Lärm, Staub und Stress sind Vergangenheit

GEROLSTEIN. Nach vierjähriger, von Lärm, Staub und Stress geprägter Bauzeit sind die Modernisierung und der Ausbau des St.-Elisabeth-Krankenhauses abgeschlossen. Besonders die Erweiterung der Psychiatrie wurde beim Festakt mit Ministerin Malu Dreyer gewürdigt. Rund zehn zehn Millionen Euro hat der Umbau gekostet.

Krankenhaus-Umbauten dürften nicht zu den Themen gehören, die permanent die Aufmerksamkeit und Anwesenheit der Gesundheitsministerin erfordern. Und doch nahm die rheinland-pfälzische Amtsinhaberin Malu Dreyer an der Feier zum Abschluss von Umbau und Erweiterung des St.-Elisabeth Krankenhauses teil. Dies war bereits ihr zweiter Besuch in der Brunnenstadt in dieser Angelegenheit. Das darf als Zeichen besonderen Interesses gewertet werden - für das Vorhaben im Speziellen, aber auch für das, was dahinter steckt: die Dezentralisierung von Krankenhaus- und Arzt-Leistungen. Oder, wie die Ministerin es formulierte: "Die Hilfe zu den Menschen bringen." Dass das Land acht der insgesamt rund zehn Millionen Euro in das Gerolsteiner Vorhaben gesteckt hat, dürfte die Reiselust von Malu Dreyer in die Eifel zusätzlich gefördert haben. Für weitere Besuche sei sie "sehr willkommen" sagte Krankenhausdirektor Karl-Heinz Schmeier zur Ministerin. Er ließ durchblicken, dass es an weiteren Ideen nicht mangele. Die vierjährige Bauzeit charakterisierte er als "schwierig" und dankte sowohl den Patienten als auch dem Personal, "dass sie trotzdem weiterhin zu uns gekommen sind" - wenn auch zwangsweise. Freiwillig gekommen war neben rund 60 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Gesundheits- und Sozialwesen auch der Vertreter des anderen Investors, die Marienhaus GmbH. Die ist Träger des Krankenhauses und hat zwei Millionen Euro für Umbau, Modernisierung und Erweiterung - allen voran die Ausweitung der Psychiatrie - aufgebracht. Marienhaus-Geschäftsführer Bernd Molzberger dankte dem Land für die finanzielle Unterstützung und sagte über das nun sichtbare Ergebnis: "Es ist ein Schmuckkästchen, das hier durch Neubau und Sanierung entstanden ist." Zur Motivation der Marienhaus GmbH meinte er: "Gerade wir als christlicher Träger sind den kranken Menschen besonders verpflichtet."Zeichen für Gleichberechtigung

Weniger von Pflichten, aber doch von Zielen, die mit dem Ausbau des Gerolsteiner Krankenhauses und besonders der Psychiatrie verbunden seien, sprach die Ministerin: Neben der Dezentralisierung gehe es besonders um die Entstigmatisierung psychisch Kranker. "Es ist der richtige Weg, die Psychiatrie in das Allgemein-Krankenhaus aufzunehmen." Allein damit würde ein Zeichen gesetzt - für die Gleichberechtigung von Erkrankungen: hier der gebrochene Arm, dort das außer Kontrolle geratene Hirn. Zunächst rein betriebswirtschaftlich ging Stefan Thielscher, ärztlicher Direktor und Chefarzt der Psychiatrie, das Thema an. Er findet das nun abgeschlossene Projekt sinnvoll - selbst wenn man es isoliert aus finanzieller Sicht betrachten würde: Schließlich zählten die seelischen Krankheiten zu denen, die die höchsten Folgekosten verursachen, wenn sie nicht behandelt werden. Ein Thema griff er besonders heraus und appellierte an alle Anwesenden, allen voran die politisch Verantwortlichen: "Vor allem den Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen muss mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht werden. Je früher die Therapie einsetzt, desto größer die Erfolge." Bedarf bestehe, so Thielscher. Dank und Anerkennung sprach der Experte den Verantwortlichen aus, die dazu beigetragen haben, dass zum einen die Versorgung psychisch Kranker in der Eifel nun sichergestellt sei, zum anderen der Psychiatrie angemessen Bedeutung beigemessen werde. Zu Zeiten von Sigmund Freud (1856 bis 1939), dem Wegbereiter der Psychoanalyse, kapitulierte die Ärzteschaft regelmäßig bei der Behandlung von Nervenkrankheiten gemäß dem Motto: "Da kann man eben nichts machen." Zum heutigen Stand brachte Thielscher ein Beispiel: So habe erst kürzlich die Mitarbeiterin einer großen Krankenkasse für die Behandlung eines Schizophrenen die Finanzierung von 16 Tagen bewilligt. Thielscher: "Das, meine Damen und Herren, das ist Fortschritt."

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