Eine Orgel geht auf Reisen

Gillenfeld · Schon lange standen die Renovierung und Rekonstruktion der Voit-Orgel der St.-Andreas-Kirche auf der Wunschliste der Pfarrgemeinde. Vor zwei Jahren wurde das 80 000 Euro teure Projekt beschlossen und seither eine Spendenaktion nach der anderen umgesetzt (der TV berichtete). Nun ist das Instrument zerlegt worden.

 Michael Weller (links) und Nora Rüttgen von der Orgelmanufactur Vleugels zerlegen die Orgel. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Michael Weller (links) und Nora Rüttgen von der Orgelmanufactur Vleugels zerlegen die Orgel. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Gillenfeld. Wo an Feiertagen die Mitglieder des Kirchenchors oder Musikvereins nach Stimmen geordnet stehen, wo die Organistin Karina Letsch die Gemeindegesänge anstimmt und begleitet, sind jetzt Frauen und Männer in Arbeitskleidung tätig: Mitarbeiter der Orgelmanufactur Vleugels, dazu Dietmar Geib und Richard Hesse, freiwillige Helfer aus Gillenfeld. Auch Pfarrer Carsten Rupp und Kaplan Oliver Seis als Seelsorger und Mitglieder im Orgel-Team sind beim Abbau dabei.
Solide und hochwertig


So ein Durcheinander, meint der Laie. "Geordnetes Chaos", betont der Fachmann, in diesem Fall Michael Weller als Intonateur und leitender Mitarbeiter der Firma Vleugels. Die Orgel sei 1902 zur Blütezeit der in Karlsruhe-Durlach angesiedelten Firma Voit erbaut worden - "solide und hochwertig", sagt Weller. Da hätten die Gillenfelder Glück gehabt. In den 1950er und 1960er Jahren seien aber Register dem Zeitgeist entsprechend verändert worden - "keine gute Idee aus heutiger Sicht", räumt Weller ein. Zudem sei das übliche Säuberungsintervall von 25 Jahren weit überschritten. Vier Arbeitstage für Abbau und Säuberung liegen hinter Michael Weller und seinen Mitarbeiterinnen und hinter dem Dutzend freiwilliger Helfer aus der Pfarrei. Die Teile werden nun verpackt und verladen. Und während im Badischen alles darangesetzt wird, die Gillenfelder Orgel wieder so schön und gewaltig wie ursprünglich klingen zu lassen, werden vor Ort einheimische Schreiner, Maler und Elektriker tätig - "alles ehrenamtlich", erklären Pfarrer Rupp und Kaplan Seis.
Von den für die Renovierung erforderlichen 80 000 Euro sind immerhin 50 000 schon zusammengekommen. Mit kreativen Ideen haben die Gillenfelder Spenden gesammelt: Eine Orgel-Soiree, Pfeifenpatenschaften, Konzert oder der Verkauf von Marmelade, Döppekuchen, Viez und Wein brachten die Summe zusammen.
"Außer der Aufstockung des Orgelrenovierungskontos hatte dies auch noch eine weitere positive Komponente", sagt Pfarrer Rupp. "Die Leute blieben nach der Messe noch eine Zeitlang zusammen", erzählt er. Etwa 8000 Euro aus dem Verkauf von Kaffee und Kuchen habe bisher allein die Frauengemeinschaft (kfd) Gillenfeld beigesteuert. bb
Am Montag, 1. Februar, beginnt der etwa sechswöchige Aufbau der Orgel. Am Sonntag, 13. März, wird sie mit einer Andacht sowie einem Konzert und einem Fest im Pfarrheim geweiht.

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