Daun bleibt auf Filetgrundstücken sitzen

Daun-Pützborn · Wie sinnvoll ist es angesichts rückläufiger Bevölkerungszahlen, neue Baugebiete zu erschließen? Im Dauner Stadtteil Pützborn sind vor vier Jahren 23 Bauplätze entstanden. Neun davon sind noch nicht verkauft.

 Im Baugebiet Auf Kalk am Pützborner Hang tun sich noch Lücken auf. TV-Foto: Falk Straub

Im Baugebiet Auf Kalk am Pützborner Hang tun sich noch Lücken auf. TV-Foto: Falk Straub

Daun-Pützborn. "Wenn wir für junge Familien attraktiv bleiben wollen, müssen wir auch neue Grundstücke anbieten", sagt der Dauner Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen. Zwar sei es klar, dass Daun durch den demografischen Wandel Einwohner verliere, durch attraktive Baugebiete wolle man dem jedoch entgegenwirken. In den vergangenen 40 Jahren ist die Bevölkerung der Stadt Daun deutlich gestiegen. Lebten 1972 laut Statistischem Landesamt Rheinland-Pfalz 6958 Menschen in Daun, waren es vor zwei Jahren 8143.
Dennoch ist der demografische Wandel auch in Daun spürbar. Seit 1998 ist die Bevölkerungsentwicklung insgesamt rückläufig. 1997 hatte Daun noch 500 Einwohner mehr als 2010, nämlich 8647. Diese Entwicklung betrifft nicht nur die Kernstadt, auch in fünf der acht Dauner Stadtteile nimmt die Bevölkerung ab. Zu den Stadtteilen mit rückläufigen Einwohnerzahlen, was den Hauptwohnsitz betrifft, gehören Gemünden, Rengen, Waldkönigen, Weiersbach und Pützborn.
Trotzdem wurde in den vergangenen Jahren neues Bauland erschlossen (siehe Extra). Von 2006 bis 2008 entstand am Pützborner Hang das Baugebiet Auf Kalk mit 23 Baugrundstücken. Die Gesamtkosten für die Erschließung belaufen sich kostendeckend auf rund 560 000 Euro.
Bis zu 95 Euro pro Quadratmeter


Obwohl es damals noch 50 Bauplätze in Pützborn gab, entschied sich die Stadt, das Areal zu erschließen. Die 50 Baustellen seien zum Teil in Privateigentum und stünden dem Grundstücksmarkt kaum zur Verfügung, argumentierte die zuständige Bauabteilung der Verbandsgemeinde-Verwaltung seinerzeit. Zudem war von einer großen Nachfrage die Rede. Laut VG-Verwaltung hätte es 30 Bewerber für die 23 Bauplätze gegeben.
Die Realität sieht anders aus. Waren 2009, ein Jahr nach Fertigstellung des Baugebiets, bereits 12 der 23 Bauplätze verkauft, sind es heute 14. Von diesen sind sechs bebaut. Woran der schleppende Verkauf liegen könnte, können weder die VG-Verwaltung noch Jenssen sagen. Die Preise Auf Kalk variieren zwischen 70 Euro und 95 Euro pro Quadratmeter - ein verhältnismäßig hoher Wert für die VG, in der die durchschnittlichen Grundstückspreise zwischen 35 Euro und 50 Euro liegen. "Aufgrund der Nähe des Baugebiets zur Kernstadt - mit weit höheren Bodenrichtwerten - ist der Kaufpreis jedoch wieder angemessen", sagt Arnold Schneider von der VG-Verwaltung.
Der Pützborner Ortsvorsteher Friedhelm Haep, der das Baugebiet 2009 wegen der herrlichen Aussicht als "Filetstück" in der Stadt bezeichnet hatte, ist weiterhin davon überzeugt, dass auch die neun verbleibenden Grundstücke verkauft werden. Jenssen sieht die Lage differenzierter. "Wir müssen uns auch die Frage stellen, warum bisher nicht alle Grundstücke verkauft worden sind", sagt er.
Um die Bauplätze für Interessenten attraktiver zu machen, prüft der Umwelt-, Bau- und Planungsausschuss der Stadt nun, wie hoch die Häuser zur Talseite hin gebaut werden dürfen. "Wenn sich nach der Klarstellung des Bebauungsplans keine neuen Interessenten für die freien Grundstücke mehr finden, müssen wir überlegen, ob wir sie auf Dauer aufgeben", sagt Jenssen.Meinung

Offene Fragen
Die Fakten sprechen für sich: Die Zeiten, in denen Dauns Einwohnerzahl beständig gestiegen ist, ist lange vorbei. Das Mittelzentrum ist keine Stadt mehr, in die Neubürger in Scharen strömen. Dennoch ist das Anliegen, junge Familien durch attraktive Baugebiete hierher zu locken, verständlich - gerade, wenn sich in den Ortskernen nur schwer neue Bauplätze erschließen lassen. Die Stadt muss sich aber auch die Frage gefallen lassen, warum sie für neun Grundstücke im Baugebiet Auf Kalk keinen Käufer findet. Und sie sollte diese Frage schnell beantworten. Schließlich steckt viel Geld im Baugebiet. Sollte sie die Grundstücke hingegen tatsächlich aufgeben, käme das dem Eingeständnis einer teilweisen Fehlplanung gleich. f.straub@volksfreund.deExtra

Auch im Dauner Stadtteil Waldkönigen sollen neue Grundstücke erschlossen werden. Im Neubaugebiet Kleine Scheid, das sich im Besitz der Stadt befindet, sind zunächst 20 Baustellen geplant. Bei hoher Nachfrage können in einem zweiten und dritten Bauabschnitt noch einmal rund 30 weitere Bauplätze hinzu kommen. "Wir haben bereits konkrete Kaufinteressenten", sagt Ortsvorsteher Bernhard Kläs. Das Baugebiet hat eine direkte Anbindung an den Arm, der zur B 410 führt. Ab sofort wolle man ganz offensiv mit der Vermarktung beginnen, sagt Kläs. fas

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