Knatsch um Gastronomie-Waggon geht weiter

DAUN. Das Theater um die Radlerkneipe "Zum Stellwerk" am Bahnhof Daun geht weiter. Die Betreiber fürchten um den Verlust ihres Stellplatzes. Denn ihrer Meinung nach will Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen den Waggon von dort weg haben - was jener bestreitet.

 Schlechte Aussichten: Die Gastwirte Renate und Michael Hoffrichter wollen ihre Dauner Waggon-Kneipe unbedingt am jetzigen Standort erhalten.Foto: Helmut Gassen

Schlechte Aussichten: Die Gastwirte Renate und Michael Hoffrichter wollen ihre Dauner Waggon-Kneipe unbedingt am jetzigen Standort erhalten.Foto: Helmut Gassen

Renate und Michael Hoffrichter, seit März 2003 Betreiber des "Stellwerks" am Dauner Bahnhof, haben Flugblätter gedruckt, die die Besucher zur Unterstützung für den Verbleib ihrer ungewöhnlichen Kneipe aufrufen. "Allein an einem Wochenende haben wir über 200 Unterschriften bekommen, dass der Waggon hier bleiben soll", erzählt Michael Hoffrichter. Hintergrund des Zanks um die Kneipe der Eisenbahnfreunde Vulkaneifel sind einige strittige Punkte. Tatsache ist: Hoffrichter hat keinen Pachtvertrag für die Kneipe und den Stellplatz, der der Stadt gehört. Er müsste einen Untervertrag mit den Eisenbahnfreunden abschließen, was wiederum die Stadt genehmigen müsste. Doch dazu ist es bis jetzt nicht gekommen, weil das Theater um einen - wohl gemerkt - "richtig aufgesetzten" Vertrag zwischen den Beteiligten sich weiter hin zieht. Es geht um Zusätze wie das Reinigen der stadteigenen Toilette im Bahnhof (der TV berichtete) und um einen möglichen Kauf des Waggons durch Hoffrichter. Zudem besitzt das Ehepaar keine auf seinen Namen ausgestellte Konzession für den Betrieb der Schank- und Speisewirtschaft. Daher hat die Verbandsgemeinde (VG) Daun jetzt ein Verfahren eingeleitet. Darin wird den Hoffrichters schon eine Strafe von bis zu 5000 Euro angedroht. Hinzu kam bei einem Ortstermin mit einem Vertreter der VG, Bürgermeister Jenssen sowie den Besitzern des Waggons, Klaus Manderscheid und Udo Stritzke, noch ein anderes Problem: "Jenssen hat mir von einem Kauf abgeraten, da der Waggon im Oktober im Zuge des neuen Bahnhofskonzepts sowieso weg müsse. Dies wäre auch mit den Eigentümern des Waggons so abgesprochen gewesen", berichtet Hoffrichter, "Keiner hat uns je so etwas gesagt, wir waren ganz perplex." Renate Hoffrichter bestätigt diese Aussage: "Herr Jenssen hat klipp und klar gesagt, dass wir diesen Platz nicht mehr bekommen". Dem widerspricht der Stadtbürgermeister energisch: "Das stimmt absolut nicht, da war nie die Rede davon. Ich habe den Hoffrichters lediglich in ihrem eigenen Interesse vom Kauf abgeraten, um die Gesamtentwicklung des Bahnhofskonzepts abzuwarten und wie sich der Waggon in die Planung einfügt. Außerdem habe ich ihnen nahegelegt, einen Unterpachtvertrag mit den Eisenbahnfreunden bis zum Oktober abzuschließen." Die Stadt werde den bis Ende des Jahres laufenden Vertrag mit den Eisenbahnfreunden wahrscheinlich kündigen. Über die Entwicklung der Fläche, auf der der Waggon steht, gebe es noch keine Entscheidung.Wirt will weiterhin Waggon kaufen

Die Gaststättenerlaubnis läuft auf die Eigentümer und nicht - wie Hoffrichters irrtümlich annahmen - auf das Objekt. Zwischenzeitlich hat Michael Hoffrichter bei der Stadt eine Konzession beantragt, die er auch sicher bekommt. Der Betrieb der Kneipe wurde ihm dabei auch weiterhin gestattet - mit der Maßgabe, dass alles ordnungsgemäß geregelt wird. Er will weiterhin den Waggon kaufen, ist aber nicht bereit, sich aufs Abstellgleis schieben zu lassen: Die Stadt will mehr Parkplätze auf dem Minninger-Gelände und vielleicht auch auf dem Platz des Waggons einrichten. Für die Radlerkneipe bliebe ein nach Ansicht der Hoffrichters unattraktiver Standort: "Wir wollten eigentlich den Bahnhof wiederbeleben, den Radfahrern, Wanderern und Reisenden des Schienenbusses etwas bieten und deshalb auch einen Schlafwaggon aufstellen. Ich weiß nicht, was Herr Jenssen überhaupt unter Tourismus versteht", sagt Hoffrichter. Den Stadtbürgermeister sieht er als Verhinderer seiner Gastronomie-Pläne. Sollte der Waggon weg müssen, will Hoffrichter umsiedeln. "Dann gehe ich eben in eine andere Gemeinde am Radweg", sagt er.

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