Auf Du und Du mit Milan und Falke

HINTERWEILER. Nicht nur vom Flugplatz Senheld aus gehen Piloten in die Luft. Auch bei Hinterweiler liegt ein Fluggelände. Neben den Mitgliedern des Drachenflugclubs Vulkaneifel kommen Drachenflieger von weit her, um ihrem Hobby zu fröhnen.

"Dat jiht et doch jar nit. Da wohnt man su lang schon daneven, die flegen seit Johren üwer mein Hous und esch wor noch nie he", sagt Rentner Peter Schüller aus Hohenfels erstaunt. Heute hat er sich endlich einen Ruck gegeben und ist zu den Drachenfliegern am Hinterweiler Berg gefahren. So wie ihm geht es vielen Menschen aus Dockweiler, Hinterweiler, Kirchweiler oder Hohenfels-Essingen, die am Wochenende die Drachenflieger über ihren Köpfen sehen, aber noch nie am Flugplatz des Drachenflugclubs Vulkaneifel (DFC) waren. Flugplatzbetreiber Günther Hens aus Hörscheid, der das Gelände teils gepachtet und gekauft hat und leidenschaftlicher Drachenflieger seit 1980 ist, erinnert sich an die Anfänge. "Begonnen hat alles in Meerfeld, aber irgendwann kam der Punkt, wo man dort jeden Baum kannte. Nach langem Suchen fanden wir dieses Gelände, was auf Grund seiner Lage auch thermisch gut ist. 1991 wurde die erste Zulassung beantragt." Ultraleichtflieger bringt Piloten nach oben

Ideale Bedingungen also für Drachenflieger, die auch aus den Niederlanden, dem Köln-Bonner Raum und aus dem Ruhrgebiet anreisen. "Bis 1996 waren sogar die Nationalmannschaften der Drachenflieger aus Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und Deutschland hier und haben ihre nationalen Ausscheidungswettbewerbe geflogen", berichtet Günther Hens. Rund 1600 Starts verzeichnet der Flugplatz pro Jahr. Mit dem 110 PS starken Ultraleicht-Fluggerät von Günther Hens werden die Drachenflieger in die Höhe gebracht. Mit einem Seil werden sie in eine günstige Thermik in mindestens 500 Meter Höhe gezogen und können sich dann ausklinken. 56 Mitglieder hat der Drachenfliegerclub Vulkaneifel. Einer davon ist Josef Lichter aus der Nähe von Prüm. "Das wahre Fliegen liegt im Drachen, und es ist wie eine Sucht", sagt der leidenschaftliche Pilot. Mit der Videokamera hat er einen Film gedreht, der die Faszination des Drachenfliegens zeigt. Dem kann sein Freund Günther Hens nur zustimmen. "Das Interessante an diesem Sport ist, die Energie der Natur zu erkennen und nutzbar zu machen. Die Königsdisziplin des Fliegens ist die motorlose Variante mit den Drachen, und dafür schlägt auch mein Herz." Von schönen Erlebnissen können die Drachenflieger stundenlang erzählen. "Gerade wenn man motorlos in der Landschaft unterwegs ist, sieht man die Greifvögel ganz nahe und beäugt sich gegenseitig. Wenn die uns am Himmel sehen, kommen sie aus dem Wald heraus, und wenn wir welche sehen, die hoch oben ihre Kreise ziehen, dann sind wir bei denen. Milan und Falke kommen bei uns unter die Flügel des Drachens, das ist phänomenal", beschreibt Günther Hens seine Eindrücke. Ein bisschen abenteuerlich sieht es schon aus, wenn die Drachenflieger sich bereit machen zum Flug. Angegurtet an das Drachengestänge und ausgerüstet mit einer Art Concon wie der eines schlüpfenden Schmetterling geht es in die Luft. Hens: "Jeder kann es lernen"

Gesteuert wird der Drachen durch Verlagern des Körpers und des Drachenflügels von Hand. Zur Sicherheit hat jeder einen Fallschirm an Bord. Stundenlang kann ein Flug je nach Können des Piloten und Thermik dauern. Erlernen kann laut Hens jeder den Sport. "Vom Fußgänger bis zum eigenständigen Drachenflieger dauert es etwa sechs Monate, wenn es einigermaßen gut läuft."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort