Daun/Gerolstein. Die Polizei im Kreis plagen Personalsorgen: Vier Beamte sind bereits 2012 ausgeschieden, vier sind nach TV-Informationen längerfristig versetzt, aber nur zwei neue hinzugestoßen.
Und in den nächsten beiden Jahren gehen voraussichtlich weitere zehn Beamte in den Ruhestand. "Und jetzt geht uns auch noch der Chef von der Fahne", sagt Alfred Haas, seit November 2009 Dauns stellvertretender Polizeichef.
Damit spielt er auf den Wechsel des Ersten Polizeihauptkommissar Heinz-Peter Thiel vom Chefsessel der PI Daun auf den in der benachbarten Kreisverwaltung an, wo Thiel ab 1. April den Posten des Landrats bekleidet und Heinz Onnertz beerbt.
Aber Haas sagt das mehr mit humorvollem denn klagendem Unterton. Schließlich weiß er bereits zur Genüge, was es heißt, die 66 Planstellen umfassende Dienststelle zu führen.
Denn in den vergangenen Wochen und Monaten, in denen sein Chef Thiel Urlaub genommen und Überstunden abgebaut hat, um Wahlkampf zu machen, hat allen voran Haas für Sicherheit und Ordnung im Kreis gesorgt.
Das könnte auch noch eine Weile so weitergehen. Denn obwohl das Polizeipräsidium nach eigener Auskunft derzeit gerade die landesweite Ausschreibung für den Leitungsposten bei der PI Daun im Staatsanzeiger vorbereitet, garantiert sie keinen nahtlosen Übergang. "Eine Vakanzzeit kann nicht ausgeschlossen werden", sagt Karl-Peter Jochem, Sprecher des Polizeipräsidiums Trier.
Er sieht darin aber kein Problem, denn mit Haas als Stellvertreter stehe "ein erfahrener Beamter zur Verfügung, der die Polizeiinspektion Daun auch schon in der Vergangenheit während urlaubsbedingter oder sonstiger Abwesenheiten von Herrn Thiel geleitet hat".
Wohl eher ausgeschlossen ist es, dass die PI Daun wie die PI Bitburg künftig von einem Beamten aus dem höheren Dienst, also einem Polizeirat oder Polizeioberrat, geleitet wird. Dies ist laut Polizeisprecher Jochem "nicht vorgesehen". Hingegen sei durchaus denkbar, dass erstmals eine Frau die PI Daun leitet.
Jochem skizziert das Vorgehen: "Die Bewerber werden im Rahmen eines Auswahlverfahrens zunächst beurteilt. Es finden dann Auswahlgespräche vor einem Gremium statt, dessen Vorsitz der Polizeipräsident hat." Wie lange sich das hinziehe, sagte er nicht.
Thiel hingegen kann seine Tage bei der Polizei schon zählen. Denn trotz Wahlkampfs hat er auch jetzt noch Urlaub und Überstunden. "Am 1. März ist mein letzter Diensttag - nach 33 Jahren bei der Polizei", sagt Thiel und behauptet: "An die meisten meiner Diensttage kann ich mich sogar noch gut erinnern."
Wie den ersten Bereitsschaftsdienst bei der Kripo: "Das war Weihnachten 1993. Da hatte ich mit einer Brandstiftung in einem Wohnhaus zu tun, danach mit einer Vergewaltigung nach einer Großveranstaltung, bei der wir den Täter noch in der gleichen Nacht dingfest gemacht und uns parallel um das Opfer gekümmert haben. Dann gab es eine Serie von Tageswohnungseinbrüchen in Stadtkyll, später noch einen Einbruch in einen Supermarkt in Bleialf. Und als ich dann noch zu einem Banküberfall nach Wittlich gerufen wurde, musste ich passen, da ich unterwegs eine Reifenpanne hatte."
Die Chancen auf einen ruhigeren ersten Arbeitstag als Landrat stehen nicht schlecht. Garantiert ist das aber nicht.Extra

Heinz-Peter Thiel ist am 21. Dezember 1962 in Prüm geboren, aufgewachsen ist er in Willwerath bei Prüm. Der 50-Jährige ist verheiratet, hat zwei Kinder (22 Jahre alte Tochter, 19 Jahre alter Sohn) und wohnt seit 1990 in Mürlenbach. Polizist ist er seit 1979, seit 2003 leitet er die Polizeiinspektion in Daun. Zu seinen Hobbys gehören Rennradfahren, Sportbogenschießen und Motorradfahren. Thiel wurde am 3. Dezember 2012 als parteiloser Kandidat zum Nachfolger von Heinz Onnertz (parteilos) zum Landrat im Vulkaneifelkreis gewählt. Der derzeitige Chef der Dauner Polizei bekam 61,3 Prozent der Stimmen, sein CDU-Kontrahent Frank Bender vereinte 38,7 Prozent der Stimmen auf sich. Am 1. April tritt Thiel sein neues Amt an. red