"...awer ött öss nix anöschteres wie die Sproach, die mir hey schwätze"

BODENBACH. (bb) "Die Sproach, die mir hey ünechtenanner schwätze unn die ose Hährjodd och vosteht": Der Männergesangverein (MGV) Bodenbach unter Leitung von Guido Nisius hielt eine Erntedankandacht im Dialekt des Dorfes. Die Lieder und Gebete hatte Peter Scheid übersetzt, das Schlusswort hatte "de Pastur" Klaus Kohnz.

 Großes Lob von Pastor Klaus Kohnz (links) für den "Übersetzer" Peter Scheid (Mitte) und den Dirigenten des MGV Bodenbach, Guido Nisius (rechts).TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Großes Lob von Pastor Klaus Kohnz (links) für den "Übersetzer" Peter Scheid (Mitte) und den Dirigenten des MGV Bodenbach, Guido Nisius (rechts).TV-Foto: Brigitte Bettscheider

"So eine Aufmerksamkeit wünsche ich jedem Gottesdienst", sagte Pastor Klaus Kohnz. Denn die sprichwörtliche Stecknadel hätte man schon fallen hören, als der MGV das Eingangslied "Dinge Namme sei jelobt" vortrug: so melodisch, strahlend und einfühlsam. Weitere beeindruckende Hörerlebnisse sollten folgen: "Oan wäh sall ech mech wänne", "Hähr, jeff os Fridde", "Schrußer Jott, mer loben dech" und "Bleiw bei os, Maria". Der des Bodenbacher Dialekts Unkundige mag die Original-Titel kennen: "Dein Name sei gelobt", "An wen soll ich mich wenden", "Herr, gib uns Frieden", "Großer Gott, wir loben dich" und "Bleib bei uns, Maria". Dabei machte der Dialekt-Vortrag einmal mehr deutlich, was der Kraft der Musik ohnehin zugesprochen wird: dass sie nicht den Verstand der Menschen trübt, sondern ihre Seele anrührt. Auch die rund 200 Kirchenbesucher beherrschten das "Bodemer Platt": bei dem Gesang von "Fruhe Jubelleeder" ("Frohe Jubellieder") und "Öh Hous, dat iwich douert" (nach "Ein Haus voll Glorie schauet") sowie bei den Antworten auf die Fürbitten ("Mer bitte dech, erhüre os"). Die Gebete und Meditationstexte trugen Peter Scheid (Schöttelesch Pitter), Gisela Rätz (Uweress Gisela), Anneliese Schmidt (Rääch Anneliss) und Wolfgang Sassert (Biertens Wolfjang) vor. Den Hintergrund der viel beachteten und allseits gelobten Premiere erläutern MGV-Dirigent Guido Nisius und "Übersetzer" Peter Scheid im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. "Aus der Tradition der Kölsche Messen zu Karneval weiß ich, dass Mundart-Gottesdienste nichts mit Klamauk zu tun haben", so Nisius, der die Idee zu der Andacht hatte und mit einem Marienlied "ön Bodemer Platt" bei einem früheren Gottesdienst die Resonanz erprobt und nur positive Rückmeldungen erhalten hatte. Nichts wird banalisiert oder trivialisiert

In dem gebürtigen Bodenbacher und überzeugten Dialektsprecher Peter Scheid (47) hatte Nisius einen versierten Übersetzer in den Reihen des MGV. Als Sprache im Gottesdienst sei das Platt für manchen vielleicht gewöhnungsbedürftig, sagte Peter Scheid zu Beginn der Andacht, "awer ött öss nix anöschteres wie die Sproach, die mir hey önn Bodemech ünechtenanner schwätze unn die ose Fatter öm Himmel och vosteht". Soll heißen: "So reden wir hier in Bodenbach, und das versteht auch der liebe Gott." Nur für zwei Ausdrücke, die in den Gebeten und Gedanken zum Erntedank eine Rolle spielten, gibt es (noch) keine Entsprechung in der Mundart: Internet und Genmanipulation. Pastor Kohnz hatte das Schlusswort. Er sei tief beeindruckt von der Qualität des Gesangs und der Texte sowie von der großen Aufmerksamkeit der Gottesdienstbesucher. Es sei nichts banalisiert und trivialisiert worden. "Heute ist neben die drei heiligen Sprachen der Kirche - Hebräisch, Griechisch, Lateinisch - eine vierte gekommen: das Bodenbacher Platt", sagte Kohnz. Dem Übersetzer verlieh er den Titel "Professor Doktor Peter Scheid". So wie viele Zuhörer äußerte sich auch die 23jährige Bettina Reif aus Katzwinkel begeistert: "Es hat mir sehr gut gefallen. Ich finde, die Gebete sind in Platt besonders ergreifend."

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