Drei Köpfe, vier Fragezeichen

Gerolstein/Daun/Bitburg · Wer wird bei der Bundestagswahl in gut elf Monaten das Direktmandat im Eifelkreis Bitburg-Prüm, Landkreis Vulkaneifel und im ehemaligen Altkreis Wittlich gewinnen? Fest steht bereits jetzt, dass die Liste der Bewerber länger ausfallen wird als bei der Wahl 2009. Der TV hat bei den Parteien nachgehört, wen sie als Direktkandidaten ins Rennen schicken wollen.

Gerolstein/Daun/Bitburg. Die FDP hat vorgelegt: Als erste Partei im "Wahlkreis 203 Bitburg" (siehe Extra) nominierten die Liberalen bereits Ende August Marco Weber zu ihrem Direktkandidaten für die Bundestagswahl. Der 37-jährige Landwirt aus Lissendorf tritt damit die Nachfolge von Edmund Geisen aus Daun an. Der 63-Jährige konnte sich mit 13,9 Prozent der Erststimmen bei der Bundestagswahl 2009 zwar nicht als Direktkandidat im Wahlkreis durchsetzen, zog aber über die Landesliste in den Bundestag ein. Gegen wen der neue FDP-Vertreter Weber allerdings bei der Wahl im kommenden Jahr antreten wird, steht noch nicht fest.
In der kommenden Woche, am Freitag, 26. Oktober, will sich die SPD auf ihren Direktkandidaten festlegen.War es vor der Bundestagswahl 2009 noch zu einer Kampfabstimmung zwischen der Manderscheiderin Elke Leonard, Jens Jenssen (Daun) und Nico Steinbach (Oberweiler) gekommen, die die damals 58-Jährige im zweiten Wahldurchgang für sich entschieden hat, deutet nun alles darauf hin, dass der 32-jährige Jenssen bei seinem zweiten Anlauf zum Direktkandidaten der Genossen gekürt wird: Die drei Kreisverbände Bitburg-Prüm, Vulkaneifel und Bernkastel-Wittlich haben sich für den Diplom-Politikwissenschaftler ausgesprochen. Seine Vorgängerin Leonard hatte bei der vergangenen Bundestagswahl 24,1 Prozent der Erststimmen erzielen können.
Deutlich mehr Zeit lässt sich die CDU mit der Aufstellung ihres Bewerbers für das Direktmandat: Erst im Februar 2013 soll dieser offiziell nominiert werden. Eine Überraschung ist dabei allerdings nicht zu erwarten: Die CDU-Kreisverbände Vulkaneifel und Bernkastel-Wittlich haben sich bereits für den Arzfelder Patrick Schnieder ausgesprochen, der Kreisverband Bitburg-Prüm wird in einer seiner nächsten Kreisvorstandssitzungen nachziehen und laut dem CDU-Kreisvorsitzenden Michael Billen ebenfalls für Schnieders erneute Kandidatur stimmen. Der 44-jährige rheinland-pfälzische CDU-Generalsekretär bekam bereits bei der Bundestagswahl 2009 mit 46,1 Prozent die meisten Erststimmen im Wahlkreis 203 und zog in den Bundestag ein.

