30 000 Mal zur Kapelle und zurück

GEROLSTEIN-MÜLLENBORN. (ann) "Sieben Priester habe ich überlebt!", sagt Gertrud Wirp (82) aus Müllenborn, eine der dienstältesten Küsterinnen im Bistum Trier. 67 Jahre hat sie den Dienst für die Filialkirche Müllenborn übernommen und nun die Arbeit niedergelegt.

"Am 1. April 1936, damals war ich 15, habe ich meinen Küsterdienst in der Kirche angefangen", erinnert sich die heute 82-Jährige, als wäre es erst gestern gewesen. Angefangen hat sie, weil ihre Tante, die den Küsterdienst vorher gemacht hat, wegging. "Dass ich das 67 Jahre lang machen würde, konnte ich damals auch nicht ahnen", sagt Gertrud Wirp. Damals war es nur der Küsterdienst. Ab 1941 hat sie dann auch die Glocken geläutet und ab 1956 auch noch geputzt. Das hing damit zusammen, dass der Brauch zum Erliegen kam, wonach jeden Monat zwei anderen Frauen des Dorfes die Kirche putzten. Doch damit nicht genug: "Ich habe außerdem die Wäsche zu Fuß nach Roth gebracht, mich um den Blumenschmuck gekümmert sowie Lesungen und Fürbitten gehalten." Doch ihr Dienst brachte nicht nur Arbeit, sondern auch lustige Erlebnisse mit sich. So berichtet die 82-Jährige heute gelassen bis verschmitzt über einen Vorfall, der ihr damals gar nicht einerlei gewesen ist: "Einmal, bei einer Beerdigung, habe ich den Schlüssel in der Kapellentür stecken gelassen. Als der Pastor ihn haben wollte, denn er war gleichzeitig der Schlüssel für den Tabernakel, wusste ich nicht mehr, wo er war. Daraufhin lief ich aufgeregt nach Hause und suchte alles ab. Und dann ist mir eingefallen, dass er ja noch in der Tür steckt. Da fiel mir ein Stein vom Herzen." Dass Gertrud Wirp auch nach ihrem Ausscheiden noch auf dem laufenden gehalten wird, dafür ist auch gesorgt: Denn ihre Schwiegertochter Maria hat den Dienst in der Kapelle übernommen. Pastor Stanislav Stepka bedankte sich am Ende der Mittwochs-Messe im Namen des Verwaltungs- und des Pfarrgemeinderats und im eigenen Namen für den langjährigen Dienst bei Gertrud Wirp. "Wir waren ein gutes Team", meinte er und fügte hinzu: "Möge Gott Ihnen das vergelten, was Sie für die Kirche und die Menschen in Müllenborn getan haben!" Peter Müller und Erich Schäfer als Mitglieder des Verwaltungsrats überreichten Gertrud Wirp eine Fotografie aus dem Jahre 1902. Die Aufnahme zeigt den Weg zur Kapelle, den die 82-Jährige - während ihrer Zeit als Küsterin - mehr als 30 000 Mal gegangen war. Die anwesenden Kirchenbesucher dankten Gertrud Wirp mehrfach mit viel Applaus.

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