Kultur Die Liebe zum Buch hat viele Facetten

Daun · Der Kulturkreis Daun hatte mit Hubert Winkels als Literaturexperten einen deutschlandweit renommierten Autor, Journalisten und Buchkritiker zu Gast.

 Wieder zu Gast in Daun: Hubert Winkels.

Wieder zu Gast in Daun: Hubert Winkels.

Foto: Siegfried Czernohorsky/Picasa

(ako) Manche Fragen klingen nur seltsam, wenn man nicht über sie nachdenkt: „Kann man Bücher lieben?“ lautet der Titel eines der Werke von Hubert Winkels, der auf Einladung des Kulturkreises Daun wieder in die Kreisstadt kam, um genau über Bücher zu sprechen. Dass er sie liebt, versteht sich also von selbst.

Und er liebt sie nicht allein, wie die gute Publikumsresonanz bewies. Die Liebe zum Buch hat bei Winkels und seinen Seelenverwandten viele Facetten: Sie eröffnet nicht nur die Tür zum Reich der Fantasie und Fiktion, sie hat auch buchstäblich handfeste Seiten, wie Winkels in seinem eigenen Buch schildert. Die Erfahrung teilt jeder, der verzweifelt in den vollgestopften Regalen Platz sucht für die neuesten Errungenschaften. Manch einer befreit sich von zerfledderten und zerlesenen Buch-Liebesbeziehungen vor dem Forum im öffentlichen Bücherschränkchen. Man muss nicht jedes Buch lebenslang lieben.

Diejenigen, die Winkels als wichtigste Neuerscheinungen des Jahres vorstellte, haben jedoch das Zeug zu dauerhafteren Verbindungen. Er ist einer der profiliertesten Literaturkenner Deutschlands und – für die Dauner – eine Entdeckung von Christoph Schmitz, Sohn des Kulturkreis-Mitbegründers Karl-Heinz Schmitz. Der jüngere Schmitz arbeitete viele Jahre beim Deutschlandfunk als Kulturredakteur für Literatursendungen und kam so in Kontakt mit Winkels. Seine eloquente, beeindruckend kluge und zugleich zurückhaltende Art verblüfft sein Publikum: Wie kann jemand über rund ein Dutzend Werke frei aus dem Stegreif so konzentriert, lebendig und informativ sprechen, dass man Lust bekommt, sich auf jedes noch so ungewöhnliche Leseabenteuer einzulassen?

Winkels jedenfalls konnte es und präsentierte Bücher, die mit historischen Anspielungen querdenkerisch, unorthodox in der Erzählweise und kein leichtes Lesefutter sind. Er schlug den Bogen von Judith Schalanskys „Verzeichnis einiger Verluste“, ein sich jeder Genre-Einordnung widersetzendes Werk der 1980 geborenen Autorin, bis zum Klassiker Christoph Hein mit dem Titel „Verwirrnis“. Viele der vorgestellten Werke sind geprägt von einer gewissen Morbidität und Liebe zu den letzten Dingen, der Winkels jedoch eine Faszination abgewinnt. „Ich flaniere und streune durch die Literatur“, erläuterte er seine Kritikertätigkeit, „und es sind bis zu einem gewissen Grad subjektive Kriterien, nach denen ich meine Empfehlungen auswähle.“ Es sei ihm nicht bang um die Qualität der deutschsprachigen Literatur und es sei dafür gleichgültig, ob sie Auflagenerfolg haben. Dass die Verlage in den vergangenen Jahren weniger Mut für Experimente aufbringen, leugnete er indessen nicht. Aber: „Wer etwas Neues wagt und anders als andere erzählt, ist immer Außenseiter.“

Die Buchhändler als Mittler zum Lesepublikum sollen, so seine Hoffnung, die Leser darauf hinweisen, dass die Lektüre Muße erfordert und zugleich eine bereichernde Anstrengung sein kann, die Spaß macht.

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