"Fortschreitende Zerstörung"

STROHN/DAUN. Nun schaltet sich auch der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz in die Diskussion um die geplante Neuabgrenzung des Landschaftsschutzgebiets "Wartgesberg und Strohner Schweiz" ein: Er wendet sich "mit Nachdruck" gegen dieses Vorhaben.

Hans Jürgen Kranz, Vorsitzender des Kreisverbands Daun des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL), und sein Vorstandskollege Hans Erkert sind besorgt wegen der "fortschreitenden Landschaftszerstörung in der Vulkaneifel durch einen exzessiven Lavasand- und Basaltabbau, der selbst vor Landschaftsschutzgebieten und Naturdenkmälern nicht mehr Halt macht". Einmaliges Landschaftsensemble

Vor diesem Hintergrund wendet sich der RVDL auch "mit Nachdruck" gegen die geplante Neuabgrenzung des Landschaftsschutzgebiets "Wartgesberg und Strohner Schweiz". Vorgesehen ist eine Erweiterung des Lavaabbau-Gebiets um fünf Hektar. "Auch wenn wir befürchten, dass ohnehin schon alles entschieden ist, wollen wir nicht einfach so hinnehmen, dass beispielsweise der Rest des letzten Wartgesberg-Schlackenkegels legal abgetragen werden darf. Ein schützenswertes einmaliges Landschaftsensemble und Naturdenkmal würde zerstört", erklären die RVDL-Vertreter im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. Um das zu verhindern, fordert der Verband einen besseren Schutz des gesamten Gebiets bestehend aus dem Wartgesberg-Rest, der Strohner Schweiz und dem Sprinker Trockenmaar durch eine Ausweisung als Naturschutzgebiet oder Naturdenkmal. Mit Blick auf die anstehende Änderung des Kreisnamens in "Landkreis Vulkaneifel" fragen die Verbands-Vertreter: "Wo ist hier die Linie? Einerseits spiegelt sich der Vulkanismus künftig im Kreisnamen wider, andererseits wird diese Landschaft immer mehr zerstört. Dieses Vorgehen steht für uns im Widerspruch zum neuen Kreisnamen." Hans Erkert erläutert als einen Hauptgrund für die Forderung des RVDL: "Aus nordwestlicher Sicht ist die Landschaft um Strohn durch den Lavaabbau schon erheblich zerstört. Aus südwestlicher bis südöstlicher Richtung betrachtet, erschließt sich dagegen ein noch intaktes Landschaftsbild aus Alfbachtal, Sprinker Trockenmaar und der Strohner Schweiz. Dieses Landschaftsbild muss aufgrund seiner Schönheit und Einmaligkeit unbedingt erhalten werden." Durch die jahrzehntelange Abbautätigkeit im Landschaftsschutzgebiet Wartgesberg sei am Rand der Lavagrube ein in für die Vulkaneifel einmaliger geologischer Aufschluss entstanden, erklärt Erkert. Er zeige in eindrucksvoller Weise die durch verschiedene Eruptionstätigkeiten und Ablagerungen entstandenen Schichten eines Schlackenkegels. Erkert: "Diese ,Strohner Wand' ist ein hervorragendes erdgeschichtliches Zeugnis von überregionaler Bedeutung und stellt somit ein äußerst wertvolles Naturdenkmal dar. Es sollte unbedingt erhalten und daher umgehend unter höchstmöglichen Schutz gestellt werden."Nachhaltigere neue Chancen

Mit dem Erhalt der "Strohner Wand" in ihrer derzeitigen Form und Ausdehnung hätte die Gemeinde eine echte geotouristische Attraktion als Ergänzung zur Lavabombe und dem Vulkanhaus. Aus der Erweiterung des touristischen Angebots beispielsweise durch einen geologisch-naturkundlichen Lehr- und Erlebnispfad ergeben sich nach Auffassung des Rheinischen Vereins "nachhaltigere neue Chancen für Strohn als aus einer endgültigen Landschaftszerstörung". Landrat Heinz Onnertz hatte im Rahmen einer Infoveranstaltung im September in Strohn (der TV berichtete) eine Entscheidung in Sachen Erweiterung bis Jahresende in Aussicht gestellt. Aber der Zeitplan hat sich laut Kreisverwaltung geändert: Eine Entscheidung "verschiebt sich auf Anfang nächsten Jahres".

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