Ein Dauer-Abo auf den Posten der Direktkandidatin hatte bei den Grünen über Jahre hinweg Ulrike Höfken, mittlerweile rheinland-pfälzische Umweltministerin.
Zwar konnte Höfken 2009 mit acht Prozent der Erststimmen nicht das Direktmandat gewinnen, doch über die Landesliste zog die 57-Jährige in den Bundestag ein. Um sich ganz ihren Ministeraufgaben in Mainz zu widmen, legte sie jedoch im vergangenen Jahr ihr Mandat in Berlin nieder.
Und so werden die drei Grünen-Kreisverbände im kommenden Jahr zur Bundestagswahl einen neuen Direktkandidaten ins Rennen schicken. Wer das sein wird, soll sich allerdings erst in den nächsten Monaten klären. "Es ist aus unserer Sicht noch zu früh, jetzt schon einen Direktkandidaten zu benennen", sagt Helmut Fink, Geschäftsführer des Grünen-Kreisverbands Bitburg-Prüm. "Es gibt Ideen, aber noch nichts Konkretes", ergänzt Rainer Klippel, Geschäftsführer des Grünen-Kreisverbands Vulkaneifel. Man sei im Gespräch mit den Nachbar-Kreisverbänden.
Auch die Linken im Wahlkreis 203 planen, mit einem Direktkandidaten in die Bundestagswahl zu ziehen. Allerdings gibt es noch keinen Termin, wann ihr Bewerber offiziell ernannt wird. "Wohl eher im neuen Jahr", sagt Wolfgang Ferner, Linken-Landeschef aus Rommersheim. In der kommenden Woche werden die drei Kreisverbände zu einem Koordinationstreffen zusammenkommen. Potenzielle Bewerber für das Direktmandat stehen noch nicht fest. Bei der Bundestagswahl 2009 war Bettina Stratmann aus Nusbaum (Eifelkreis Bitburg-Prüm) für die Linken angetreten und konnte mit 6,9 Prozent der Erststimmen einen Achtungserfolg erzielen.Bundestags wahl


Die Liste derer, denen die Wähler im Wahlkreis Bitburg ihre Erststimme geben können, wird bei der kommenden Bundestagswahl wohl größer: Auch die Freien Wähler (FW) haben angekündigt, einen Direktkandidaten aufzustellen.
"Wir gründen in der kommenden Woche einen Bezirksverband der Freien Wähler und werden dort auch über die Direktkandidaten sprechen", sagt Norbert Kraff vom FWG-Kreisverband Bernkastel-Wittlich.
Einer, der von vielen bereits als aussichtsreicher Kandidat für das Direktmandat gehandelt wurde, winkt jedoch ab: Joachim Streit, Mitglied der Freien Wähler und Landrat des Eifelkreises, teilt auf TV-Nachfrage mit, dass er zwar für den Bezirksvorsitz der FW kandidiere, selbst aber nicht als Direktkandidat für den Bundestag antreten werde.
Und auch die Piraten werden im kommenden Jahr auf Erststimmen-Fang gehen: Erstmals wollen sie für die Bundestagswahl 2013 einen Direktkandidaten nominieren. Anfang 2013 soll es eine Aufstellungsversammlung geben. Eine Kandidatenliste gibt es aber noch nicht. Laut Piraten-Vorsitzendem Thomas Heinen können sich auch interessierte Nicht-Mitglieder bewerben.Extra

Der Wahlkreis 203 Bitburg umfasst den Eifelkreis Bitburg-Prüm, den Landkreis Vulkaneifel und vom Landkreis Bernkastel-Wittlich die auf der Eifeler Seite der Mosel liegenden Verbandsgemeinden Wittlich-Land, Manderscheid, Kröv-Bausendorf sowie die Stadt Wittlich. Bei der Bundestagswahl 2009 waren insgesamt 168 357 Menschen wahlberechtigt. Seit 1949 konnte sich immer der Direktkandidat der CDU durchsetzen: Zuletzt gewann 2009 der Arzfelder Patrick Schnieder. Er folgte Peter Rauen aus Salmrohr, der bei den Wahlen zwischen 1987 und 2005 sechs Mal in Folge die Nase vorn hatte. Sein Vorgänger war der Gerolsteiner Alois Mertes, der von 1972 bis 1983 vier Mal hintereinander das Direktmandat gewann - einmal weniger als Hans Richarts aus Schwarzenborn, der sich bei den Bundestagswahlen zwischen 1953 und 1969 fünf Mal durchsetzen konnte. Der rster siegreicher Direktkandidat der Christdemokraten im Wahlkreis Bitburg war im Jahr 1949 der Wittlicher Matthias Joseph Mehs. neb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort