Infrastruktur Abrissbirne findet noch wenig Befürworter

Daun/Niederstadtfeld · Für VG-Rat Daun stellt sich die Frage, was mit dem wieder nun größtenteils ungenutzten Schulgebäude in Niederstadtfeld geschieht.

 Das Intermezzo als Ausweich-Quartier für die Üdersdorfer Grundschüler ist beendet. Nun stellt sich erneut die Frage: Was passiert mit der alten Schule in Niederstadtfeld?

Das Intermezzo als Ausweich-Quartier für die Üdersdorfer Grundschüler ist beendet. Nun stellt sich erneut die Frage: Was passiert mit der alten Schule in Niederstadtfeld?

Foto: TV/Stephan Sartoris

Was tun mit 14 Klassen-, neun Fach- und sechs Büroräumen, drei Sanitärbereichen, einer Küche, einer Gesamt-Nutzfläche (inklusive der Turnhalle) von rund 3500 Quadratmetern? Vor dieser Frage steht die Verbandsgemeinde (VG) Daun nun wieder. Das ihr gehörende Schulgebäude in Niederstadtfeld war zuletzt für gut anderthalb Jahre Ausweichquartier für die Üdersdorfer Grundschüler. Aber sie sind zurück ins sanierte Schulgebäude in Üdersdorf. Der Komplex in Niederstadtfeld war für mehr als 40 Jahre (1968 bis 2011) Schulstandort, wurde aber geschlossen, nachdem sich der VG-Rat für den Erhalt der beiden Standorte Wallenborn und Üdersdorf entschieden hatte.

Wie geht es nun weiter? 2011 war eine Studie für Nachnutzung der früheren Grund- und Hauptschule in Auftrag gegeben worden. Mehrere Optionen – wie ein Präventionszentrum für berufliche Gesundheit, ein Jugend- oder ein Pflegehotel – kamen auf den Tisch, aber Konkretes gab es nicht. Die VG-Verwaltung will weiter nach einer neuen Nutzung suchen. Die Unterhaltung kostet die VG laut Pressesprecherin Doris Sicken „jährlich knapp 23 000 Euro, wenn es keinen Schulbetrieb gibt“.

Für Karl-Heinz Schlifter, Sprecher der FWG-Fraktion im VG-Rat, ergibt „nur noch ein Abriss einen Sinn, um die Fläche für eine neue Nutzung freizugeben. Es sind schon rund 40 000 Euro investiert worden, um eine Vermarktungsmöglichkeit zu suchen, es liegt ein 100-seitiger Bericht vor. Das ist aber sechs Jahre her, und die Situation hat sich nicht signifikant verändert.“ Inzwischen sei zudem noch ein weiterer Investitionsstau zu der ohnehin schlechten Bausubstanz hinzugekommen. „Das schreckt Investoren ab, deshalb wird sich die FWG für einen Abriss einsetzen.“

Auch Waltraud Rexroth (Fraktion Bündnis 90/Grüne) hält „nach wie vor eine Vermarktung für wenig wahrscheinlich“. Mieteinnahmen durch eine teilweise Nutzung des Gebäudes seien im Vergleich zu den laufenden Kosten „eher marginal“. Ein Erhalt des Gebäudes würde eine Sanierung erfordern, die schon vor Jahren auf einige Millionen Euro geschätzt worden sei. „Allein die notwendige Sanierung der Turnhalle zu stemmen, wird Aufwand genug sein.“ Waltraud Rexroth plädiert dafür, dass die Verwaltung einen Kostenvoranschlag für einen Abriss des Schulgebäudes vorlegt, „damit wir im Rat wissen, worüber wir reden. Klar ist, dass vor einem möglichen Abriss die Versorgungsleitungen überprüft und gegebenenfalls anders gelegt werden müssen, da die Turnhalle vermutlich erhalten bleiben soll. Mit reinen Abrisskosten ist es also auch nicht getan“.  Ihr Fazit: „Es liegen derzeit nicht genug Fakten auf dem Tisch, um zu einer soliden Entscheidung zu kommen.“

In diese Kerbe schlägt auch Thomas Klassmann, Sprecher der CDU-Fraktion. „Nachdem die Versuche, eine Nachnutzung herbeizuführen, nicht von Erfolg gekrönt waren und aktuell auch keine Zwischennutzung erkennbar ist, ist für eine notwendige Diskussion eine Grundlagenermittlung notwendig.“ Dazu gehöre, inwiefern die Turnhalle ohne Verbindung zum Hauptgebäude genutzt werden könne und was ein Abriss kosten würde. „Wenn diese Daten vorliegen, kann eine Diskussion über die Relation zwischen diesen und den aktuellen laufenden Kosten geführt werden. Dabei sind auch die  besondere Situation in Niederstadtfeld mit dem ehemaligen Sitz der Verwaltung und der damalige fast einstimmige Beschluss zur Schließung der Schule zu berücksichtigen.“

„Dass die Anschlussverwendung schwierig werden würde, war uns klar. Aber so schwer?“, fragt SPD-Fraktionssprecher Sepp Wagner. Es sei trotz vieler Versuche nicht gelungen, zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen, „die Kosten für den Unterhalt der Gebäude laufen aber weiter“. Zu klären sei nun: Wird noch ein weiterer Versuch unternommen, die Immobilie zu verkaufen, gibt es Interessenten, die einen Teil übernehmen könnten, oder muss das gesamte Gebäude abgerissen werden? „Bevor man das aber in Erwägung zieht, sind noch viele Fakten zusammenzu- tragen. Nicht nur der VG-Rat, auch die Gemeinde Niederstadtfeld ist betroffen. Es sollte und muss auf jeden Fall versucht werden, in diesem Jahr zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen.“

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