Eine besondere Sammeldose und ihre Geschichte

Daun/Prüm/Gerolstein · Die jüngeren Menschen werden es wohl nicht mehr kennen, wohl aber diejenigen, die in den 60er Jahren noch Kinder waren: das Nickmännchen. Früher stand es in der Zeit um Weihnachten vor oder neben der Krippe in der Kirche. Die Sammeldose in Form eines kleinen farbigen Kindes sollte zu Spenden animieren.

 Diese Sammeldose stand einst in der Kirche von Berndorf. Foto: Edwin Schmitz, Berndorf

Diese Sammeldose stand einst in der Kirche von Berndorf. Foto: Edwin Schmitz, Berndorf

Daun/Prüm/Gerolstein. Das "Nickmännchen" oder "Nickneger" wurde die Figur genannt. Die Sammelbox, die ein farbiges Kind darstellte, hatte einen großen Korb zwischen den Beinen. Und jedes Mal, wenn eine Münze in den Schlitz gesteckt wurde, nickte der Kopf - als Dank an den Spender.
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Dabei gab es beim Nicken keinen Unterschied, gleich ob ein Pfennig oder eine dickere Münze in das Sparkästchen kullerte. Das gesammelte Geld wurde - so hieß es in einer Erklärung neben der Box - zugunsten der Mission in Übersee verwendet.
Nur in der Weihnachtszeit, nämlich dann, wenn die Krippe aufgebaut war, stand die ungewöhnliche Dose in der Kirche. Auch in Belgien, Holland, der Schweiz, in Frankreich sowie Österreich wurden diese Missionarssparbüchsen aufgestellt. Sie waren bis zu ihrer Entfernung aus den Kirchenräumen etwa ein Jahrhundert lang das beliebteste Instrument zur Spendenbeschaffung für die Mission in Afrika.
Doch als in den 1960er Jahren der Ruf nach Gleichberechtigung der Völker und Achtung der Christen vor den Lebensformen und religiösen Traditionen anderer Gesellschaften immer lauter wurde, wuchs der Zweifel an der Angemessenheit einer solchen Darstellung. In der Figur des Negerkinds mit dem schwarzen Lockenkopf und den rollenden Augen sahen viele ein verächtliches Lustigmachen. Auch die Ausdrücke "Negerkind" und "Nickneger" fanden viele diskriminierend.
So verschwand die Figur allmählich aus den Kirchen. Viele Jahre lang hatten Kinder und Erwachsene, ohne sich Gedanken über "political correctness" zu machen, ihr Geld in die Box geworfen.
Doch inzwischen entspricht die Figur nicht mehr dem Bild von Partnerschaft mit den Entwicklungsländern, das man hat.
Heute werden Nickmännchen in allen möglichen Farben und Formen noch bei Internetkaufhäusern angeboten. In Gotteshäusern sieht man sie wohl nicht mehr.

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