Mobilität Großprojekt Nordschleife: „Wir bauen hier eine Rennstrecke, keine Landstraße“

Nürburgring · Besuch auf einer Baustelle der besonderen Art: Am Nürburgring gehen die seit November andauernden Sanierungsarbeiten an der Nordschleife ihrem Ende entgegen. Alle Betroffenen sind zufrieden und entspannt.

 Das Asphaltband der Nordschleife wird in fünf Streckenabschnitten von Grund auf erneuert.

Das Asphaltband der Nordschleife wird in fünf Streckenabschnitten von Grund auf erneuert.

Foto: TV/Jürgen C. Braun

„Die jetzige Wetterlage ist für uns und die Bauarbeiten ein großes Glück. Nachdem wir ja zwei Wochen lang wegen des heftigen Wintereinbruchs gar nicht arbeiten konnten, passt das nun natürlich optimal.“ Alexander Schnobel macht inmitten des Gewirrs von Asphaltmaschinen, Kieswalzen,  LKW mit riesigen Kippflächen und einer Menge Bauarbeitern einen durchaus entspannten Eindruck. Der 48 Jahre alte Ingenieur leitet die großen Sanierungsarbeiten an der legendären Nordschleife des Nürburgrings.

Rund vier Millionen Euro hat der Nürburgring in umfangreiche und nachhaltige Sanierungen an eine der berühmtesten Rennstrecken der Welt investiert. Im November vergangenen Jahres ging es los, verteilt auf fünf Streckenabschnitte. Das Asphaltband wird in den Streckenabschnitten Flugplatz/Schwedenkreuz, Kallenhard, Wehrseifen, Ex-Mühle und Hohe Acht von Grund auf erneuert. Das geschieht unter ökonomischen, nachhaltigen, vor allem aber Sicherheits-relevanten Aspekten. Letzterem dient vor allem der Ausbau der vom Weltmotorsport-Verband FIA vorgeschriebenen Fangzäune in der Hatzenbach und im Kesselchen.

„Heute arbeiten die Firmen in zwei Schichten. Da wird das gesamte Tageslicht ausgenutzt“, erklärt Schnobel. Der Kaisersescher ist seit 2002 am Nürburgring beschäftigt und weiß ganz genau um die besonders hohen Ansprüche und Anforderungen bei der Sanierung der Nordschleife. „Wir bauen hier eine Rennstrecke, keine Landstraße. Für die aufzutragenden Schichten wird eine spezielle  Nürburgring-Rezeptur verwandt. Dabei müssen besonders hohe Anforderungen an den Grip des Untergrunds, erfüllt werden. Wir müssen extrem zugfest verarbeiten und zusätzlich mit angebrachten Fixpunkten darauf achten, dass Gefälle und Neigungen nicht verändert werden, sodass die Charakteristik der Strecke erhalten bleibt.“Dort, wo die Straßenbau-Kolossen stehen, ist einer der besonders schnellen und riskanten Abschnitte der Grünen Hölle. Bis zu  290 Kilometer Höchstgeschwindigkeit erreichen GT-3-Fahrzeuge zwischen Schwedenkreuz und Flugplatz.

Die aktuellen,  für diesen Zweck eingesetzten Asphalt-Straßenfertiger haben gegenüber ihren Vorgängern einen großen Vorteil. „Sie sind so breit, dass nicht zwei Mal aufgetragen werden muss. Damit entsteht keine Falz in der Mitte, die dann beseitigt werden müsste“, erklärt Schnobel. Die seit drei Monaten andauernden Arbeiten sieht er zwar nicht als „eigenes Kind“, betont aber: „Ohne Begeisterung für den Motorsport, wie ich sie habe, wäre man hier fehl am Platz. Das ist etwas Besonderes, hier arbeiten zu können.“ Heimische Firmen haben den Zuschlag für dieses Mammutprojekt erhalten. Zwischen 40 und 50 Personen arbeiten permanent, wenn „Meter gemacht“ werden. „So etwas kann man nur mit Unternehmen machen, die wissen, was es heißt, im Winter in der Eifel auf höchstem Qualitätsniveau arbeiten zu müssen.  Schließlich gilt es, den vorgegeben Zeitrahmen einzuhalten, gleichzeitig aber keinerlei Zugeständnisse an die Sicherheit zu machen.“

Was auch für die Nachhaltigkeit gilt. „Normalerweise muss man  einen Kilometer, der dergestalt erneuert wurde, in den nächsten 20 Jahren nicht mehr anpacken“, schildert Schnobel den Rahmen.  Und fügt hinzu: „Wir wenden ein besonders Umwelt schonendes Recycling-Verfahren an.“  Die längste permanente Rennstrecke der Welt kontinuierlich instand zu halten, sei ein Auftrag, dem man „mit großer Gewissenhaft“ nachkomme, sagt auch Nürburgring-Geschäftsführer Mirco Markfort.Alexander Schnobel kann angesichts des Erreichten „nachts ruhig schlafen“. Wohl wissend, dass am 4. März, also in knapp zehn Tagen, die alle drei Jahre anstehende Streckenabnahme durch den Weltmotorsport-Verband stattfindet. Und danach, so glaubt der Projektleiter, wird er sich sicher auch mal eine komplette Runde über die „neue alte Nordschleife“ gönnen.

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