Mit etwa 160 PS durchs Dorf

Steiningen · Steiningen "Je nach Wetter kommen zwischen 60 und 160 Pferde zur Segnung nach Steiningen", sagt Ortsbürgermeister Reinhold Schäfer. Der Brauch hält sich nunmehr seit 268 Jahren, immer am Ostermontag und nur unterbrochen während der Kriegsjahre.

 In Steiningen spendet der Pfarrer vom Pferderücken aus den Segen für Ross und Reiter. Foto: Veranstalter

In Steiningen spendet der Pfarrer vom Pferderücken aus den Segen für Ross und Reiter. Foto: Veranstalter

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Warum in Steiningen, einem kleinen Ort mit etwas mehr als 200 Einwohnern?
"Es könnte mit dem Namenspatron unserer Kirche zusammenhängen", vermutet Schäfer. Das ist der heilige Mauritius, der in manchen Gegenden auch gleichzeitig als Schutzpatron der Reiter gilt. So kommen denn aus der Umgebung von etwa 30 Kilometern Ross und Reiter nach Steiningen, um den Segen des heiligen Mauritius zu erhalten, der die Tiere vor Krankheiten schützen soll. "Manche reiten bis hierher, andere von weiter weg kommen mit Pferdehängern", weiß der Ortsbürgermeister. Das seien sowohl Vereine als auch Einzelpersonen. Sehr selten seien heute noch Kaltblüter zu sehen, die früher von den Bauern als Arbeitstiere gehalten wurden. "Gerade in den fünfziger Jahren prägten sie durchweg das Bild bei der Pferdesegnung", sagt Schäfer.
Die Zeiten haben sich geändert, heute gibt es nur noch vereinzelt Kaltblüter, und wenn, dann sind sie meist vor Kutschen gespannt. Ansonsten kommen Pferde in allen Größen zur Segnung, vom Pony bis zum edlen Dressurpferd. Relativ neu ist auch, dass der Pfarrer auf dem Pferd sitzt, "wenn er sich traut", lacht Schäfer. Pfarrer Carsten Rupp, der die Segnung vornimmt, "hat sich in den vergangenen Jahren getraut und wird es auch wieder", das weiß Schäfer schon jetzt, "er bekommt ein extra ruhiges Pferd aus Demerath".
Hoch zu Ross wird der Kirchenmann also am Ostermontag, 17. April, an der Kreuzung bei der Kirche auf die gläubigen Menschen mit ihren Tieren warten, die sich zunächst auf dem Festplatz in der Meisericher Straße versammeln werden.
Auf einem Rundweg um den Ort reiten sie bis zur Kirche und passieren den Pfarrer, der jedes einzelne Tier segnen wird, natürlich auch die Kutschpferde und ihre Fahrer gleich mit. "Alle Reiter erhalten von uns als Erinnerung eine Plakette mit dem Ortswappen und dem Datum", sagt Schäfer, und im Anschluss an die Segnung können sich die Gäste im Festzelt gemütlich zusammensetzen, während ihre Pferde mit Wasser und Futter auf der Festwiese versorgt sind. Vor allem Kinder freuen sich an dem Tag auf die Tiere, "denn dann dürfen sie die Pferde streicheln und auch mal aufsitzen", sagt Schäfer.

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