Infrastruktur Auf dem Weg zum A-1-Lückenschluss in der Eifel gibt es noch viele Hindernisse

Daun/Koblenz · Optimistisch geschätzt 2021/22, realistisch geschätzt frühestens 2024: So lange wird es den Angaben der Planer zufolge wohl dauern, bis das Baurecht für den Weiterbau der A 1 auf rheinland-pfälzischer Seite vorliegt.

 Letzte Ausfahrt Radersberg bei Dreis-Brück: Was die Planung des fehlenden A-1-Teilstücks auf rheinland-pfälzischer Seite angeht, ist man zwar formal ein Stück weiter, aber von einem Weiterbau noch weit entfernt.

Letzte Ausfahrt Radersberg bei Dreis-Brück: Was die Planung des fehlenden A-1-Teilstücks auf rheinland-pfälzischer Seite angeht, ist man zwar formal ein Stück weiter, aber von einem Weiterbau noch weit entfernt.

Foto: e_daun <e_daun@volksfreund.de>+SEP+e_daun <e_daun@volksfreund.de>

Wenn der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) auf die jüngsten Entwicklungen in Sachen A-1-Lückenschluss angesprochen wird, gibt er sich betont kämpferisch.

Auch wenn das CDU-geführte nordrhein-westfälische Verkehrsministerium  angekündigt hat, den Abschnitt zwischen Blankenheim und Lommersdorf neu zu planen, um Umwelt-, Natur- und Artenschutz besser gerecht werden, wolle man das rheinland-pfälzische Teilstück zwischen den Anschlussstellen Kelberg und Adenau wie geplant vorantreiben und wie angekündigt bis 2021 Baurecht erreichen. Auf 205 Millionen Euro werden die Kosten für diesen Abschnitt geschätzt.

Ein Schritt dahin ist nun getan: Von Mitte Juli bis Mitte August konnten die die Planunterlagen eingesehen, bis zum 24. September konnten Einwendungen dagegen erhoben werden. Ergebnis: Nach Mitteilung des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Koblenz sind Einwendungen von 280 Privatpersonen gegen das Projekt eingegangen.

Davon seien 150 identisch (Serieneinwendung). Hinzu kämen sechs Stellungnahmen von mehreren Naturschutzvereinigungen. Insbesondere der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hätten umfangreiche Bedenken vorgetragen.

Um die Angaben einschätzen zu können, Nachfrage beim LBM: Ist das eine hohe Zahl an Einwendungen oder bewegt sich es im normalen Rahmen? Antwort von der Pressestelle in Koblenz: „Für ein Planfeststellungsverfahren, bei dem der Neubau von 10,5 Kilometer Autobahn vorgesehen ist, sind die 280 Einwendungen als eher gering anzusehen.“

Beim LBM geht man davon aus, dass es mindestens ein Jahr dauern, die Einwendungen zu bearbeiten. Es könne aber auch länger werden, wenn „verschiedenen Einwendungen durch Änderungen der Planung Rechnung getragen“ würde. Es folgen dann ein Erörterungstermin und eine Diskussion mit den Einwendern. Nach abgeschlossenem Anhörungsverfahren bestehen noch Klagemöglichkeiten, allerdings mit verkürztem Instanzenweg (siehe Info). Und Klagen wird es geben: So hat unter anderem der BUND angekündigt, vor Gericht zu ziehen, sollten die A-1-Pläne nicht gestoppt werden.

Erst wenn die Klagen abgehandelt sind, besteht Rechtssicherheit und damit Baurecht. Das wäre im besten Fall 2021/22 zu erreichen, läuft es schlechter, 2024: so die Prognose von Benedikt Bauch, Leiter der Fachgruppe Planung beim LBM Trier, und seinem Kollegen Roland Janca. Sie haben die Pläne in den vergangenen Monaten unter anderem in Dreis-Brück und Daun vorgestellt.

So berichteten sie, dass die A 1 für die Anwohner kaum sichtbar sein werde. Um das stete Auf und Ab der Eifelhügel auszugleichen, werde die Trasse teils tief in die Hänge gefräst. Acht Talbrücken, zwei Grünbrücken und vier Grünunterführungen auf dem 10,5 Kilometer langen Abschnitt bis Adenau sollen eine hohe Durchlässigkeit für Tiere gewährleisten. Janca: „Und da die Trasse viel durch Wald führt, sind hohe Kompensationsmaßnahmen notwendig.“ Genauer gesagt: 528 Hektar Wald und 209 Hektar Offenland dienen dem Ausgleich und werden aufgewertet. Die Furcht vieler Wald- und Wiesenbesitzer, die Ausgleichsflächen künftig nicht bewirtschaften zu dürfen, sei unbegründet. „Es gibt nur teilweise Einschränkungen. Zum Beispiel 250 Meter rund um die Wildbrücken und Unterführungen darf nicht gejagt werden.“

Der Sinn der Trassenführung möglichst weitab menschlicher Siedlungen ist eine Vermeidung von Lärmbelastung für die Anwohner. „Die gesetzlichen Werte werden weit unterschritten“, verspricht der LBM. Und dies trotz eines für 2025 prognostizierten Verkehrsaufkommens von 23 600 Kraftfahrzeugen täglich, fast ein Viertel davon Lastwagen. Für sie entsteht in der Nähe von Brück ein nicht bewirtschafteter Rastplatz mit 19 Stellplätzen.

Klar ist: Den 2016 von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen (damals noch mit einer rot-grünen Landesregierung) propagierten möglichst nahtlosen Lückenschluss zwischen den beiden Ländern wird nach dem Kurswechsel in Düsseldorf kaum mehr zu schaffen sein. Verkehrsminister Wissing fürchtet, „dass sich der Anschluss in unserem Nachbarland um Jahre verzögert.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort