Gesundheitswesen Aus für die Geburtshilfe in Daun

Daun · Was in Gerolstein, Prüm und Adenau schon passiert ist, widerfährt nun auch der Kreisstadt: Am Montag ist verkündet worden, dass die Geburtshilfestation des Maria-Hilf-Krankenhauses zum Jahresende geschlossen wird.

 Hier kommt ab Januar kein Kind mehr zur Welt: Die Geburtshilfestation des Maria-Hilf-Krankenhauses Daun wird geschlossen. Foto: Krankenhaus Daun

Hier kommt ab Januar kein Kind mehr zur Welt: Die Geburtshilfestation des Maria-Hilf-Krankenhauses Daun wird geschlossen. Foto: Krankenhaus Daun

Foto: TV/Krankenhaus Daun

Im Sommer hatte es noch nach einem kleinen Hoffnungsschimmer ausgesehen, als Alexander Wilhelm, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium, bei seinem Besuch in Daun nach den Aussichten für den Fortbestand der Geburtshilfe im Maria-Hilf-Krankenhaus gefragt wurde. Der Hintergrund: 430 Geburten wurden 2017 in Daun verzeichnet, diese Größenordnung wird auch für das laufende Jahr erwartet. Das Problem: Diese Zahl ist für das bei weitem nicht kostendeckend, dafür wären mindestens 600 Geburten nötig. Auch Wilhelm sprach von „bedenklichen Zahlen“, aber dennoch spreche einiges für den Fortbestand des Angebots. Und machte Hoffnung: „Das Land hat ein großes Interesse am Erhalt der Station, weil andere in der Umgebung bereits geschlossen worden sind. Es müssen also andere Kriterien angelegt werden als nur die reine Zahl der Geburten.“

Ob man sich in Mainz des Thema angenommen hat oder nicht, fest steht seit Montag: Die Geburtshilfestation wird am Ende des Jahres geschlossen. Das hat die Geschäftsleitung des Krankenhauses mitgeteilt. Mit Folgen auch für mehrere Mitarbeiterinnen: Von der Schließung sind 17 Hebammen betroffen, die alle in Teilzeit für die Geburtshilfe gearbeitet haben. Insgesamt fallen 3,5 Vollzeitstellen weg.

Geschäftsführer Franz-Josef Jax erklärt dazu: „Gerade als katholisches Haus ist das ein schwerer Schritt für uns. Denn natürlich haben wir den Anspruch, Familien ganzheitlich zu versorgen. Gleichzeitig sind wir uns aber auch unserer Verantwortung bewusst, eine qualitativ hochwertige Versorgung im Sinne der werdenden Mütter anzubieten. Leider können wir auf Dauer nicht sicherstellen.“

Der Grund für die Entscheidung, die Geburtshilfe zu schließen, laut Jax „die aussichtslose Suche“ nach Belegärzten für die Fachabteilung Geburtshilfe in Daun. Das Krankenhaus stehe so vor dem Dilemma, dass die Anzahl der Geburten auf der einen Seite zu niedrig sei, sodass die Geschäftsführung keinen weiteren Belegarzt für die Geburtshilfe finde. Auf der anderen Seite benötigt die Abteilung jedoch einen weiteren Arzt, um eine Versorgung, wie es der Gesetzgeber vorschreibe, auch zukünftig zu garantieren.

„Die Kündigung der Hebammen zum Jahresende fällt der Geschäftsführung nicht leicht“, erklärt Günter Leyendecker, Prokurist im Krankenhaus Maria Hilf. und kündigt an: „Wir werden eine sozialverträgliche Lösung für alle betroffenen Mitarbeiterinnen umsetzen. Außerdem werden wir sie dabei unterstützen, in einem der umliegenden Häuser als Hebamme arbeiten zu können. Unsere Hebammen sind ja gefragt.“ In den nächsten Tagen würden auch Gespräche mit den Hebammen geführt, ob und in welchem Umfang Angebote wie Geburtsvorbereitungskurse weiter in Daun angeboten werden können.

Die Krankenhausleitung habe die umliegenden Krankenhäuser mit Geburtsabteilungen von Wittlich, Bitburg, Trier, Mayen, Bad Neuenahr und Mechernich bereits informiert und um Unterstützung gebeten. Leyendecker: „Wir wissen, dass das alles andere als ideal ist, aber uns sind die Hände gebunden. Auch wir können uns nicht länger gegen den deutschlandweiten Trend stellen.“

Franz-Josef Jax ergänzt: „Wir haben wirklich alles versucht, die geburtshilfliche Versorgung in der Region sicherzustellen. Alle anderen Geburtshilfen im Umkreis wie in Adenau, Gerolstein, Zell oder Prüm haben ja schon vor uns geschlossen. Aber gerade in der Geburtshilfe sind die Anforderungen an das Personal sehr hoch. Bereitschaftsdienste und die damit verbundene Wohnortnähe sind nur ein Faktor. Wir befinden uns in einem Teufelskreis: Die geringe Zahl der Geburten macht den Standort für Ärzte unattraktiv, und durch die fehlenden Mediziner können wir die Geburtshilfe nicht länger erhalten. Wir können sogar von Glück sagen, dass wir zwei noch so engagierte Ärzte wie Nezih Dizdar und Gottfried Steinle haben. Ihrem Einsatz und dem Engagement des ganzen Teams ist es zu verdanken, dass wir so lange durchgehalten haben.“

Nach Angaben des Geschäftsführers muss gemäß den medizinischen Leitlinien ein Arzt mit abgeschlossener oder begonnener Weiterbildung im Gebiet Frauenheilkunde und Geburtshilfe ständig rund um die Uhr im Bereitschaftsdienst verfügbar sein. „Die Erfüllung dieser Anforderung war jetzt schon eine Herausforderung für die beiden hoch engagierten Ärzte, die zusätzlich zu Ihrer Tätigkeit im Krankenhaus auch eigene Praxen führen. Die vergebliche Suche nach niederlassungswilligen Gynäkologen in den vergangenen Jahren zeigt, dass diese Qualitätsanforderungen auf Dauer nicht erfüllt werden können.“

Update: Gegen die Schließung der Geburtshilfe in Daun richtet sich eine Petition, der man sich auf https://www.openpetition.de/petition/online/erhalt-der-geburtshilfe-im-krankenhaus-maria-hilf-daun anschließen kann.

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