Corona „Gibt keine Corona-Generation“

Mainz · Das Land will Familien und Kindern in den Sommerferien ein Freizeit- und Bildungsangebot machen. Im Juli soll es weitere Lockerungen geben. Manchen geht das aber nicht schnell genug.

 Endlich Urlaub: Viele Familien sehnen sich danach, wieder einmal gemeinsam zu verreisen.

Endlich Urlaub: Viele Familien sehnen sich danach, wieder einmal gemeinsam zu verreisen.

Foto: dpa-tmn/Tobias Hase

Eigentlich wollte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) gestern noch gar keine weiteren Öffnungsschritte verkünden. Die nächsten Lockerungen waren für den 21. Juni vorgesehen. Weil die Zahl der Corona-Neuinfektionen aber weiter deutlich sinke und die Inzidenz landesweit stabil unter 30 (gestern betrug der Wert 20) liege, könne man den nächsten Schritt vorziehen, sagte die Triererin in Mainz. Und so sind dann bereits ab 18. Juni private Feiern mit bis zu 25 (getesteten oder vollständig geimpften) Gästen drinnen und bis zu 50 Personen draußen erlaubt. Damit könnten dann endlich wieder Hochzeitsfeiern stattfinden, sagte Dreyer. Trotz dieser Lockerungen ändert sich zunächst nichts am bestehenden Kontaktverbot. Weiterhin dürfen sich nur fünf Personen aus maximal fünf Haushalten draußen treffen. Erst ab spätestens 2. Juli soll die Zahl auf zehn Personen erhöht werden, kündigte die Regierungschefin an. Dann soll es auch die nächsten Lockerungen geben: Mehr Gäste bei privaten Feiern, Flohmärkte sollen wieder erlaubt werden, die Kundenbegrenzung im Einzelhandel wird gelockert und Bus- und Schiffsreisen sind wieder möglich.

Die CDU-Landtagsfraktion wirft der Landesregierung eine „zögerliche Haltung“ in Bezug auf Busreisen vor. „Warum bei uns nicht möglich sein soll, was bereits in zwölf anderen Bundesländern umgesetzt, erschließt sich mir nicht“, sagte Fraktionsvorsitzender Christian Baldauf im Hinblick darauf, dass in anderen Bundesländern Busreisen wieder erlaubt seien. Man merkte Dreyer gestern an, dass es ihr in erster Linie gar nicht um die Öffnungsschritte ging. Diese las sie im schnellen Tempo vom Blatt ab, um sich danach ausführlich und mit Unterstützung von Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) und Familienministerin Katharina Binz (Grüne) dem eigentlich für diesen Tag vorgesehenen Thema zu widmen: dem Freizeit- und Bildungssommerprogramm für Kinder und Jugendliche in den Sommerferien. Diese hätten besonders unter der Pandemie gelitten, sagte Hubig, um gleich aber wieder einzuschränken, dass es aus ihrer Sicht keine Corona-Generation geben wird. Binz verwies hingegen darauf, dass vor allem Jugendliche, junge Erwachsene und Familien von Be- und Einschränkungen und von mangelnden sozialen Kontakten betroffen seien. Deswegen lege man bei dem Aktionsprogramm ein Augenmerk auf diese Gruppe. „Jetzt ist es an uns, ihnen, den Kindern, Jugendlichen und ihren Familien eine Auszeit zu ermöglichen“, so die Ministerin.

Während Hubig Bildungsangebote wie die sogenannte Sommerschule in den letzten beiden Sommerferienwochen herausstrich, bei der Schüler bis einschließlich der neunten Klasse Möglichkeiten erhalten sollen, versäumten Schulstoff in Deutsch, Mathe und Englisch spielerisch und ohne Druck nachzuholen, betonte Binz die Wichtigkeit von Freizeitmöglichkeiten. Das Land unterstütze Familien- und Jugendfreizeiten und bezuschusse Urlaube von Familien mit geringem Einkommen etwa in Jugendherbergen. Es gehe darum, Kindern und Jugendlichen  schöne Ferien zu ermöglichen, sagte Dreyer.

Sie hofft, dass sich die Bund-Länder-Runde an diesem Donnerstag auf einheitliche Regeln für größere Feste einigt. Ihrer Vorstellung nach soll es in allen Bundesländern gleiche Vorgaben für Kirmessen und Volksfeste geben. Die Landtagsfraktion der Freien Wähler sieht keinen Grund, die Feste nicht ab 18. Juni wieder zu erlauben.  Das Berufsverbot der Schausteller und Marktbeschicker müsse aufgehoben werden, forderte Freien-Fraktionschef Joachim Streit.

Dreyer dämpfte allerdings die Hoffnung auf schnelle, noch umfangreichere Lockerungen. Sie erinnerte daran, dass 75 Prozent der Rheinland-Pfälzer noch nicht vollständig geimpft seien. Daher müsse man weiterhin Rücksicht aufeinander nehmen, Abstand halten und Maske tragen werde auch über den Sommer hinaus wichtig bleiben. Zwar seien die Zahlen gut, sagte Dreyer. Aber vor einem Jahr seien sie noch besser gewesen. In der Tat: die landesweite Inzidenz betrug damals zwei, den höchsten Wert in der Region wies der Eifelkreis mit vier auf.

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