"Ein Herz für die, die nichts zu feiern haben"

GEROLSTEIN. Freud und Leid, Kappensitzung und Spenden für die Flutopfer: "Das passt", meinten die Burgnarren und präsentierten die "beste Sitzung seit Jahren". Bis zu 2500 Euro gehen nach Südasien.

"Wir haben ein Herz für die, die nichts zu feiern haben", erklärte Sitzungspräsident Werner Thinnes dem Publikum. Das Eintrittsgeld der Prunksitzung der Burgnarren fließen als Spende für die Opfer der Flutkatastrophe nach Asien. "Wir machen keinen Karneval für eine elitäre Gruppe, sondern für jedermann", meinte Vorsitzender Manfred Saur. Seit der Gründung vor 52 Jahre gehöre Sozialengagement zu den Vereinsprinzipien."Wir greifen in die Vereins-Spardose"

Allerdings braucht kein Jeck zu befürchten, dass er wegen der Spende im Gerolsteiner Karneval etwas vermissen wird. Saur versichert: "Beim Rosenmontagszug wird deshalb kein Bonbon weniger geworfen. Wir greifen in unsere Vereins-Spardose." Da in dieser Session in Gerolstein kein Prinzenpaar regiert, werden weniger Kosten zu Buche schlagen. Den Vorschlag, künftig statt eines Prinzenpaars immer ein soziales Projekt zu finanzieren, hält Thinnes für nicht umsetzbar: "Wir brauchen das Eintrittsgeld, um den Karneval zu bezahlen." Und bei der Besetzung der Sitzung ließen sich die Burgnarren nicht lumpen. Sie verpflichteten hochkarätige Redner und Gesangsgruppen. Allerdings fiel auf, dass nur noch wenige einheimische Redner auftreten. Ehemalige wie die gebürtige Büscheicherin Linda Jakat (jetzt Esch), Reinhold Reinartz (ehemals Müllenborn, jetzt Euskirchen) oder Jupp Huppertz aus Niederprüm reisten eigens zur Sitzung an. "Das war die beste Sitzung seit Jahren", waren sich viele Zuschauer einig. Die Stimmung in der fast ausverkauften Stadthalle kam rasch auf Hochtouren, und der Pegel wurde mehr als vier Stunden gehalten. Eine halbe Stunde davon nahm Achim Hell als Marktfrau "Amalie Hechelmeier" in Anspruch. "Zwar gut, aber zu lang", lautete das allgemeine Urteil. Hell, der seit 30 Jahren dabei ist, nahm kein Blatt vor den Mund. Bürgermeister Matthias Pauly wurde als rigoroser "Amtsblatt-Zensor" angeprangert und den bei der Sitzung nicht anwesenden Stadträten wurde Selbstdarstellung statt Bürgernähe unterstellt. Besonders heftig wetterte Hell gegen das Management des Hotels Calluna. "Jetzt haben die in zwei Jahren schon den vierten Geschäftsführer und für jeden einen Stern. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie den fünften Stern kriegen", vermutete Hell. Viele seiner Pointen zielten gekonnt auf Schadenfreude. Die Konsequenz war im Publikum zu beobachten: Nicht jeder traute sich, laut zu lachen, sondern versteckte sich hinter ironischem Grinsen. Ebenso wie Hells Pointen waren auch die Gags von Jupp Hupperts, der als Radioreporter aus Luxemburg auftrat, nach der Sitzung Gesprächsthemen im Foyer. Für Unterhaltung der "anderen Art" ernteten die "Elferratsfrauen" viel Beifall. Pantomimisch zeigten sie Gymnastik für Senioren mit dem Krückstock, bevor sie dem "Holzmichl" (Christian Böffgen) wieder Leben einhauchten. Auch den launigsten Gast brachten die "Jirrelsteener Jonge un Mädcher" und die Bruchpiloten, die Gesangsgruppe "Kamedie-Air", auf die Beine oder sogar auf den Stuhl oder Tisch. Den Organisatoren war mit dem Wechsel zwischen Tanz, Gesang und Reden fast eine perfekte Planung gelungen. Einziger Fehler: "De Trööth" alias Reinhold Reinartz war mit seiner sehr guten Rede, gespickt mit tiefsinnigem Humor, zweieinhalb Stunden nach Sitzungsbeginn zu spät an der Reihe. Der Stimmungspegel war zu hoch, um seinen Pointen die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Es wirkten mit: Gerolsteiner Stadtsoldaten, Funkengarde der Gerolsteiner Burgnarren, Garden KC Sarabodis und Pelmer Ulkvögel, Elferratsfrauen als Sisters in Harmonie, Tanzgruppe "Dancings Mums", Linda Jakat als gestresste Hausfrau, Martina Lambertz als Tusnelda, Achim Hell als Marktfrau Amalie Hechelmeier, Reinhold Reinartz als "De Trööth", Jupp Hupperts als Radioreporter aus Luxemburg, Gesangsgruppe "Jirrelsteener Jonge un Mädscher" sowie "Die Camedies".

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