Der Automat bleibt, die Mitarbeiter gehen

Uersfeld/Daun · Die Entscheidung der Volksbank RheinAhrEifel, die Zweigstelle in Uersfeld zum 1. April zu schließen, stößt in der Elztalgemeinde auf wenig Zustimmung. Besonders betroffen fühlen sich Unternehmen und ältere Bürger.

Der Automat bleibt, die Mitarbeiter gehen
Foto: Helmut Gassen (HG) ("TV-Upload Gassen"

Uersfeld/Daun. Ein Supermarkt, zwei Autohäuser, eine Tankstelle, zwei Bankfilialen, eine Schule und ein Kindergarten: Für einen Ort mit gut 700 Einwohnern hat Uersfeld einiges zu bieten. Was aus Sicht der Gemeinde auch möglichst weiter so bleiben soll, aber zumindest was die Bankfilialen angeht, wird sich demnächst etwas ändern. Die Volksbank (Voba) RheinAhrEifel hat angekündigt, dass die in Uersfeld tätigen Mitarbeiter ab 1. April in der Geschäftsstelle im sieben Kilometer entfernten Ulmen (Kreis Cochem-Zell) arbeiten werden. Der Bankautomat und der Kontoauszugsdrucker bleiben, die Voba sucht nach einem Standort für eine Automatenfiliale. Für Ortsbürgermeister Andreas Daniels bedeutet der Schritt der Voba einen "großen Verlust für die Infrastruktur des Orts". Er geht davon aus, dass es "Nachteile für das Dorf und die Geschäfte haben wird." Die Voba hat nach eigenen Angaben die Filiale auf den Prüfstand gestellt: Wie steht es um die Räume und wie um die technische Ausstattung, die Kundenfrequenz, die Auslastung und die Rentabilität? Ergebnis: Die Räume seien in die Jahre gekommen und entsprächen nicht mehr dem Niveau, das die Bank sich für Kunden und Mitarbeiter wünsche. Renovierung und Umgestaltung seien am bisherigen Standort nicht darstellbar, zudem sei die Filiale nicht behindertengerecht. Auch die Suche nach Alternativen sei, verbunden mit Umbauten, wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll, heißt es in einem Schreiben an die Kunden.Da der Mietvertrag Ende März ausläuft, hat die Bank dem Besitzer des Gebäudes, Willi Karst, gekündigt. Für den Besitzer des benachbarten Supermarkts sind die Argumente nicht stichhaltig. Er meint: "Wirtschaftlich hätte sich die Filiale noch getragen. Die Bank hat gekündigt, weil sie nicht mehr investieren wollte und die Räume ihrer Meinung nach zu alt seien, was aber nicht der Fall ist." Seine im Geschäft mitarbeitende Tochter Elke Michels sagt über den Schritt der Voba: "Ihren Slogan ,Wir sind Heimat' können sie hier vergessen." Inge Lanser, Besitzerin eines Schreibwarengeschäfts, sagt: "Viele ältere Leute hatten ja eine Verbundenheit mit der Voba. Mit der Schließung hätte ich nie gerechnet. Das ist ein herber Verlust fürs Dorf und war für mich ein Schock. Und es wird auch für den Einzelhandel ein Problem werden." Sie brachte täglich ihre Einnahmen zur Voba. "Was mache ich mit meinen Bareinzahlungen, wo bringe ich die hin? Ich werde wohl zur Sparkasse wechseln müssen. Ich kann nicht jeden Tag nach Ulmen fahren." Die Kreissparkasse Vulkaneifel wird an ihrer Präsenz im Ort nichts ändern. "Uersfeld ist ein wichtiger Standort für uns, für den es keine Veränderungspläne gibt", sagt der Vorstandsvorsitzende Dietmar Pitzen. Dass die Voba ihre Entscheidung noch einmal revidiert, damit rechnet der Ortsbürgermeister nicht: "Wir wollen versuchen, so viel Service wie möglich zu halten. Ein Serviceterminal mit Geldautomat und der Möglichkeit, auch Geld einzuzahlen, sowie ein Kontoauszugsdrucker wären wichtig." Am 22. Februar soll es laut Daniels eine Bürgerversammlung zum Thema geben. Extra

Peter Kirsten (44), Fiat-Autohaus Kirsten: "Klar, es gibt jetzt eine Bank weniger im Ort. Wir müssen eben, wenn wir was Persönliches auf der Voba zu erledigen haben, nach Ulmen fahren. Wir haben aber noch die Sparkasse hier, und mit der haben wir als Autohaus hauptsächlich zu tun." Klaus-Dieter Göbel (57), Uersfeld: "Ich bin zwar nicht Kunde bei der Volksbank, aber es ist schade. Es gibt aber viele Menschen hier, die keinen Führerschein haben und so auch nicht nach Ulmen kommen. Für diese Leute wird es nun problematisch." Katharina Diederichs (27), Uersfeld: "Bis jetzt hatten wir ja eine kundennahe Betreuung, so war es einfacher und die Leute waren immer nett. Ich werde wohl nach Ulmen fahren müssen, es bleibt einem ja auch nichts anderes übrig." (HG)/TV-Fotos (3): Helmut GassenExtra

Der Automat bleibt, die Mitarbeiter gehen
Foto: Helmut Gassen (HG) ("TV-Upload Gassen"
Der Automat bleibt, die Mitarbeiter gehen
Foto: Helmut Gassen (HG) ("TV-Upload Gassen"
Der Automat bleibt, die Mitarbeiter gehen
Foto: (e_daun )

Thomas Klassmann, Direktor des Regionalmarkts Eifel, bezieht Stellung zur Entscheidung, die Uersfelder Mitarbeiter nach Ulmen zu versetzen: "Die Verlagerung ist aus unserer Sicht notwendig, da die Anforderungen unserer Kunden an eine hochwertige Beratung an einem größeren Standort - wie unserer neuen Filiale in Ulmen - deutlich besser umzusetzen sind. Darüber hinaus bieten wir bei Bedarf auch Beratungen beim Kunden zuhause an, wenn dies gewünscht wird. Bei der Bürgerversammlung am 22. Februar werden wir nochmal die Gründe für die Veränderung erläutern und Rede und Antwort stehen." sts

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