Betrugsverdacht gegen Pharmafirma aus der Eifel

Trier · Eine Pharmavertriebsfirma aus der Eifel steht im Verdacht, illegal Krebs- und Aids-Medikamente nach Deutschland eingeführt und hier verkauft zu haben. Die Trierer Staatsanwaltschaft und das Bundeskriminalamt ermitteln wegen Betrugs.

(wie) Die Ermittler kamen gestern am frühen Morgen. Zeitgleich durchsuchten sie zwölf Wohnungen und Büros in Deutschland unter anderem in Densborn (Vulkaneifelkreis) und im nordrhein-westfälischen Grevenbroich sowie vier Geschäftsräume in Zypern. Ziel der seit Monaten vorbereiteten Aktion: CC Pharma aus Densborn.

Die Firma – 360 Beschäftigte, Jahresumsatz rund 270 Millionen Euro – kauft im europäischen Ausland Medikamente ein, die billiger sind als in Deutschland, versieht diese mit deutschen Etiketten und Beipackzetteln und verkauft sie hier an Apotheken oder Krankenhäuer. Das ist legal. Die Trierer Staatsanwaltschaft und das Bundeskriminalamt werfen dem Unternehmen aber vor, teure – 650 Euro pro Packung – Krebsmedikamente außerhalb der EU, nämlich in der Türkei, über eine Tochterfirma in Zypern nach Deutschland eingeführt und dort verkauft zu haben. Laut dem deutschen Arzneimittelgesetz dürfen in Deutschland nur Medikamente verkauft werden, die hier oder in EU-Mitgliedsländern zugelassen sind. Der Leitende Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer geht davon aus, dass durch den illegalen Import ein Gesamtschaden von mehr als einer halben Million Euro entstanden ist.

Ob auch Apotheken oder Kliniken in der Region die Medikamente bezogen haben, steht laut Brauer derzeit noch nicht fest. Bei den gestrigen Durchsuchungen wurden auch Medikamentenproben sichergestellt.

Auch von einem für Südafrika produzierten Aids-Medikament. Dieses soll von CC Pharma illegal nach Deutschland importiert und verkauft worden sein, so Brauer. Es sei nicht auszuschließen, dass durch lange Transporte und mangelnde Kühlung dessen Wirksamkeit reduziert war. Gegen das Unternehmen wurde bereits im vergangenen Jahr ermittelt: im Zusammenhang mit Abrechnungsbetrug von Apotheken. Die Ermittlungen wurden gegen eine Geldbuße eingestellt. Von CC Pharma gab es gestern keine Stellungnahme.

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