"Gerolstein gehört zu Pelm – das ist eben so"

PELM. Verkehr und Tourismus: Nach Ansicht vieler Pelmer Bürger sind das die bestimmenden Themen der Zukunft der Orts kurz vor den Toren Gerolsteins, der heute und wohl auch künftig noch auf ein reges Vereinsleben zählen kann.

"Der Ort wächst, aber die Zahl der Vereinsmitglieder, die aktiv sind, ist stark rückläufig", bringt Udo Platten, Obernarr des 180 Mitglieder starken Karnevalsvereins "Pelmer Ulkvögel", das Problem auf den Punkt, das die Vereine derzeit am meisten beschäftigt. Die stiften nach wie vor vorrangig die Identität des Dorfs - trotz der Größe des Orts mit mehr als 1000 Einwohnern. Sie werden das nach Einschätzung der Gemeinde- und Vereinsvertreter auch künftig tun. Trotz der Probleme. Ralf Neuendorf, Vorsitzender des Spielmannszugs Grün-Weiß, sagt: "Es ist immer schwieriger, jemanden zu finden, der einen Führungsposten übernimmt." Noch einen drauf setzt Peter Bell, Chef der Pelmer Wehr, die unter anderem das Maibaumaufstellen organisiert: "Man kann als Verein machen, was man will: Die Dorfbevölkerung nimmt einfach nicht teil." Grundsätzlich erhält er Zustimmung, ganz so schwarz malen wollen aber die wenigsten. Ein Beispiel dafür, "dass es noch stimmt im Dorf", ist laut Beigeordnetem Leo Meeth zum einen die Renovierung der Kirche ausschließlich in Eigenleistung, zum anderen der jährliche Seniorentag, den jeweils ein Verein des Dorfs veranstaltet. Jörg Marschall, zweiter Mann bei den Ulkvögeln, sagt, weshalb die Stärkung der Vereine so wichtig ist: "Identifikation mit einem Verein ist gleichzusetzen mit der Identifikation mit dem Dorf." Thomas Kereit, Vorsitzender des Sportvereins, appelliert daher, "nicht zu schimpfen, sondern die eigene Arbeit zu verbessern und so andere von einer Mitarbeit zu überzeugen." Diesen Weg eingeschlagen hat bereits die 2003 von Pelmer Bürgern gegründete "Pelm AG", die unter anderem Flugblätter mit den wichtigsten Adressen von Vereinen, Geschäften, Institutionen und deren Ansprechpartner unter allen Neubürgern verteilt. Magdalena Winter berichtet: "Dazu besuchen unsere Dorfpaten jeden neuen Mitbürger in dessen Haus." Davon gibt es viele - nicht zuletzt wegen der Nähe zu Gerolstein, wo viele eine Arbeit gefunden haben. Gebaut haben sie aber in Pelm. "Wenn es einen Gerolsteiner Brunnen und somit Arbeitsplätze gibt, dann profitieren wir auch in Pelm davon", sagt Leo Meeth. Beim Thema Brunnenstadt rutscht dem Beigeordnetem Helmut Bell gar heraus: "Gerolstein gehört zu Pelm, das ist doch einfach so." Auch die gemeinsame touristische Vermarktung unter dem Stichwort Gerolsteiner Land sei für die Zukunft der richtige Weg, sagt Ortsbürgermeister Wolfgang Zaeper. "Den Begriff Gerolstein kennt die ganze Welt, Pelm hingegen kennt keiner." 8000 Fahrzeuge rollen täglich durch den Ort

Vor allem durch den Wander- und mehr noch den Radtourismus könne das Dorf künftig profitieren. Schließlich führen sowohl der Kylltal- als auch die Anbindung des Maare-Mosel-Radwegs durch den Ort. "Wir müssen es nur schaffen, die Radler auch ins Dorf zu locken", sagt Beigeordneter Bell und hofft auf Gastronomen, Geschäftsideen in diese Richtung zu verwirklichen - beispielsweise in Form eines Cafés im Ortskern. Vom Aussterben bedroht ist hingegen nach Ansicht von Peter Bell die Gastronomie im Dorfkern. Er prophezeiht: "Die Gaststätten werden ebenso wenig überleben wie der Lebensmittelladen". Die größte Belastung stellt jedoch der Verkehr dar. Derzeit fahren täglich 8000 Fahrzeuge, darunter viele Schwerlaster, auf der B 410 durch den Ort - und zwar beinahe rund um die Uhr. Da jährlich eine Steigerung des Verkehrsaufkommens von eineinhalb bis zwei Prozent prognostiziert wird, sagen die Pelmer: "Wir halten an der Umgehung fest, damit das Wohnen an der Bundesstraße wieder erträglich wird und auch der Tourismus eine Chance hat."

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