Grüne im Kreis Vulkaneifel jagen alten Vorstand aus dem Amt

Daun/Gerolstein · Die Grünen im Kreis Vulkaneifel haben erneut einen Vorstand gewählt, da die Wahl kurz vor Weihnachten vom Landesschiedsgericht als unrechtmäßig eingestuft worden war: Neuer Geschäftsführer ist Dietmar Johnen, der Karl-Wilhelm Koch ablöst, als Sprecherin folgt Theresia Utters auf Peter Kühbach, den Job der Kassiererin übernimmt Ute Giershausen von Waltraud Rexrodt.

 Eiszeit oder Tauwetter, Kindergarten oder Kooperation? Der neue Vorstand der Grünen im Vulkaneifelkreis will sich dafür einsetzen, dass die Partei das ABC des Miteinanders wieder großschreibt. TV-Foto: Mario Hübner

Eiszeit oder Tauwetter, Kindergarten oder Kooperation? Der neue Vorstand der Grünen im Vulkaneifelkreis will sich dafür einsetzen, dass die Partei das ABC des Miteinanders wieder großschreibt. TV-Foto: Mario Hübner

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Der diskussionsfreudige Grünen-Kreisverband hat nicht einmal einen Monat nach der überraschenden Umbesetzung seines Vorstands ein neues Führungsgremium gewählt.

Grund dafür ist, dass die Dezemberwahl, die von gerade einmal sieben Stimmberechtigten unternommen worden war, als unrechtmäßig eingestuft wurde. Vor allem wurde bemängelt, dass die Einladung und Terminierung durch nur ein Vorstandsmitglied (Peter Kühbach aus Kelberg) erfolgt war.

Laut Satzung hätte dies der geschäftsführende Vorstand gemeinsam machen müssen. Aber mit Gemeinsamkeit war da schon nicht mehr viel: De facto war das Grünen-Leitungsgremium nicht mehr handlungsfähig, da erstens Kassiererin Waltraud Rexrodt bereits im November zurückgetreten war und der Posten nicht wiederbesetzt wurde. Zweitens hatten sich Kühbach und Geschäftsführer Edwin Kreitz aus Hillesheim nach TV-Informationen bereits seit Monaten überworfen.

Dennoch zog die kleine Gruppe im Dezember die Wahl durch und benannte zum neuen Geschäftsführer Karl-Wilhelm Koch aus Mehren, Ex-Kreistagsmitglied und ehemaliger Geschäftsführer der Kreisgrünen. Sprecherin wurde Kreistagsmitglied Eva Pestemer aus Kelberg, neue und alte Kassiererin Waltraud Rexrodt aus Daun. Das von verärgerten Parteimitgliedern angerufene Landesschiedsgericht der Grünen stellte daraufhin die Unrechtmäßigkeit der Wahl fest und annullierte sie. Damit hatte der alte Vorstand um Kreitz und Kühbach, der zu einem Notvorstand mit Grünen-Landesschatzmeisterin Britta Steck aufgestockt wurde, wieder Bestand.

Zur neu einberufenen Mitgliederversammlung unter Leitung von Steck und mit Unterstützung von Grünen-Landesgeschäftsführer Thomas Petry, ein Dauergast bei den Veranstaltungen in der Vulkaneifel-Grünen, kamen 27 Wahlberechtigte. Zunächst setzte die Versammlung mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit Kreitz und Kühbach ab, es folgte die Wahl eines neuen Vorstands. Mit großer Mehrheit wurde Dietmar Johnen, Fraktionsvorsitzender im Kreistag und Landtagsmitglied, zum neuen Kreisgeschäftsführer gewählt - ohne Gegenkandidaten. Sprecherin wurde eine Altbekannte: Theresia Utters aus Daun, die den Job bereits mehrere Jahre innehatte, setzte sich mit deutlicher Mehrheit gegen Eva Pestemer aus Kelberg durch.

Gleiches galt bei der Wahl der beiden Beisitzer. Hier unterlag Ex-Geschäftsführer Karl-Wilhelm Koch doppelt: zunächst gegen Ex-Geschäftsführer Rainer Klippel aus Wallenborn, der sich wegen Hausbaus vor gut einem Jahr zurückgezogen hatte. Und dann zog Koch auch gegen Dorothea Hafner aus Gerolstein den Kürzeren. Auf TV-Anfrage sagte Koch: "Ich möchte mich zu parteiinternen Auseinandersetzungen, die es durchaus gibt, derzeit nicht äußern." Nach Auskunft des neuen Vorstands hat Koch gegen die Abwahl der Dezember- und die Neuwahl der aktuellen Führungsriege Widerspruch eingelegt. Darüber ist noch nicht entschieden worden.

Der neue Vorstand hingegen ist froh und gibt sich zuversichtlich. So sagt Geschäftsführer Johnen: "Ich zähle darauf, dass wir jetzt endlich wieder Ruhe in den Kreisverband bekommen und nicht mehr einzelne wie Kampfhähne aufeinander losgehen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das mit der neuen Mannschaft klappt. Alle in den Vorstand Gewählten sind Leute des Ausgleichs." In die gleiche Kerbe schlägt Sprecherin Utters: "Ich habe große Hoffnung, dass im neuen Vorstand wieder konstruktiv und vertrauensvoll zusammengearbeitet wird, und wir uns endlich wieder mit Themen anstatt ausschließlich unserer Personalpolitik beschäftigen werden."

Johnen sieht jetzt zwei Hauptaufgaben: "Wir müssen und wir werden einen konzentrierten Wahlkampf machen und dann alles dafür tun, dass wieder Ruhe im Kreisverband einkehrt." Als Ziel für den 13. März ruft er ein Ergebnis zwischen 12 und 13 Prozent aus.Meinung

 Theresia Utters

Theresia Utters

Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"
 DietmarJohnen

DietmarJohnen

Foto: Sven Nieder (e_daun )

Hauptsache ZoffSeit einem Jahr (oder sind es elf oder 21 Jahre) schaffen es die Grünen im Kreis Vulkaneifel, sich bis zur Handlungsunfähigkeit zu zoffen. Dabei geht es weniger um Sachthemen als vielmehr um die immens großen Egos einzelner "Parteigrößen" und deren fehlende Teamfähigkeit und mangelnde Kompromissbereitschaft. Das tritt besonders dann offen zutage, wenn Posten zu verteilen sind. Für den Außenstehenden mag das unterhaltsam sein, für die Anhänger grüner Politik aber nur noch frustrierend. Weshalb sollte man eine Partei, die nur um ihrer selbst willen existiert, wählen? m.huebner@volksfreund.de

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