"Ich bin der eigentlich Beschenkte"

Salm/Daun · Acht Jahre war der nigerianische Priester Ohajuobodo Oko Vikar in der Pfarreiengemeinschaft Daun. Nun hat ihn sein Heimatbistum zurückgerufen - und Sehnsucht nach seiner Familie und seinen Freunden hat Oko auch. Am Sonntag, 9. September, hält er seine letzten Gottesdienste in der Eifel, am 14. September fliegt er nach Hause.

 Der Blick auf die Salmer Hubertuskirche gehört für Ohajuobodo Oko schon bald der Vergangenheit an: Der nigerianische Priester kehrt zurück in seine Heimat. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Der Blick auf die Salmer Hubertuskirche gehört für Ohajuobodo Oko schon bald der Vergangenheit an: Der nigerianische Priester kehrt zurück in seine Heimat. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Salm/Daun. "Ich habe Sehnsucht nach Hause", sagt Ohajuobodo Oko, "und ich freue mich darauf, meine Familie und meine Freunde wiederzusehen." Vor 21 Jahren war der aus Nigeria stammende katholische Priester - "auf Wunsch des damaligen Bischofs und gegen den Willen meiner Eltern" - nach Deutschland gekommen (siehe Hintergrund).
menschen ganz nah


Vor acht Jahren kam er als Seelsorger in die Pfarreiengemeinschaft Daun ("unverhofft, aber erfreut"), zog zuerst in eine Wohnung in Weidenbach, später nach Salm. Zwar war er immer wieder auf Heimatbesuch in Nigeria: etwa als seine Eltern starben, 2004 und 2009.
Er besuchte mit dem "Freundeskreis Nigeria" sein Heimatland, und Abordnungen aus seinem Bistum waren in Trier und in der Eifel zu Gast, zuletzt bei der Heilig-Rock-Wallfahrt im Mai 2012 (der Trierische Volksfreund berichtete). Die Sehnsucht nach der Heimat blieb.
Nun ist es so weit: Am kommenden Sonntag feiert Vikar Oko seine letzten Gottesdienste in Niederstadtfeld und Deudesfeld. Fünf Tage später fliegt er von Frankfurt aus nach Hause. Oko lacht. "Dann gehört die Standardfrage meiner Nichten und Neffen, wann ich endlich komme, der Vergangenheit an." Er sei bereit, an der Entwicklung und dem Aufbau seines noch jungen Heimatbistums mitzuwirken, erklärt er.
Dasein in Freud und Leid


Als Seelsorger habe er vor allem gelernt, dass die Menschen hierzulande ihn besonders an den Schnitt-, Brenn- und Übergangspunkten ihres Lebens brauchten, in Freud und Leid. "Dann ist Zuhören das Wichtigste", sagt er und betont: "Bei vielen Gesprächen und Begegnungen war ich der eigentlich Beschenkte."
Er sei sehr dankbar für das Vertrauen, das die Menschen ihm entgegenbrachten. "Und ich danke denen, die mich manchmal oder immer wieder aus der Einsamkeit meiner Wohnung herausgelockt und mich zu sich oder zu Veranstaltungen eingeladen haben." Mit Freude erinnere er sich an die acht "Afrikatage", die zugunsten des Kirchenneubaus in seiner Heimatstadt und eines Gesundheitsfonds in seinem Heimatbistum gefeiert worden seien.
Den größten Dank schulde er seinen Freunden und ehemaligen Mitarbeitern aus dem Dekanatsteam, der Gemeindereferentin Stefanie Peters und den Pastoralreferenten Josef Langenfeld und Thomas Reichert. "Das ist eine ganz besondere, wunderbare Freundschaft", schwärmt er.
Die letzten Gelegenheiten zur Verabschiedung sind am Sonntag, 9. September. Dann hält Dr. Ohajuobodo Oko um 9 Uhr in Niederstadtfeld und um 10.30 Uhr in Deudesfeld die Messe.
Extra

Ohajuobodo Oko wurde 1963 als fünftes von sechs Kindern in einer Kleinstadt in Nigeria geboren. Er machte das Abitur und lernte Bürokaufmann. Unter anderem durch seine Berufstätigkeit im Generalvikariat seines Heimatbistums entwickelte sich der Wunsch, Theologie und Philosophie zu studieren und Priester zu werden. Nach dem Studium und der Promotion in Köln war die Priesterweihe 1995 in Nigeria. Parallel zu seiner Doktorarbeit war Oko als Vikar in Meckenheim bei Bonn tätig. Im August 2004 kam er auf Einladung des Bistums Trier in die Pfarreiengemeinschaft Daun, wo im Hinterbüsch mit Pater Johannes Schröder der zuständige Pastor plötzlich verstorben war. Okos Beauftragung wurde immer wieder verlängert - bis zur jetzigen Berufung an einen Lehrstuhl an der Theologischen Hochschule der nigerianischen Landeshauptstadt Enugu. Dort ist Ohajuobodo Oko ab dem 1. Oktober in der Priesterausbildung und als Organisationsberater des Bistums Awgu tätig. bb

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