Kommentar Mehr Mut bei Corona-Politik: Weg mit der Inzidenz

Die neue, die mittlerweile 25. Corona-Verordnung des Landes, ist mutlos. Sie bleibt weiter hinter dem zurück, was Ministerpräsidentin Malu Dreyer vor dem jüngsten Bund-Länder-Gespräch in der vergangenen Woche an Erwartungen formuliert hatte.

Corona-Maßnahmen abhängig von Inzidenz Einschränkungen drohen
Foto: TV/klaus kimmling

Die Inzidenz dürfe nicht mehr das alleinige Maß für Einschränkungen sein. Die Triererin sprach sich für ein Ampel-System aus, bei dem die Zahl der schweren Verläufe und die der Covid-Patienten auf den Intensivstationen maßgeblich sind. Doch Dreyer konnte sich nicht durchsetzen. Die Bundeskanzlerin hielt an der Inzidenz als Maß aller Dinge fest. Und von dieser Vereinbarung wolle man nicht abweichen, heißt es nun. Während Nachbarländer wie Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen ihre Corona-Maßnahmen nicht mehr von der Inzidenz abhängig machen. Ein Wert, der zu Beginn der Pandemie eingeführt wurde, um eine bessere Kontaktnachverfolgung durch die Gesundheitsämter zu ermöglichen.

Und so liest sich die neue, ab Montag geltende Verordnung in weiten Teilen so wie die bisherige. Neu ist lediglich die Testpflicht für Ungeimpfte in Innenräumen – ab einer Inzidenz von 35. Diese wird nach Lage der Dinge in den nächsten Tagen fast in allen Kreisen und Städten im Land überschritten werden. Und das bedeutet auch, dass es dann wieder Einschränkungen bei der Zuschauerzahl bei Veranstaltungen geben wird.

Trotz steigender Zahlen ist die Situation nicht mehr mit der im Herbst und Winter zu vergleichen. Es gibt kaum noch schwere Covid-Erkrankungen, auf den Intensivstationen in der Region werden derzeit zwei Corona-Patienten behandelt. Grund: Fast zwei Drittel der Bevölkerung sind geimpft. Die Impfung verhindert zwar nicht zu hundert Prozent eine Infektion, sie schützt aber vor einem schlimmen Verlauf. Und genau das ist das Ziel der Corona-Maßnahmen. Mit den Einschränkungen und den wochenlangen Lockdowns sollte eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindert werden. Daher muss das Land nun mutiger und lockerer in seiner Corona-Politik werden. Weg mit den Inzidenzen und Schluss mit allzu strengen Einschränkungen.

b.wientjes@volksfreund.de