Besonderer Fund birgt viele Rätsel

Bodenbach/Daun · Die Gemeinde Bodenbach ist seit einigen Jahren unter Archäologen keine Unbekannte mehr. Die dort gefundene spätantike Villa stellt etwas Besonderes dar und wird in der Wissenschaft bereits "Typ Bodenbach" genannt. Am heutigen Samstag kann sich jeder Interessierte über die neuesten Forschungsergebnisse vor Ort informieren.

Bodenbach/Daun. Zahlreiche Villenanlagen, die überall noch unter der Erde liegen oder schon ausgegraben sind, zeugen vom römischen Erbe in der Vulkaneifel. Fundstätten gibt es bei Mehren, Ellscheid, Pelm und Duppach, zudem gibt es eine Hinterlassenschaft am Weinfelder Maar. Direkt neben dem heutigen Parkplatz stand in der Antike eine römische Villa. Zwischen Gillenfeld und Strohn befinden sich die Reste einer riesigen Anlage. 18 Hektar groß war das Anwesen eines reichen Römers.
Einen bemerkenswerten Fund gibt es auch in Bodenbach. Die in der 220-Einwohner-Gemeinde in der Verbandsgemeinde (VG) Kelberg entdeckte römische Villa hat bis zu ihrer eindeutigen Einordnung für viel Wirbel in der archäologischen Szene gesorgt. Denn bei den Grabungen 2003 und 2008 waren die Archäologen von einem sogenannten Burgus, einer spätrömischen Befestigungsanlage, ausgegangen. Doch der Kölner Archäologe Peter Henrich, der von Anfang an die Ausgrabung leitet, korrigierte diesen Irrtum. 2010 war endgültig klar, dass der Fund eine kleine archäologische Sensation darstellt: In Bodenbach handelt es sich um eine Villa mit einer Größe von 27 mal 21 Metern, die im zweiten Jahrhundert nach Christus gebaut und bis ins dritte Jahrhundert genutzt wurde.

Ausbau wegen Angst vor Überfällen: Der Besitzer der Villa sicherte aus Furcht vor den Germanen die Anlage wie ein römisches Militärlager mit einer Mauer und drei Gräben. Einen solchen Fund hat es bislang laut Henrich nirgendwo sonst gegeben. "Wahrscheinlich hat der Bewohner Angst vor Überfällen bekommen und sich verbarrikadiert", meint der Wissenschaftler. Inzwischen wurden in Luxemburg und im Rheinland zwei weitere ähnliche befestigte Villen gefunden. Aber der Umstand, dass eine solche Anlage zuerst in der VG Kelberg gefunden worden ist, hat dazu geführt, dass die Bauweise von den Archäologen inzwischen "Typ Bodenbach" genannt wird. Mit einer weiteren Ausgrabung, die in diesen Tagen läuft, soll die spätantike befestigte römische Villa noch genauer untersucht werden. "Zuletzt haben wir im Außenbereich gegraben, nun gehen wir in den Kern der Villa", erklärt Ortsbürgermeister Günter Ratz. Geleitet wird die Grabung von Peter Henrichs und Lynn Stoffel; sechs Helfer stehen ihnen zur Seite. "Es geht uns bei dieser Ausgrabung darum, wie wir die Anlage noch genauer datieren können. Denn wir haben hier gar keine eindeutigen Funde gehabt", sagt Henrichs.

Mauern sind 90 Zentimeter dick: Neben vielen Scherben aus Ton von Vasen und Gefäßen wurden Glasscherben, Knochen von Tieren und einige Bronzemünzen mit dem Bild von Kaiser Constans gefunden. Er war der jüngste Sohn Konstantins des Großen. "Die Villa wurde nach den neuesten Untersuchungen wahrscheinlich um 330 nach Christus zerstört. Wir haben eine Brandschicht gefunden, die dies belegt", sagt Henrichs. Seltsam sei aber das völlige Fehlen von Keramik. "Das ist merkwürdig. Die Villa scheint wirklich besenrein verlassen worden zu sein." Man sieht die 90 Zentimeter dicken Mauern und auch Treppenstufen in den Keller, die einst mit Holz belegt waren. Dort wurde auch eine metallische Öllampe, die aber noch vom Rost und der Erde gereinigt werden muss, entdeckt. Auch die Schräge eines Kellerfensters wurde entdeckt. Pfostenlöcher und Schieferplatten des Daches sowie eine römische Drainage sind zu sehen. Die zweite Hälfte des Kellers soll nicht ausgegraben werden, da dort keine neuen Erkenntnisse zu erwarten sind.Extra

Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchungen in Bodenbach können am Samstag, 10. August, von 10 bis 17 Uhr beim Tag der offenen Grabung angeschaut werden. Dazu gibt es Führungen mit Erklärungen zur Grabung von Peter Henrich. Die Kosten für die Ausgrabung tragen die Universität Köln, das Landesmuseum Trier und die Gemeinde Bodenbach, zudem hat sich die Kreissparkasse Vulkaneifel beteiligt. sts

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