Eine Schule im Jubiläumsfieber

Gerolstein · Als das heutige Hubertus-Rader-Förderzentrum (HRF) 1966 seine Pforten öffnete, war es die erste Schule für geistig Behinderte in Rheinland-Pfalz. Im Lauf von fünf Jahrzehnten waren der Neubau in der Waldstraße und die Zusammenführung unterschiedlicher Standorte zu einer Einrichtung nur zwei von zahlreichen weiteren Entwicklungsschritten. So gibt es viel Grund zum Feiern am 4. Juni.

Eine Schule im Jubiläumsfieber
Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Gerolstein. Wer in diesen Tagen das Hubertus-Rader-Förderzentrum (HRF) besucht, wird von blühenden Blumen im Vorgarten und an den Fenstern neben dem Eingang begrüßt. Letztere sind aus bunter Pappe und verkünden: "Herzlich Willkommen zur 50-Jahr-Feier!" Hier sei die Deko-Gruppe am Werk gewesen, sagt die Schulleiterin Beate Neugebauer-Kraft und erzählt, dass ein regelrechtes Festfieber grassiere. Denn alle seien eingebunden in die Vorbereitungen des Festakts und des Tags der offenen Tür (siehe Extra).
Die Anfänge des HRF waren im Jahr 1966, als eine Schule für geistig Behinderte gegründet und nach Hubertus Rader benannt wurde. Rader war Pastor in Gerolstein von 1919 bis 1935. Was ihn als Namensgeber für die erste Schule dieser Art in Rheinland-Pfalz auszeichnete, waren seine Menschenfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft sowie die Tatsache, dass er sich in der Zeit des Nationalsozialismus offen gegen Hitlers Euthanasiegesetze gewandt hatte. Die Verbundenheit mit ihm besteht bis heute auch in der Gestalt, dass die Schulgemeinschaft sein Grab auf dem Sarresdorfer Friedhof pflegt.
Seit 1978 hat die Schule einen Förderverein. 1980 zog sie in den Neubau in der Waldstraße um. 1994 wurden die Schule für Sprach- und Lernbehinderte (Förderschule Gerolstein) und die Schule für geistig Behinderte (Hubertus-Rader-Schule) zum HRF zusammengeführt. Die Einweihung des halbkreisförmigen Erweiterungsbaus mit barrierefreier Verbindung zum "Altbau" war im Jahr 2001. Das HRF arbeitet mit der benachbarten Grundschule zusammen; so werden im Rahmen eines Inklusionsprojekts einzelne Klassen in Musik und Kunst gemeinsam unterrichtet. Das HRF leistet an Grund-, Schwerpunkt- und Realschulen plus sonderpädagogische Unterstützung. Es beteiligte sich von 2013 bis 2015 an der qualitativen Weiterentwicklung der sonderpädagogischen Förderung europaweit und tauschte sich dazu mit sieben Partnerschulen aus sechs Ländern fachlich aus.
Zurzeit besuchen 104 Schüler das in Trägerschaft des Landkreises Vulkaneifel stehende HRF. Sie kommen überwiegend aus den Verbandsgemeinden Gerolstein, Hillesheim und Obere Kyll und werden von 38 Förderlehrern und pädagogischen Fachkräften unterrichtet und betreut. Schüler und Studenten absolvieren am HRF Praktika, junge Erwachsene leisten ein Freiwilliges Soziales Jahr und Erzieher ihr Anerkennungsjahr, Referendare werden ausgebildet.
"Unsere Bildungsangebote orientieren sich an den individuellen Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen und sind auf Teilhabe, Selbstbestimmung und Selbstständigkeit ausgerichtet", bringt Beate Neugebauer-Kraft (Leiterin des HRF seit 2007) das Konzept der Schule auf den Punkt.
Extra

Die 50-Jahr-Feier des HRF ist am Samstag, 4. Juni. Sie beginnt mit einem Festakt der Schulgemeinschaft und Gäste um 10 Uhr in der Turnhalle der benachbarten Grundschule. Anschließend (ab etwa 12 Uhr) ist Tag der offenen Tür am HRF - mit einer bunten Mischung aus Angeboten und Aktivitäten. Die Veranstaltung endet um 16 Uhr. bb

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