Feuer und Flamme für die Heimat

GEROLSTEIN. Wilma Herzog hat viel erlebt und viel geleistet. Als Eisenbahnerkind wurde sie in Gerolstein geboren. 1958 wanderte sie nach Amerika aus und kehrte zwölf Jahre später mit Mann und Kind zurück. Nicht nur in Erzählungen und Gedichten setzt sie sich beständig für die Heimat ein.

Am zweiten Weihnachtstag 2004 hatte Wilma Herzog ein besonders schönes Erlebnis. "Es herrschte ein wunderbare Stimmung, und die Zuhörer waren begeistert", sagt sie. Im voll besetzten Gerolsteiner Naturkundemuseum fand an jenem Abend eine "Lesung bei Kerzenschein" statt. Wilma Herzog las sagenhafte Geschichten und nachdenkliche Gedichte, darunter als Premiere "Das Taufkleid des Gerolsteiner Grafen". Ein paar Wochen zuvor hatte sie den vierten Band der Reihe "Geschichten von daheim", herausgegeben von der Eifeler Autorengemeinschaft, präsentiert. Wilma Herzog hatte den Autorenkreis 2001 gegründet, damit heimateigene Geschichten bewahrt werden. Die inzwischen 70-jährige Heimat- und Mundartschriftstellerin ist seit 1985 in jedem Heimatjahrbuch des Kreises Daun vertreten. Sie ist in Josef Zierdens "Literaturlexikon Rheinland-Pfalz" und "Die Eifel in der Literatur" erfasst und hat einige Beiträge für das Festbuch "Gerolstein Band 2" anlässlich des 50. Jahrestags der Wiederverleihung der Stadtrechte geschrieben. Das Gedicht "Eifelheimat" auf der Infotafel zum Heimatpfad an der Gerolsteiner Heide stammt auch von ihr. Herzog hat den Gerolsteiner Erzählkreis gegründet und geleitet, sich daneben im Haus der Jugend engagiert, jeweils eine Legislaturperiode im Kreis-Kulturausschuss, im Verbandsgemeinderat und im Kreistag gesessen. 1988 erreichte Wilma Herzog, dass zur Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Mitbürger eine Bronzetafel am Alten Rathaus angebracht wurde. Sie gehört zur "Gruppe rheinischer Mundartschriftsteller" und zum Vergabegremium des Heribert-Klar-Preises für hervorragende Mundartarbeit. 28 Jahre lang - von 1972 bis 2000 - betreute Wilma Herzog eine geistig und körperlich behinderte Nachbarin. "Das soziale Engagement habe ich in Amerika gelernt", sagt Wilma Herzog und spricht damit eine bemerkenswerte Zeit in ihrem Leben an. Als Eisenbahnerkind Wilma Eis war sie 1934 in ihrem Elternhaus im Gerolsteiner "Märloch" auf die Welt gekommen. Sie besuchte die Volksschule ("Hier wurde meine Liebe zur Literatur, zur Bibel und zur Musik geweckt"), später die Handelsschule und arbeitete als kaufmännische Angestellte in Köln. In ihre Kinder- und Jugendjahre fallen aber auch traumatische Kriegserlebnisse: die Zerstörung Gerolsteins, der Verlust von Angehörigen, die Ausquartierung nach Büscheich. 1958 erfüllte sich die damals 23-Jährige einen lang gehegten Traum: Mit zwei Koffern und einer Schiffsfahrkarte für die "United States" machte sie sich auf die Reise nach New York. Sie hat eine Speisen- und Frühstückskarte als Souvenir an die Überfahrt mit dem damals schnellsten Schiff der Welt aufbewahrt. "Das Bild, das ich mir vorher von Amerika gemacht hatte, entsprach nicht der Wirklichkeit." Diese Erkenntnis stammt aus der zweiten Woche nach ihrer Ankunft im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten". Nach fünf Monaten lernt sie den Feuerwehrmann Joseph Florio kennen, ein Jahr später heiratet das Paar. 1961 wird die Tochter Ingrid geboren. Ihrem Ehemann Joseph ist Wilma Herzog über seinen Tod hinaus dankbar, dass er nach seiner Pensionierung vorschlug, 1970 nach Gerolstein umzusiedeln, damit die Familie eine bessere Zukunft habe. Wilma Herzog ist heute in zweiter Ehe mit Heinz Herzog verheiratet. Beide genießen das Leben in ihrem Haus unterhalb der Löwenburg sowie ihre Nah- und Fernreisen.

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