Inzidenz sei schon lange nicht mehr aussagekräftig, sagt der Experte. „Je mehr sich infizieren, desto mehr Testungen gibt es und die Inzidenzen steigen.“ Aufgrund des leichteren Verlaufs bei Omikron sei der Anteil der Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in einer Woche nicht mehr relevant. „Eigentlich könnte man die Inzidenzen vergessen, da sie nur noch oberflächlich Infektionen real wiedergeben“, sagt Kühnen.

Für mehr Normalität in den Schulen ist eine Mehrheit der Eltern. Bei einer Befragung des Landeselternbeirats sprachen sich 64 Prozent dafür aus, die Maskenpflicht im Unterricht aufzuheben. Am Montag soll die Pflicht nun zunächst in Grund- und Förderschulen fallen, später an weiterführenden Schulen.

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