Kleinstes Tourismusdorf hat Großes vor

Gunderath · Gunderath, die kleinste Fremdenverkehrsgemeinde im Land, will Erholungsort werden und die touristische Infrastruktur ausbauen, um noch mehr Gäste anzulocken. Auf Gewerbesteuer aus dem Ferienpark setzt sie dabei nicht, da diese in der Vergangenheit nicht beziehungsweise nur sehr spärlich geflossen sind - trotz beachtlicher Übernachtungszahlen.

Gunderath. Wenn es nach den Übernachtungszahlen geht, dann ist das 120 Einwohner zählende Gunderath ein touristisches Schwergewicht in Rheinland- Pfalz. Denn ans Dorf angegliedert ist der Centerparcs Eifel (siehe Extra). Doch wer meint, die Gemeinde erhalte deswegen jährlich viel Gewerbesteuer, irrt. "Das ist aber nicht so - im Gegenteil", sagt Ortsbürgermeister Markus Theisen. Aber er freut sich darüber, dass der Park rund zehn Gunderather Bürgern einen Arbeitsplatz bietet.
Fakt ist: Die Ortsgemeinde hat 2011 9000 Euro Gewerbesteuer erhalten, im Etat 2012 waren 3800 Euro veranschlagt. Wer diese allerdings bezahlt hat, darauf gibt es aus dem Kelberger Rathaus mit Verweis auf das Steuergeheimnis keine Auskunft. Büroleiter Johannes Saxler sagt nur: "Grundsätzlich ist die Gewerbesteuer eine Gewinnsteuer. Und in der Regel ist es in einem Konzern wie Center Parcs so, dass nicht ein Standort alleine betrachtet wird." Und wenn für einen Standort kein Gewinn ausgewiesen wird, oder nur einer, der unter dem gesetzlichen Freibetrag liege, müsse eben keine Gewerbesteuer abgeführt werden.
Laut Kämmerin Karin Ternes werde der Gesamtgewinn auf die einzelnen Standorte verteilt - orientiert an den vor Ort ausgezahlten Arbeitslöhnen.
400 000 Übernachtungen


Zudem sei es so, dass Firmen kurz nach der Gründung in der Regel hohe Kosten hätten und daher auch nur selten in den ersten Jahren Gewinne erwirtschafteten. Und der Ferienpark in Gunderath hat schon mehrere Eigentümer- und Pächterwechsel sowie Neugründungen erlebt.
Auf die Gewerbesteuer angesprochen hält sich Parkmanager Boris Ege bedeckt: "Das sind vertrauliche Informationen." Ege verweist aber auf andere Zahlungen. Er sagt: "Der Ferienpark schüttet seit 2009 die Einnahmen aus einer freiwillig erhobenen Gästeabgabe in die Region aus, genauer gesagt, an die eigens dafür gegründete Tourismus-GmbH Oberes Elztal. Dies sind im Moment 50 beziehungsweise 60 Cent pro Übernachtung." Macht bei 400 000 Übernachtungen 200 000 bis 240 000 Euro. Somit beteilige sich der Park am Ausbau touristischer Infrastruktur.
Zudem verweist Ege darauf, dass jeder Feriengast statistisch gesehen rund 25 Euro am Tag zusätzlich ausgibt. Ege: "Die eine Hälfte davon verbleibt parkintern, die andere Hälfte gibt er außerhalb aus."
Auch wegen der Infrastruktur erhielt Gunderath, das seinen Gästen im Dorf 40 Betten bietet, im vergangenen Jahr vom Land die Anerkennung als Fremdenverkehrsort. Jetzt strebt das Dorf das Prädikat Erholungsort an. Hintergrund ist der Wille, die Vermarktung des Ortes in die eigenen Hände zu nehmen. Ortsbürgermeister Markus Theisen honoriert aber auch all die Projekte der Touristik GmbH Oberes Elztal, die den Ort attraktiver gemacht haben. Das Plus an Gästen spürten vor allem schon die beiden Restaurants im Dorf.
In den nächsten Jahren hat die schuldenfreie Gemeinde noch weitere Projekte geplant. "In diesem Jahr werden wir den Spielplatz erneuern. Zudem sollen die Bäche renaturiert werden, und wir wollen im Rahmen der Dorferneuerung einen Dorfplatz schaffen", sagt Theisen. Und: "Es wäre schön, wenn wir bald wieder ein Café im Dorf hätten."Extra

Der Center Parc Eifel in Gunderath wurde 1979 gegründet und gehört seit 15 Jahren einer niederländischen Familie. Die Betreiber des Ferienparks haben öfter gewechselt - zuletzt hat die Center-Parcs-Grand-Dorado-Gruppe übernommen. Der Park hat 460 Bungalows und 2012 rund 400 000 Übernachtungen. Er beschäftigt 280 Mitarbeiter, davon knapp 20 Auszubildende. Laut Parkmanager Boris Ege kommen "99 Prozent der Mitarbeiter aus der Region". mh

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