Deutliche Worte

DAUN. (bb) Gemeinsam war den Titeln beim "Bücherherbst" des Kulturkreises, dass sie 2003 erschienen sind und dass es inhaltlich um das Ineinandergreifen der Kulturen geht. Bewertet wurden die Bücher wieder vom aus Daun stammenden Journalist Christoph Schmitz.

Ein leicht erzähltes Familienporträt zu Beginn (Jeffrey Eugenides, Middlesex), ein von Boshaftigkeit und Todessehnsucht geprägter Roman am Ende (Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe): Bei dem Ersten geriet Christoph Schmitz ins Schwärmen: "Mein persönlicher Lieblingstitel, leuchtend und beeindruckend geschrieben, mal wie im Rausch, dann nüchtern, oft reflektierend." Vom Lesen des letztgenannten Titels riet er ab, weil "zu brutal nah"."Unglaublich schlecht"

15 Bücher stellte der Journalist den Zuhörern vor. Zum siebten Mal gastierte er auf Einladung des Kulturkreises. Neu war in diesem Jahr, dass Schmitz einige wenige Titel ausführlich besprach und die anderen nur knapp bewertete. Zudem war er noch nie so deutlich im Verreißen von Büchern gewesen - etwa mit Jostein Gaarders "Geschichtenverkäufer". Das Buch sei haarsträubend und unglaublich schlecht, sagte Schmitz. Ebenso ungnädig ging er mit Antonio Lobo Antunes´ ins Gericht: "Trotz einwöchiger, ganztägiger Beschäftigung bin ich nicht reingekommen", erzählte er. Man könne das Buch zu literaturwissenschaftlichen Zwecken durcharbeiten, es mache aber keinen Spaß, es zu lesen. Um unterschiedliche Amerikabilder geht es in drei der vorgestellten Bücher: um großartige Hollywood-Mythen in fantasievoller Sprache in Antonio Skármetas "Das Mädchen mit der Posaune"; um das kaputte Leben in der Welt nach der atomaren Apokalypse in Denis Johnsons "Fiskadoro"; um einen neuen Blick auf New York als "aufregendster Stadt im langweiligsten Land" in Bernd Wagners "Wie ich nach Chihuahua kam". Ulrike Kolb widmete Christoph Schmitz für ihr Buch "Diese eine Nacht" ein schlichtes "Sehr schön". Bei Heiner Links posthum veröffentlichtem Roman "Frl. Ursula" schwärmte er von dem ironisch gebrochenen romantischen Tonfall. Navid Kermanis "Buch der von Neil Young Getöteten" sei "sehr persönlich, sehr klug, sehr kenntnisreich". Auch erwachsenen Lesern seien zwei Jugendbuchtitel empfohlen: Klaus Kordons historischer Roman "Krokodil im Nacken" und - als Beispiel von heiter und philosophisch formuliertem Trost zum Tod einer Mutter - Christoph Heins "Mama ist gegangen". Der aus Daun stammende Christoph Schmitz arbeitet als freier Kultur- und Literaturjournalist in Köln. Er ist Vorsitzender der Jury für den Deutschen Jugendliteraturpreis und als Moderator beim Deutschlandfunk tätig.

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