Dorfentwicklung „Jede und jeder kann etwas bewegen“

Daun · Seit 2010 heißt es in der Verbandsgemeinde (VG) Daun „Wandel erfolgreich gestalten“, kurz „Wege“ genannt. Vor allem in den Dörfern soll es Antworten auf die demografischen Herausforderungen geben. Nun gab es ein Zwischenfazit und zwei neue Handlungsfelder.

 Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun „überrumpelt“ die Gäste: Werner Klöckner bittet um Schilderungen aus den Orten.

Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun „überrumpelt“ die Gäste: Werner Klöckner bittet um Schilderungen aus den Orten.

Foto: TV/Angelika Koch

Ein gut gelaunter Bürgermeister Werner Klöckner setzt voll auf „Überrumpelungstaktik“: Er hält überraschten Bürgern das Mikro vor den Mund mit der Bitte zu schildern, was sich bei ihnen vor Ort so tut. Und gerade die spontanen Äußerungen zeichnen ein echt lebendiges Bild des Landlebens.

Von Stillstand angesichts der viel beschworenen Bedrohung durch die demografische Entwicklung keine Spur. Der Anlass des Treffens im Forum in Daun, zu dem zahlreiche privat Interessierte und Gemeinde-Vertreter gekommen waren, hieß „Acht Jahre Wandel erfolgreich gestalten: Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?“

Die Frage, wo man steht, beantwortet sich nach acht Jahren schon mal beeindruckend: „Jede und jeder kann etwas bewegen“, betonte der Bürgermeister, der die treibende Kraft ist, dass sich möglichst viele auf den Weg machen. Seine Bilanz nach acht Jahren: „Unser Wege-Prozess unterscheidet sich von von anderen ländlichen Entwicklungsprozessen. Insgesamt sind bei uns bisher mehr als hundert verschiedene Initiativen gebündelt.“

Der Geograf Professor Gerhard Henkel, der als deutscher „Dorfpapst“ gilt und wegweisende Standardwerke zur Entwicklung des ländlichen Raums verfasste, habe das konsequente Bemühen um Fortschritte in der VG Daun sogar als einzigartig bezeichnet. In der Tat scheuten sich die Akteure  weder vor kleinen noch vor spektakulären Maßnahmen.

So gab es Vorträge zum Thema Gesundheit mit dem Medienstar der Medizin, Dietrich Grönemeyer. Für Inspirationen sorgen Exkursionen, sei es „nur“ nach Mückeln, das deutschlandweite Weihen als „Kerniges Dorf“ erhielt, oder weit weg ins steirische Vulkanland. Dort wird in den Gaststätten heimischer Saft statt Cola ausgeschenkt – das könnte auch für die VG Daun ein Vorbild sein.

Herzstück des Wege-Prozesses sind jedoch Zukunftskonferenzen in den Dörfern. Das Ziel: Sie sollen resilient werden. Das heißt, sie sollen den Gefährdungen der demografischen Entwicklung wie Leerstände oder Versorgungslücken in den Bereichen der Daseinsvorsorge widerstehen können.

Andrea Soboth vom Institut für Regionalmanagement, die den WEGE-Prozess begleitet, sowie Verena Welter und Daniel Weber vom Dauner Wege-Büro stellten die Handlungsfelder vor, die  sich in den Zukunftskonferenzen herauskristallisiert hatten und aus denen sich bereits konkrete Projekte ergaben.

Die „essbare Schule“ oder das Jugendprojekt „MyDaun“, Pflegeaktionswochen und Ausbildungspaten, Bürgerbusse oder Dorfgärten in Mehren, Dreis-Brück und Strotzbüsch oder „Niederstadtfelder helfen einander“ sind Beispiele für die vor Ort umgesetzten Projekte für alle Generationen, die den vorhergesagten Negativfolgen der Demografie die Stirn bieten.

Nicht jede der Initiativen ist allein ein Ergebnis des Prozesses: Manche Ansätze wie das Festival „Der Detze rockt“, „Daun spielt!“ oder das Standortmarketing der Wirtschaftsförderungsgesellschaft gab und gibt es auch unabhängig davon oder sind über die VG Daun hinaus ebenso auf Kreisebene aktiv.

Aber: Sie gehören untrennbar mit zur Dorf- und Landentwicklung, verfolgen dieselben Ziele wie der Wege-Prozess. Über die bereits bestehenden Handlungsfelder hinaus – zu denen unter anderem auch die Themen Naturschutz, Gemeinnützigkeit, Tourismus oder Energie gehören – wurden nun zwei weitere ausgemacht: Mehr Qualifizierung etwa für das Ehrenamt, steht auf der Agenda, aber auch ein Anschub für das kulturelle Leben in der Verbandsgemeinde.

 Der Bürgermeister „überrumpelt" die Gäste:Werner Klöckner bittet um Schilderungen aus den Orten. Foto: Angelika Koch

Der Bürgermeister „überrumpelt" die Gäste:Werner Klöckner bittet um Schilderungen aus den Orten. Foto: Angelika Koch

Foto: TV/Angelika Koch

Am Samstag, 24. November, findet von 10 bis 17 Uhr im Bürgerhaus Mehren eine Zukunftskonferenz für alle Kulturschaffenden und kulturell Interessierten statt. Infos und Anmeldungen unter 06592/939-225/227 oder wege@daun.de.

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