Gut fürs Personal, schlecht für die Kasse

Nach monatelangen Streiks steht der Tarifabschluss für die bundesweit 220 000 Beschäftigten in kommunalen Kindertagesstätten und Sozialeinrichtungen (der TV berichtete). Bleibt die Frage, woher das Geld kommen soll - und wie teuer das wird, zum Beispiel im Landkreis Vulkaneifel. Der TV fragte nach.

 Nachwuchs, ebenso lieb wie teuer: Nach dem Kita-Tarifabschluss werden die Personalkosten im Landkreis Vulkaneifel deutlich steigen. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Nachwuchs, ebenso lieb wie teuer: Nach dem Kita-Tarifabschluss werden die Personalkosten im Landkreis Vulkaneifel deutlich steigen. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Daun. Von November an gibt es mehr Geld für Erzieherinnen und weitere Mitarbeiter in Kindertagesstätten (Kitas) und Sozialeinrichtungen. Eine gute Nachricht für die Beschäftigten, eine teure für die Träger: "Wir haben noch nicht ausgerechnet, was das genau kostet", sagt Heinz Onnertz, Landrat des Vulkaneifelkreises.

Eines jedoch kann Onnertz bereits sagen: "Die Personalkosten für den Kreis steigen deutlich. Das wird sehr teuer." In der Kreisverwaltung hat man auf TV-Anfrage eine erste, schnelle Überschlagsrechnung aufgestellt. Zum Beispiel bei den Mitarbeitern in Jugendamt, Jobcenter und dem sozialpsychologischen Dienst des Gesundheitsamts: "Wir haben 19 Sozialarbeiter im Haus, die davon betroffen sind", sagt Pressesprecherin Verena Bernardy. "Wir gehen im Moment von rund 50 000 Euro Mehrausgaben im Jahr aus."

Das neue Entgelt-System wird sehr kompliziert



Bei den Erzieherinnen in den Kindergärten und Tagesstätten rechnet die Kreisverwaltung - sie trägt dort 40 Prozent der Personalkosten - mit Mehrausgaben von etwa 1000 Euro pro Person und Jahr. Bei den insgesamt 18 Kitas mit nahezu 100 Stellen sind das rund 100 000 Euro.

Hinzu kommen neun Tagesstätten in kirchlicher Trägerschaft mit 57 Beschäftigten. Hier übernimmt der Kreis ebenfalls 40 Prozent der Personalkosten, durch die Beteiligung der Gemeinden reduziert sich der Aufwand jedoch um etwa zwölf bis 15 Prozent. Mehrkosten im Jahr: rund 40 000 Euro.

Vorläufiges, nichtamtliches Endergebnis: alles in allem etwa 190 000 bis 200 000 Euro mehr, die der Landkreis Vulkaneifel ab November jährlich aufzubringen haben wird.

Eine exakte Bezifferung wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen - denn mit dem Tarifabschluss sind zugleich 16 neue "Entgeltgruppen" ("S 3" bis "S 18") entstanden. So wird in dieser neuen Tabelle geregelt, welche Mitarbeiter künftig wieviel Geld verdienen - je nach Tätigkeitsmerkmalen und Aufgabenbereich. "Das wird extrem kompliziert", sagt Heinz Onnertz.

Woher das Geld dafür kommen soll, weiß allerdings niemand. "Da wird das Defizit im Haushalt größer", fürchtet Verena Bernardy. "Das muss man ganz klar sagen." Sind Einsparungen möglich? "Nein", sagt Onnertz. Und sieht schwere Zeiten auf den Kreis zukommen: "Die Ausgabenschrauben im Sozial- und Jugendbereich werden immer weitergedreht. Wir können mit unseren Einnahmen die Pflichtaufgaben bald nicht mehr erfüllen."

Der Tarifabschluss soll laut Schätzungen bundesweit 500 bis 700 Millionen Euro im Jahr kosten. Städte und Gemeinden fordern deshalb Unterstützung vom Bund, um die Mehrbelastung finanzieren zu können. Extra Kindergärten: Wer bezahlt wieviel? Die Kreisverwaltung Vulkaneifel hat für den TV aufgelistet, wie die Personalkosten in Kindertagesstätten finanziert werden. Bei allen gilt: 17,5 Prozent werden durch Elternbeiträge gedeckt. Bei kommunalen Kitas bringt der Kreis 40 Prozent auf (angesiedelt beim Jugendamt), 27,5 Prozent das Land, 15 Prozent die Ortsgemeinde. Bei mindestens 15 Ganztagsplätzen ist die Verteilung etwas anders: 40 Prozent Kreis, 30 Prozent Land, 12,5 Prozent die Kommune. Bei Kindergärten in freier Trägerschaft (zum Beispiel kirchliche Kindergärten) übernimmt der Kreis 40 Prozent (die Gemeinden beteiligen sich aber mit 12,5 Prozent daran), 30 Prozent das Land, 12,5 Prozent der Träger. Sind 15 Ganztagsplätze eingerichtet, reduziert sich der Anteil des Trägers auf 10 Prozent, das Land überrnimmt dann 32,5 Prozent. (fpl)

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