Alpe d'Huez im Anzug

GEROLSTEIN. Kurzweiliger Auftakt eines langen Prologs: Noch vor der Schar der Journalisten aus ganz Europa sowie den geladenen Gästen aus Wirtschaft und Politik stellte sich das neu formierte Radsportteam Gerolsteiner gestern Morgen in der Regionalen Schule vor. Und bekam einen lautstarken wie euphorischen Empfang.

"Gerolsteiner!", "Gerolsteiner!","Gerolsteiner!": Mit ohrenbetäubender Lautstärke skandierten etwa 200 Schüler in der Eingangshalle der Regionalen Schule, als Fahrer und Betreuer des gleichnamigen, aktuellen Profi-Radsportteams durch das Spalier der jungen Fans einmarschierten. Das hatte - zumindest ansatzweise - etwas vom Flair des legendären Aufstiegs nach Alpe d'Huez. Denn auch die Kinder und Jugendlichen, die nur eine enge Gasse frei ließen, winkten mit übergroßen Plastikhänden, applaudierten unentwegt. Und die Profis mussten am Präsentationstag, ebenso wie bei der bekanntesten Bergetappe, enormes Durchhaltevermögen beweisen - wenn auch, wie meistens bei Auftritten in der Brunnenstadt, im Anzug statt im Renndress. Doch in der Schule war zunächst einmal für die Profis Kurzweil angesagt: dank der prima Turn- und Jonglier-Vorführungen der Schüler aus Gerolstein und Jünkerath. Einige der Kinder hielten selbst gebastelte Tafeln und Spruchbänder hoch. In denen wurde entweder Glück und Erfolg gewünscht, angetrieben ("Hopp!") und auch der Wunsch schlechthin geäußert: "Tour-Sieg!". Nicht ganz so hoch steckte Jörg Croseck, Geschäftsführer des Gerolsteiner Brunnens, der Hauptsponsor und Namensgeber des Teams ist, die sportlichen Ziele der Mannschaft für dieses Jahr: "Wir wollen die Erfolge des vergangenen Jahrs wiederholen", sagte Croseck und verwies auf den dritten Platz des Teams in der Weltrangliste sowie auf 32 Saisonsiege und 74 weitere Podiumsplatzierungen 2004. Das darüber stehende Ziel des Sponsors formulierte er so: "Das Team soll weltweit bekannt machen, dass hinter dem Namen Gerolsteiner nicht allein eine Radsportmannschaft steht, sondern eben auch Wasser und eine Region." Dass die Mannschaft erneut der Schule einen Antrittsbesuch abstattete, und zwar vor der offiziellen Präsentation im Konzern, "soll die Verbundenheit von Gerolsteiner mit der Region demonstrieren". Was sie denken, mögen und außerhalb von Training und Rennen so tun, wollten die Schüler von den Fahrern wissen. So richtete die 13-jährige Maria Felchle aus Gerolstein an einen der Junggesellen im Team die Frage nach seiner Lieblingssängerin und -schauspielerin. Kurzum, welche Frauen ihm gefielen. Eine Frage, wie gemacht für Schwarm und Spaßvogel René Haselbacher, doch der winkte ab. Als Moderator Hans-Peter Böffgen aber nicht locker ließ, rückte der Österreicher mit der Sprache heraus: "Die Freundin von Danilo finde ich gut, auch wenn sie beim letzen Mal nicht gesungen hat", sorgte er bei seinem Fahrerkollegen für Verwunderung. Und bei allen anderen für einen Lacherfolg.Wissenswertes über das In-Die-Büsche-Gehen

Der Spaß war auch Thema der Frage von Stefanie Schäfer (16) aus Gerolstein. Wie aber Fabian Wegmann mitteilte, sei Radsport aber vor allem harte Arbeit: "Richtig Spaß kommt dann auf, wenn man bei einem Rennen ganz vorne liegt und wenn das Wetter schön ist." Auskunft zu einem kniffligen Problem - dem In-Die-Büsche-Gehen - wollte der 14-jährigen Duc Nguyen haben. Und erhielt sie von Profi Thorsten Schmidt: "Da bleiben wir immer mit mehreren Fahrern stehen, damit der Anschluss ans Feld leichter wird." Und damit in diesem Jahr erneut viel gefeiert werden kann und nicht solche Unwägbarkeiten wie gebrochene Lenker dem Erfolg im Weg stehen, überreichten die Schüler dem Teamchef Hans-Michael Holczer noch einen robusten Stahlrohrlenker samt Klingel. Na, dann kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen.

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