Gemischtes Team greift nach Gold

GEROLSTEIN/HERMESDORF/WEINSHEIM. Noch acht Tage, dann starten Sportler der Westeifel-Werke (WEW) zu den Special Olympics Weltwinterspielen in Nagano/Japan. Zwei geistig behinderte WEW-Mitarbeiter und zwei Zivildienstleistende sind bei der deutschen Unified-Floorhockey-Mannschaft dabei.

"Das ist doch klasse. Besser kann Integration gar nicht sein, als ein gemischtes Team von behinderten und nicht behinderten Sportlern aufs Feld zu bringen", freut sich WEW-Trainerin Irene Arens. Die 42-Jährige ist Cheftrainerin der deutschen Unified-Floorhockey-Mannschaft. Zu dem 16-köpfigen Team zählen weitere vier Spieler der Caritas-Werkstätten aus Mayen (CWM) und acht Athleten aus Memmingen im Allgäu. Bei den deutschen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen wurde intensiv trainiert. Die WEW- und CWM-Sportler haben im Vorfeld häufig zusammen auf dem Spielfeld gestanden. WEW-Torwart Marco Bergert fühlt sich gut vorbereitet: "Ich wünsche mir, dass wir die Goldmedaille kriegen." Trainerin Arens relativiert: "Wir werden alles daran setzen, aber jedes der acht Teams in unserer Gruppe kann Gold gewinnen." Es wird kein Kinderspiel, das Einhalten der Regeln wird bei den Spielen von sechs Schiedsrichtern beobachtet. Zivi Franz Runge steht die Vorfreude ins Gesicht geschrieben. Grinsend meint er: "Die Erfahrung alleine ist ja schon Gold wert." Er ist der Mitspieler von Daniel Reinhard. Runge ist von der Unified-Mannschaft begeistert: "Es macht unheimlich viel Spaß. Wir sind eine richtige Mannschaft geworden, und dabei ist es völlig unwichtig, ob der Mitspieler behindert oder nicht behindert ist." Daniel Reinhard bescheinigen seine Kumpels "super gutes Dribbling-Spiel". Der Athlet steht der Reise nach Japan offen gegenüber: "Ich hole eine Videokamera mit und filme alles. Dann können meine Familie und ich uns das immer wieder angucken." Vor dem Start der Wettkämpfe steht ein so genanntes Host-Town-Programm zur Eingewöhnung.Sport für das Selbstbewusstsein

Die deutsche Delegation wird drei Tage in den Bergen bei Nagano, Land und Leute kennen lernen. Verständigungsbarrieren und unbekanntes Essen sind die größten Befürchtungen des WEW-Teams. Am 22. Februar fliegt der deutsche Kader von München nach Tokio. Von dort geht es per Zug weiter. WEW-Chef Ferdinand Niesen sagt: "Die Teilnahme ist für unser Team eine tolle Chance, aus dem Normalen herauszutreten." Zur Förderung der behinderten Mitarbeiter gehöre nach WEW-Prinzipien der Sport. Er biete die Steigerung des Selbstwertgefühls und die Basis zur Integration. Viele Beispiele aus der Vergangenheit bewiesen die Nachhaltigkeit. Erwin Görgen, Ex-WEW-Chef und Vize-Präsident von Special Olympics Deutschland, nickt. Görgen nimmt diese Woche an Gesprächen teil, bei denen es um die Bewerbung Deutschlands für die Austragung der Weltwinterspiele 2013 in Garmisch-Partenkirchen geht. Bisher seien 20 000 geistig behinderte Erwachsene in Deutschland bei Special Olympics aktiv. Innerhalb der nächsten drei Jahre soll die Zahl verdoppelt werden. Insgesamt leben in Deutschland mehr als 220 000 geistig behinderte Erwachsene. Die Führungsriege hat sich viel vorgenommen. Karl-Heinz Thommes aus Prüm, 1991 Gründer des Bundesverbands, hat vor kurzem den rheinland-pfälzischen Landesverband gegründet. "Wir müssen jeden Behinderten in der Fläche erreichen", erklärt der Präsident. In den WEW-Standorten in der Eifel wird mitgefiebert. Wenn ihr Team am 7. März aus Japan zurückkommt, wird gefeiert. Egal ob mit Medaille oder ohne.

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